Ergebnisse einer internationalen Studie unter UKE-Leitung veröffentlicht
Eine seltene Erkrankung der Speiseröhre kann neuesten Erkenntnissen zufolge sehr erfolgreich mit einer schonenden endoskopischen Behandlung durchgeführt werden. Die Methode ist genauso erfolgreich wie ein chirurgischer Eingriff, der bislang als Standardverfahren galt. Das hat eine multizentrische klinische Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ergeben, deren Ergebnisse im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden.
Die Achalasie ist eine seltene Erkrankung der Speiseröhre, die erhebliche Schluckbeschwerden hervorrufen kann. „Ursache ist eine dauerhafte Verkrampfung des am unteren Ende der Speiseröhre gelegenen Schließmuskels, so dass Nahrung nicht oder nur unvollständig in den Magen gelangt“, erläutert Prof. Dr. Thomas Rösch, Direktor der Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie des UKE. Herkömmliche Behandlungsverfahren sind entweder wiederholte Ballonaufdehnungen, die unter Röntgenkontrolle während einer Endoskopie durchgeführt werden, oder aber eine Operation mittels Schlüssellochchirurgie, bei der der Schließmuskel der Speiseröhre durchtrennt wird.
Endoskopisches Verfahren verbessert Speiseröhrenfunktion und Lebensqualität
„Die Perorale Endoskopische Myotomie, POEM genannt, ist eine neu entwickelte Behandlungsform, die die Durchtrennung des Speiseröhren-Schließmuskels ausschließlich während einer Endoskopie, also ohne chirurgischen Eingriff, ermöglicht“, erklärt Studienleiterin Dr. Yuki Werner. Außergewöhnlich bei diesem neuen Verfahren sei, dass trotz der Durchtrennung der muskulären Barriere kaum Bakterien von der Speiseröhre in die Bauchhöhle gelangen, so dass schwere und lebensbedrohliche Entzündungen ausblieben.
In einer klinischen Studie, die an acht Behandlungszentren in sechs europäischen Ländern durchgeführt wurde, wurden Endoskopie und Chirurgie bei 221 Patienten miteinander verglichen. Der Verlauf wurde zwei Jahre lang beobachtet. Ergebnis: Beide Verfahren waren nahezu gleich erfolgreich (Endoskopie 83,0 Prozent versus Chirurgie 81,7 Prozent), was sich in annähernd identischen Verbesserungen der Speiseröhrenfunktion und der Lebensqualität niederschlug. Akute Komplikationen traten bei der endoskopischen Behandlung (2,7 Prozent) seltener auf als bei dem chirurgischen Verfahren (7,3 Prozent). Dr. Werner: „Allerdings war nach zwei Jahren die Refluxrate bei endoskopisch behandelten Patienten höher. Dies müssen wir in Zukunft weiter untersuchen.“
Fazit Prof. Rösch: „Die Einführung der endoskopischen Arbeitstechnik POEM hat weltweit einen Innovationsschub in den gastroenterologischen und viszeralchirurgischen Bereichen ausgelöst. Vergleichende Studien mit etablierten Therapieverfahren sind von großer Bedeutung für die klinische Praxis und damit für die behandelten Patientinnen und Patienten.“
Die internationale, vom UKE geleitete Studie wurde durch mehrere, vor allem Hamburger Stiftungen gefördert.
Prof. Dr. Thomas Rösch
Klinik und Poliklinik für Interdisziplinäre Endoskopie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-50098
t.roesch@uke.de
Werner Y, Rösch Th, et al. Endoscopic or Surgical Myotomy in Patients with Idiopathic Achalasia, N Engl J Med 2019; 381:2219-29. DOI: 10.1056/NEJMoa1905380
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