"Die Implantologie ist der größte Wachstumsbereich in der Zahnheilkunde", erklären Experten auf der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Implantologie in Göttingen. Sie ist vom "Lückenbüßer" zu einem etablierten Verfahren geworden. Implantate verbessern nicht nur die Lebensqualität. Sie verhindern den Verlust von gesunder Zahnsubstanz und können dem gefürchteten Knochenschwund in zahnlosen Kieferabschnitten vorbeugen.
Im Jahr 2000 zogen Zahnärzte in Deutschland insgesamt 13,5 Millionen Zähne. Seit Anfang der 90er Jahre ist diese Zahl weitgehend konstant geblieben. Im Schnitt fehlen den Bundesbürgern schon in der Lebensmitte zwischen 35 und 44 Jahren sechs (im Westen) bis acht (im Osten) Zähne. Bei den Senioren jenseits des 65. Lebensjahres sind die Lücken noch zahlreicher: Ihnen fehlen zwischen 20 und 23 Zähnen, ein Viertel ist völlig zahnlos.
Gehen bei jüngeren Patienten einzelne Zähne verloren, werden diese zumeist nicht ersetzt: Die Zahnersatz-Quote liegt nur bei 35 Prozent. Erst wenn der Zahnverlust zunimmt, wächst auch die Zahnersatz-Quote: Bei älteren Patienten werden drei Viertel der verloren gegangenen Zähne ersetzt und völlig zahnlose Menschen tragen in Deutschland fast ausnahmslos Prothesen.
Das verhinderte Lächeln. Mehr als die Hälfte der Patienten, die einen herausnehmbaren Zahnersatz haben, sind damit nicht zufrieden - Männer übrigens häufiger als Frauen. Dies belegt eine aktuelle Untersuchung zur mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität in der Bevölkerung. "Der Zahnersatz sitzt schlecht", sagen 58,9 Prozent der Patienten, 50,9 Prozent klagen, dass er drückt. Beim Essen beeinträchtigt fühlen sich 34,1 Prozent und 17,7 Prozent vermeiden es sogar, zu lächen.
Die Implantologie ist der größte Wachstumsbereich in der Zahnheilkunde. 1980 ließen sich gerade einmal 5000 Menschen künstliche Zahnwurzeln aus Titan als Träger für festsitzenden Zahnersatz implantieren. Mittlerweile ist die Zahl auf 180000 gestiegen. Bis zum Jahresende werden Zahnärztinnen und Zahnärzte 450000 Implantate eingepflanzt haben. Die jährlichen Zuwachsraten liegen bei zehn Prozent. Studien belegen, dass die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bei implantatgestütztem Zahnersatz deutlich besser ist als bei konventionellen Prothesen.
Die Bedeutung der Implantologie lässt sich auch an den steigenden Mitgliederzahlen der Deutschen Gesellschaft für Implantologie ablesen, die 2004 zehn Jahre alt wird: Mit 3500 Mitgliedern ist sie auf dem Gebiet der Implantologie die größte wissenschaftliche Fachgesellschaft Europas.
"Dank der Fortschritte auf dem Gebiet der Implantologie sind wir heute in der Lage, bei Zahnverlust den Zustand des Gebisses wieder komplett und erfolgreich zu restaurieren", erklärt Dr. Dr. Roland Streckbein, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. "Aus einem "Lückenbüßer" und Notnagel für prothetisch unhaltbare Zustände", so der Limburger Experte weiter, "ist eine etablierte Therapierichtung geworden, die fest in der Zahnheilkunde verankert ist." Inzwischen seien alle Teilgebiete der Zahnmedizin von den Methoden der Implantologie und deren Forschungserkenntnissen durchdrungen.
Es geht nicht nur um Ästhetik. Es gibt neben ästhetischen auch medizinische Gründe, warum verloren gegangene Zähne möglichst frühzeitig ersetzt werden sollten. In zahnlosen Kieferabschnitten beginnt beispielsweise der Knochen im Laufe der Zeit zu schrumpfen, weil er nicht mehr ausreichend belastet wird. Mit Hilfe von Implantaten können Zahnärzte dabei bereits einzelne Zähne ersetzen, ohne dass gesunde Nachbarzähne beschliffen werden müssen, um an ihnen den Zahnersatz zu verankern. "Auch heute noch werden bei seitliche fehlenden Zähnen fast automatisch Brücken eingesetzt ohne den Patienten über die Vorteile von Implantaten zu informieren ", so Streckbein. Dadurch werde nicht nur Zahnsubstanz geopfert, sondern unter den Brücken setzt auch der Knochenverlust ein.
Hohe Erfolgsrate. "Studien belegen, dass der Kau- und Tragekomfort von implantatgetragenen Totalprothesen für den Unterkiefer deutlich höher liegt als jener herkömmlicher Prothesen", erklärt Professor E. Jürgen Richter von der Universität Würzburg. Noch fehlen der Implantologie die allerhöchsten Weihen der so genannten Evidenz-basierten Medizin, welche die Wirksamkeit von Therapien nach strengen wissenschaftlichen Kriterien und aufgrund der Analyse vieler Studien beurteilt. Gleichwohl belegen zahlreiche Studien, dass Implantate bei korrekter Pflege viele Jahre halten. Richter: "Die meisten, etwa 94 Prozent, sind nach zehn Jahren noch in perfektem Zustand. Nach 15 Jahren sind noch 90 Prozent intakt." Ähnlich hoch sind auch die Erfolgsraten bei Einzelzahnimplantaten, wenn diese gedeckt und ohne Belastung einheilen. Durch Studien gesichert ist auch, dass Implantate ebenfalls gute "Überlebensraten" haben, wenn ein zu dünner Oberkieferknochen zunächst mit Knochenersatzmaterialien zur Kieferhöhle hin verstärkt wurde.
Pressestelle DGI
Barbara Ritzert
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
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