Wie zuverlässig sind "Zyklustester"? / Studie in der Fachzeitschrift "Human Reproduction" bewertet Verfahren zur natürlichen Familienplanung
Sogenannte "Zyklustester", die zur natürlichen Familienplanung eingesetzt werden, sollten dringend auf ihre Zuverlässigkeit überprüft werden, empfehlen Ärzte aus Düsseldorf und Heidelberg als Konsequenz ihrer Untersuchung, die heute in der führenden europäischen Fachzeitschrift "Human Reproduction" veröffentlicht wird und erstmals die Zuverlässigkeit dieser Verfahren bewertet. Sie weisen darauf hin, dass es bislang kaum unabhängige Studien dazu gibt und dass sich die Testsysteme erheblich in Preis und Effektivität unterscheiden. Am sichersten sei die Selbstbeobachtung durch die Frau.
"Mindestens 15 Prozent aller Paare verlassen sich bei der Verhütung auf natürliche Methoden", erklärt Dr. Petra Frank-Herrmann, Frauenärztin an der Abteilung Gynäkologische Endokrinologie der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg. Wenn es um Kinderwunsch gehe, setzten rund ein Drittel der Paare auf natürliche Methoden, um die fruchtbaren Tage festzustellen, sagt die Gynäkologin, die an der Heidelberger Frauenklinik eine Zyklussprechstunde anbietet. Der Initiator der Studie, Prof. Dr. Günter Freundl von der Abteilung für Reproduktionsmedizin der Städtischen Kliniken Düsseldorf, weist darauf hin, dass es für diese Paare sehr wichtig ist, zuverlässige Informationen über die Effektivität der Testsysteme zur Verfügung zu haben.
In der Pilotstudie, die von der Stiftung Warentest gefördert wurde, benutzten 62 Frauen drei Monate lang verschiedene Zyklustester. Die fruchtbaren Tage wurden von den Ärzten zusätzlich mit Hilfe von Hormontests und Ultraschalluntersuchungen des Eierstocks akkurat festgestellt. Aus dem Vergleich der Ergebnisse ermittelten die Wissenschaftler einen "Qualitätsindex". Liegt dieser unter 0,5, so sollten diese Systeme bei umfangreicheren Testungen gar nicht mehr berücksichtigt werden.
Falsche Ergebnisse bei Schleimtests / Computer erhöhen nicht die Sicherheit
Vor allem Minimikroskope, mit deren Hilfe Proben des Speichels oder Gebärmutterhalsschleimes untersucht werden, sind zu mehr als 50 Prozent ungenau. Unter dem Mikroskop wird die veränderte Schleimkonsistenz, die ein Anzeichen für Fruchtbarkeit ist, beurteilt. In der Studie wurden unfruchtbare Tage zu häufig anzeigt. Dagegen waren Systeme, die sich der Auswertung der Körpertemperatur und der Beobachtung körperlicher Veränderungen wie des Gebärmutterhalsschleimes bedienen, akkurat und zeigten keine falsch negativen Ergebnisse. Dies gilt insbesondere für die einfache Selbstbeobachtung der Frauen ohne Zusatzgeräte. Um die fruchtbaren Tage zu bestimmen, wird die Körpertemperatur vor dem Aufstehen gemessen, der Gebärmutterhalsschleim überprüft und beides nach einfachen Regeln ausgewertet.
"Die Selbstbeobachtung hat sich in unserer Untersuchung am zuverlässigsten erwiesen", berichtet Frau Dr. Frank-Herrmann. Neben Papier und Bleistift stehen an zweiter Stelle in der Sicherheit die Computerthermometer, die eine automatische Auswertung der Daten vornehmen. Testsysteme, die Hormone im Urin testen, hatten auch einen Qualitätsindex über 0,5, produzierten jedoch etwa 20 Prozent falsche negative Ergebnisse.
Die Wissenschaftler empfehlen nun eine umfangreiche prospektive Studie, die Genauigkeit und Effektivität der zuverlässigsten Zykluscomputer bei einer größeren Zahl Frauen über längere Zeit untersucht.
Literatur:
Estimated maximum failure rates of cycle monitors using daily conception probabilities in the menstrual cycle. Human Reproduction. Vol.18. No. 12. pp 2628-2633.
(Die Originalartikel können bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)
Die Veröffentlichung im Internet:
http://www3.oup.co.uk/eshre/press-release/dec03.pdf
http://www3.oup.co.uk/eshre/
Ansprechpartnerin:
Dr. Petra Frank-Herrmann
Abteilung Gynäkologische Endokrinlogie und Reproduktionsmedizin
Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Voßstraße 9, 69115 Heidelberg
Tel: +49(0)170 /9319945
Email: petra.frank-herrmann@web.de
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/
http://www3.oup.co.uk/eshre/press-release/dec03.pdf
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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