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26.11.2003 14:36

Fachhochschule Coburg: Auch fünf Prozent Kürzung sind noch zu viel!

Richard Bayer Referat Marketing und Kommunikation
Fachhochschule Coburg

    Amtierender Präsident der FH Coburg geht davon aus, dass auch eine Kürzung von 5% aus dem Haushalt der Fachhochschulen nicht zu realisieren ist / Studiengebühren sind nur sinnvoll, wenn Stipendienmodelle parallel entwickelt werden / Clusterbildungen müssen den Regionen und den Hochschulen entsprechen.

    Stellungnahme des Vizepräsidenten und Vertreter im Amt des Präsidenten der Fachhochschule Coburg, Prof. Werner Reiners-Kröncke, zu den verschiedenen Diskussionsthemen um Sparmaßnahmen im Wissenschaftshaushalt des Freistaats Bayern.

    "Mittelkürzungen

    Der Ministerrat hat am 25. November 2003 beschlossen, die für das Jahr 2004 ange-kündigte Mittelkürzung von 10 % im Wissenschaftshaushalt auf 5 % zu reduzieren. Es wird davon gesprochen, dass damit die Hochschulen geschont werden.

    Die Reduzierung des Einsparbetrages ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber selbst 5 % Einsparungen sind für die Fachhochschulen in Bayern noch zu viel und nicht zu verkraften. Die Fachhochschulen befinden sich zur Zeit schon in einer Mangelsituation, da sie bei ausgewiesenen 37.200 Studienplätzen 64.000 Studierende verkraften müssen und mit einer weiteren, deutlichen Steigerung der Studierendenzahl bis 2010 zu rechnen ist.
    Aus dieser Situation heraus noch sparen zu müssen bedeutet, egal wie hoch der Prozentsatz ausfällt, eine Vergrößerung der Mangelverwaltung und damit einhergehend einen unvermeidbaren Qualitätsverlust.

    Von mir durchgeführte Berechnungen haben ergeben, dass eine 10%ige Kürzung nicht realisierbar ist. Selbst eine 5%ige Kürzung, die wegen fixer Personalkosten allein aus dem Sachmittelhaushalt zu erbringen wäre, würde meiner Hochschule unter Berücksichtigung bereits für das Jahr 2004 feststehender Ausgaben sowie aller bekannten Kürzungen und Haushaltssperren einen verfügbaren Rest von 64.000 Euro belassen. Von dieser Summe müßten alle Sachkosten (z.B. Bibliotheksausgaben, Lehraufträge, Lehrmittel, Verwaltungskosten, usw.), für die sonst rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung stehen, bestritten werden.

    Damit ist meine Hochschule im Jahre 2004 nicht zu führen !!!

    Studiengebühren

    Nach meiner Meinung, muss man, um diese Diskussion in all` ihren Dimensionen zu verstehen, sie karikieren: Gehen wir einmal davon aus, dass wir ab der 10. Klasse der allgemeinbildenden Schulen ein Schulgeld und für alle Auszubildenden in den Betrieben ein Lehrgeld einführen, dann passt auch eine Studiengebühr für ein Erststudium in die Landschaft. Dann zahlen alle, die sich in einer Ausbildung befinden, die über eine Grundversorgung hinaus geht.

    Es ist erst einmal das Urteil aus Karlsruhe abzuwarten, das in die diese Diskussion Klarheit bringt.

    Zur Zeit ist der Meinungs- und Diskussionsstand, auch in den Hochschulen, uneinheitlich. Es besteht aber über alle Grenzen hinweg Einigkeit darüber, dass Studiengebühren - wenn sie eingeführt werden sollten - in den Hochschulen verbleiben müssen und nicht in einem allgemeinen Staatshaushalt "verschwinden" dürfen.

    Ferner besteht Einigkeit darüber, dass Studiengebühren einhergehen müssen mit einem gut ausgebauten Stipendienmodell, so wie es auch in den Ländern realisiert ist, die Studiengebühren erheben. Studiengebühren dürfen nicht zu einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft" führen, die nur noch die jungen Menschen in den Hochschulen hat, die es sich aufgrund des Einkommens der Eltern leisten können.

    Studiengebühren, die nicht an den Hochschulen verbleiben und die nicht von Stipendienmodellen begleitet sind, konterkarieren auch für meine Hochschule das bildungspolitische Ziel, mehr jungen Menschen eine gute Hochschulausbildung zu ermöglichen.

    Cluster- und Schwerpunktbildung

    Es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass ein gesamt-bayerisches Hochschulprofil mit gut ausgebauten und spezialisierten Standorten ein Zukunftsplan ist, der sei-nen Charme hat. Die Realisierung solch eines Hochschulprofils bedeutet aber auch - und dies ist dann auch öffentlich einzugestehen - dass man von der bisherigen Prämisse, dass in den Regionen eine allgemeine "Hochschulgrundversorgung" vorhanden sein soll, abgeht. Der Hinweis der Staatsregierung auf die Notwendigkeit einer Elite-Förderung oder des Ausbaues von Exzellenz-Centern darf aber nicht dazu führen, dass eine Breitenbildung vernachlässigt wird. Spitzensport ist auch nur auf der Basis des Breitensports möglich!

    Meine Hochschule ist in ihrer Region in diesem Bereich gut aufgestellt. Automobil-Technik im weitesten Sinne, Car-IT, Versicherungs- und Finanzwirtschaft, Gesundheit, Wellness und Tourismus sowie Design sind Bereiche, die wir schon besetzen oder die wir besetzen wollen, wenn uns die Sparbeschlüsse hier nicht behindern. Es sind auch alles Bereiche, die sich in der regionalen Wirtschaft mit großer Bedeutung darstellen oder die sich in den Entwicklungsplanungen für Oberfranken mit höchster Priorität finden lassen - was uns von externer Seite mehrfach bestätigt wurde.

    Meine Hochschule ist also an regionale Schwerpunkte angepasst, oder sie wird sich anpassen, wenn sie nicht in ihrer Entwicklung behindert oder beschnitten wird.

    Coburg, 26. November 2003

    gez. Prof. Werner Reiners-Kröncke
    Vizepräsident und Vertreter im Amt des Präsidenten"

    Ein Foto von Vizepräsident Prof. Reiners-Kröncke finden Sie unter:
    www.fh-coburg.de/=?61.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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