Kein Kohleabbau mehr, keine Erdöl-Förderung – und was kommt dann?
Wissenschaftler*innen untersuchen in vier europäischen Regionen die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Auswirkungen des Ausstiegs aus der fossilen Energiegewinnung
Westmakedonien in Griechenland, Schlesien in Polen, Ida-Virumaa in Estland und das rheinische Bergbaugebiet in Deutschland sind vier stark von fossilen Brennstoffen geprägte und abhängige Regionen. Diese vier europäischen Regionen werden jetzt durch das europäische Verbundprojekt „Kohlenstoffintensive Regionen im Wandel – Herausforderungen des Strukturwandels“ (Carbon Intensive Regions in Transition – Unravelling the Challenges of Structural Change, CINTRAN) erforscht. Seitens der TU Berlin leitet Dr. Pao-Yu Oei, Nachwuchsgruppenleiter der Forschungsgruppe „CoalExit“ am TU-Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik, das Vorhaben. Das gesamte Projekt wird innerhalb des EU-Programms Horizon 2020 mit drei Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren gefördert.
„Um die Klimaschutzziele der EU sowie die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, ist es unvermeidlich, dass die EU den Verbrauch fossiler Brennstoffe im Energiesektor einstellt und die von fossilen Brennstoffen abhängigen Industrien dekarbonisiert. Diese Industrien sind in der EU jedoch nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentrieren sich auf eine Reihe kohlenstoffintensiver Regionen wie die vier genannten“, sagt Dr. Pao-Yu Oei.
Die Dekarbonisierung wird zu tiefgreifenden strukturellen Veränderungen in den Kohle, Erdöl und Erdgas fördernden Regionen führen. Wie sich dieser Umstrukturierungsprozess mit seinen Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft, die Arbeitsmärkte sowie die soziale, politische, kulturelle und demografische Zusammensetzung konkret vollzieht, das werden die Wissenschaftler*innen europäischer Universitäten und Forschungsinstitute zusammen mit lokalen Akteuren in den vier genannten Regionen in den kommenden vier Jahren untersuchen. „Wenn diese strukturellen Veränderungen nicht gut gemanagt werden, können sie schwerwiegende wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwälzungen, sowie verschärfte soziale Ungleichheiten und Verwerfungen verursachen“, sagt Dr. Pao-Yu Oei. Um diese Konsequenzen zu minimieren, sei es deshalb notwendig, die Muster und Dynamiken des Strukturwandels als Reaktion auf die Dekarbonisierung auf regionaler Ebene zu verstehen und zu analysieren, welche Parameter das Transformationstempo und die Fähigkeit der regionalen Akteure bestimmen, alternative Strukturen aktiv zu gestalten.
Westmakedonien (Braunkohle), Schlesien (Steinkohle), Ida-Virumaa (Schieferöl) und das rheinische Bergbaugebiet (Braunkohle) wurden ausgewählt, um unterschiedliche Brennstoffe, den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung, die Diversifizierung der regionalen Wirtschaft, die politische Wirtschaft und die räumliche Zusammensetzung abzudecken. Dr. Pao-Yu Oei: „Die Unterschiedlichkeit der Regionen wird es uns ermöglichen, verallgemeinernde Erkenntnisse über die Muster und die Dynamik der Dekarbonisierung und die entsprechenden Strukturanpassungen abzuleiten, die für alle kohlenstoffintensiven Regionen in der EU und ihren Nachbarländern relevant sein werden.“
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr. Pao-Yu Oei
TU Berlin
Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik
Tel.: 030 314-75846
E-Mail: pyo@wip.tu-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Energie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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