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15.01.2020 08:27

Handel USA-China deutlich rückläufig, neues Abkommen wird dies nicht ändern

Mathias Rauck Kommunikation
Institut für Weltwirtschaft (IfW)

    Nach aktuellen Schätzungen des IfW Kiel ist der US-chinesische Güterhandel durch den Handelsstreit um fast 90 Milliarden US-Dollar gesunken, vor allem die USA importierte deutlich weniger. Das neue Abkommen beider Länder dürfte diesen Trend nicht stoppen, weil Durchschnittszölle ebenso wie handelspolitische Unsicherheiten hoch bleiben. Der Rückgang des Handelsdefizits mit China ist teuer erkauft, weil Drittstaaten wie die EU die Lücke füllen. Die US-Handelsbilanz mit dem Rest der Welt bleibt daher unverändert hoch.

    Der US-chinesische Handelsstreit hatte die Durchschnittszölle zwischen beiden Ländern deutlich nach oben getrieben und den Handel zwischen ihnen einbrechen lassen. Vor allem US Importe aus China gehen zurück. Laut einer aktuellen Schätzung von Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel), sanken sie 2019 um über 70 Mrd. US-Dollar, nachdem sie 2018 mit 540 Mrd. US-Dollar einen Rekordwert erreicht hatten. Die US-Exporte nach China sind den Schätzungen zufolge ebenfalls deutlich gefallen, von 120 Mrd. US Dollar im Jahr 2018 auf 103 Mrd. US-Dollar im Jahr 2019.

    Der Gesamtumsatz im sino-amerikanischen Güterhandel sank demnach also um rund 90 Mrd. US-Dollar. Das US-Handelsbilanzdefizit mit China dürfte nach Felbermayrs Berechnungen um über 50 Mrd. US-Dollar zurückgegangen sein, nachdem es 2018 mit 421 Mrd. US-Dollar einen Rekordwert erreicht hatte.

    „Der Rückgang des Handelsdefizits mit China ist für die USA teuer erkauft. Billige Importe aus China etwa im Bereich industrieller Vorprodukte und Investitionsgüter mussten durch teure Importe aus Industrieländern wie der EU kompensiert werden. In der Gesamtbilanz der USA ändert sich daher nichts. Der volkswirtschaftliche Schaden wird allerdings durch Zolleinnahmen von voraussichtlich 35 Mrd. US-Dollar abgemildert“, sagte Felbermayr.

    Am deutlichsten sind 2019 die US-Importe aus der Eurozone (+25 Mrd. USD), Mexiko (+18 Mrd. USD) und Taiwan (+10 Mrd. USD) angewachsen. Die Importe aus Deutschland sind ebenfalls gestiegen, allerdings vergleichsweise schwach. Das Gesamtdefizit der US-Handelsbilanz mit dem Rest der Welt dürfte daher 2019 einen neuen Rekordwert von 911 Mrd. US-Dollar erreichen.

    Phase-I-Deal verstößt vermutlich gegen WTO-Kriterien

    Den neuen Handelsdeal zwischen China und den USA sieht Felbermayr sehr kritisch. Laut Berichten sollen die US-Zölle auf chinesische Waren nur um 1,7 Prozentpunkte auf dann durchschnittlich 19,3 Prozent sinken. Chinas Zölle auf US-Güter sollen lediglich um 0,2 Prozentpunkte sinken, der Durchschnittszoll läge dann bei 20,7 Prozent. Anfang 2018 lag der US-Durchschnittszoll auf chinesische Güter noch bei circa 3,1 Prozent, China erhob 8 Prozent Zoll auf US-Güter. Das Reich der Mitte soll außerdem zusätzlich US-Güter im Umfang von 200 Mrd. US-Dollar in den nächsten zwei Jahren kaufen.

    „Aus handelspolitischer Sicht ist das, was bisher über den Phase-I-Deal bekannt ist, bedenklich. Die US-Importe aus China werden 2020 trotzdem weiter zurückgehen, weil die Zölle auf US-Importe hoch bleiben; es wird also weiterhin Umlenkungseffekte zugunsten von Drittstaaten wie der EU geben. Verpflichten sich die Chinesen zum Kauf von bestimmten US-Gütern in festgelegtem Umfang, fallen sie für diese Produkte als Käufer gegenüber anderen Handelspartnern weg. Boeing statt Airbus, Wein aus Kalifornien statt aus Frankreich – der Deal hebelt marktwirtschaftliche Prinzipien zugunsten der USA und zulasten von Drittländern aus. „Managed Trade“, also explizite Vereinbarungen über Handelsvolumen für bestimmte Produktgruppen, verstößt außerdem klar gegen die Richtlinien der WTO“, sagte Felbermayr.


    Medienansprechpartner:
    Mathias Rauck
    Pressesprecher
    T +49 431 8814-411
    mathias.rauck@ifw-kiel.de

    Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 (431) 8814-774
    F +49 (431) 8814-500

    www.ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D.
    Präsident
    T +49 431 8814-235
    felbermayr@ifw-kiel.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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