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14.01.2020 09:50

Forschungsprojekt untersucht die Geschichte des Bergbaus an der Saar

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Der Bergbau hat über Jahrhunderte die Geschichte des Saarlandes geprägt. Seit einigen Jahrzehnten aber steckt die Region im Strukturwandel. Mit dem Ende des Bergbaus vor wenigen Jahren ist die Montan-Ära endgültig zur historischen Epoche geworden. Die RAG-Stiftung, die Staatskanzlei des Saarlandes und die Arbeitskammer des Saarlandes fördern nun ein Projekt am Historischen Institut der Universität, das sich mit der Geschichte des Bergbaus auseinandersetzt. Die Förderdauer beträgt drei Jahre.

    Im Jahr 2012 endete im Saarland eine Ära. Diese Formulierung ist keine Übertreibung, denn mit der Schließung des letzten Bergwerks an der Saar wurde eine Epoche beendet, die durch die Industrialisierung und den Weg in die Moderne entscheidend geprägt war.

    Die Kohle war aber nicht nur der zentrale Betriebsstoff für die europäische Industrialisierung, sondern hat auch die Region über 200 Jahre lang wirtschaftlich, sozial und kulturell geformt. Das Ende des Bergbaus hat daher nicht nur wirtschaftliche, sondern auch massive gesellschaftliche und kulturelle Folgen für die Region. Der Strukturwandel, der vor einigen Jahrzehnten eingesetzt hat, ist noch nicht abgeschlossen und der Umgang mit den Hinterlassenschaften und Nachfolgeschäden ist nach wie vor schwierig.

    In den kommenden drei Jahren stehen der saarländische Steinkohlebergbau und die Industriekultur im Fokus eines Forschungsprojektes, das an der Professur für Neuere Geschichte und Landesgeschichte (Prof. Gabriele Clemens) angesiedelt ist. Gefördert wird die Forschung durch die RAG-Stiftung, die Staatskanzlei und die Arbeitskammer des Saarlandes.

    „Wir konzentrieren uns auf drei Schwerpunkte“, erläutert Dr. Birgit Metzger, die für das Projekt verantwortlich ist. „Zum einen betrachten wir die Tätigkeiten im Bergbau, darunter natürlich den Kernberuf des Bergmanns, unter Aspekten wie Risiko und Gender: Bergmann war ein harter, gefährlicher Beruf, der schon heute, kurz nach dem Ende des Bergbaus, oft romantisiert wird“, so die Historikerin.

    „Zweitens betrachten wir den Bergbau nicht nur regionalhistorisch, sondern auch in seinen transnationalen Bezügen und seiner globalen Bedeutung“, sagt Birgit Metzger. „Der Kohleabbau hat nicht nur bei uns, sondern an vielen Orten auf der Welt, wo er eine wichtige Rolle spielt, dafür gesorgt, dass Arbeitskämpfe ausgefochten wurden, die Kumpel sich gewerkschaftlich organisierten und solidarische Strukturen entstanden sind. Damit hängt auch die These der‚carbon democracy‘ zusammen, die besagt, dass Gesellschaften, in denen der Steinkohlebergbau bedeutsam war (und ist), gute Voraussetzungen dafür herausbildeten, demokratische Strukturen zu entwickeln, anders als etwa Regionen, in denen Öl gefördert wird.“

    Der dritte Schwerpunkt des Projektes soll auf dem Strukturwandel liegen, der viel mehr ist als ein rein ökonomisches Problem. „Ehemals prosperierende Regionen sind plötzlich von der allgemeinen Entwicklung abgehängt. Das führt nicht nur dazu, dass die Menschen in der Region weniger verdienen und Arbeitsplätze wegfallen. In der Folge gibt es kulturelle Verwerfungen, Vereine sterben aus, die politische Teilhabe ändert sich“, so Birgit Metzger. „Der Strukturwandel ist also viel komplexer, als man im Allgemeinen denkt.“ Metzger schlussfolgert, dass „wir viel aus dem Projekt lernen können, denn im Saarland stehen weitere Transformationen von Wirtschaft und Gesellschaft an“.

    Geplant ist unter anderem, Zeitzeugeninterviews zu führen und Akteure des Bergbaus und der Industriekultur zu involvieren. Langfristiges Ziel wird es sein, neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen eine regionalhistorisch fundierte Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität zu etablieren und damit auch eine wissenschaftliche Expertise zu aktuellen Fragen in der Region bereitzustellen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Birgit Metzger
    Tel.: (0681) 302-2219
    E-Mail: birgit.metzger@uni-saarland.de


    Bilder

    Dr. Birgit Metzge
    Dr. Birgit Metzge
    Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Dr. Birgit Metzge


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