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20.01.2020 14:39

Kindermedizinische Versorgung: Zwischen Hochleistungsmedizin und Abbau von Kinderkliniken - wohin führt der Weg?

Johanna Kreischer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften

    Ringvorlesung der Wilhelm Löhe Hochschule am 16.01.2020 | Kindermedizin fordere jede Gesellschaft heraus, sich bewusst zu machen, welche Verantwortung wir als Gesellschaft für unsere Zukunft einnehmen wollen, so das Fazit im Sinne der UN Kinderrechtskonvention von Prof. Dietrich von Schweinitz, Direktor des Dr. von Haunerschen Kinderspitals der LMU München im Rahmen der Ringvorlesungsreihe der WLH „Was ist uns Gesundheit wert?“.

    Die Medienberichte nehmen deutlich zu, dass Abteilungen für Pädiatrie oder insbesondere Kinderchirurgie abgebaut werden bzw. diese kleine Patientinnen und Patienten ablehnen müssen, weil etwa nicht ausreichend ärztliches und pflegerisches Potenzial zur Verfügung steht. Am Beispiel eines Behandlungsfalls eines kleinen Jungen, der in einer anderen Uni-Klinik schon viermal erfolglos behandelt wurde und notfallmäßig im Haunerschen Kinderspital vor Weihnachten eingeliefert wurde und mittlerweile erfolgreich operiert werden konnte, zeichnete Dietrich von Schweinitz die Herausforderungen der Kindermedizin, insbesondere der Kinderchirurgie nach. Diese sei im Vergleich zur Erwachsenenmedizin schon aufgrund der physiologischen Entwicklung der Kinder schwieriger. Man habe hier geringere Fallzahlen und das Vorhalten etwa von Experten in ausgesuchten kinderchirurgischen Fragestellungen unterstreiche den hohen Spezialisierungsgrad, der für eine hochwertige Versorgung notwendig sei. Exemplarisch zeige das etwa die Abrechnungsmöglichkeiten für ein malignes Neuroblastom, wusste Prof. von Schweinitz zu berichten. Die begleitende Chemo-Therapie würde über Zusatzentgelte finanziert werden, für die hoch-komplexe Operation, die sehr langwierig und schwierig sei, habe es bis vor kurzem jedoch keine eigene DRG gegeben. Kliniken müssten aber hier Kosten zwischen 20.000 bis 60.000 € einkalkulieren. Die Möglichkeit für Kinderkliniken bestand somit nur darin, eine Fehler-DRG zu kodieren, was im Durchschnitt zu ca. 7.000 € Vergütung geführt hätte. Durch eine Eingabe beim zuständigen Institut zur Fortentwicklung des DRG-Systems sei nun eine eigene DRG-Ziffer eingeführt worden, die etwa 13.200 € umfasse.
    In der sehr engagierten Diskussion wurde deutlich, dass die Entwicklung der Kindermedizin die Bedeutung eines umfassenden Blicks auf medizinisch-pflegerische Herausforderungen zeige. Eine einfache Übertragung der durch die Erwachsenenmedizin geprägten Vergütungslogik der DRGs auf die Kindermedizin sei so von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen, so von Schweinitz weiter. So müsse festgehalten werden, dass in vielen anderen Ländern, auch im DRG-Referenzland Australien, die Kindermedizin nicht Teil der standardisierten DRG-Vergütung sei.
    Von einigen Diskutanten wurde in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung der Zentrenbildung adressiert, die gerade zur Qualitätssicherung von Hochleistungsmedizin in der Kinderchirurgie bedeutsam ist. Somit schließe sich auch der Kreis zu einem Finanzierungsmix auf gesundheitspolitischer Ebene, wo etwa auch die zu DRGs ergänzende Investitionsfinanzierung durch die Bundesländer in den letzten Jahren deutlich zurückgefahren wurde. Mit Prof. von Schweinitz war sich das Plenum darin einig, dass der Status quo und die Frage der Weiterentwicklung der Kindermedizin pars pro toto für die gesellschaftspolitisch relevante Frage stehe, welche Prioritäten und welchen Gegenwert Investitionen in eine bessere Gesundheits- und Pflegeversorgung haben müsse. Letztendlich würden in dieser Hinsicht gerade die Investitionen in gute Versorgungs- und Personalstrukturen und adäquate Strukturen an Qualität orientierter Versorgungskonzepte die weitaus größere Herausforderung darstellen. Vizepräsident Prof. Jürgen Zerth dankte Prof. von Schweinitz abschließend für seinen Vortrag und den Diskussionsimpuls für den letzten Termin der Vortragsreihe „Was ist uns Gesundheit wert?“, die gerade die Zielsetzung der WLH, Gesundheit und Soziales zu gestalten, in idealerweise gespiegelt habe. Er wusste Prof. von Schweinitz aber auch bei künftigen Veranstaltungen an der WLH verortet, sei doch dieser vom Hochschulrat der WLH gerade frisch zum neuen Präsidenten der WLH gewählt worden. Prof. von Schweinitz wird sein neues Amt zum 1. April dieses Jahres übernehmen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jürgen Zerth


    Originalpublikation:

    https://www.wlh-fuerth.de/service/aktuelles/aus-dem-hochschulleben/news/detail/N...


    Weitere Informationen:

    https://www.wlh-fuerth.de/gesundheitshochschule/


    Bilder

    Prof. Dietrich von Schweinitz während seiner Ringvorlesung an der WLH
    Prof. Dietrich von Schweinitz während seiner Ringvorlesung an der WLH

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Philosophie / Ethik, Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Prof. Dietrich von Schweinitz während seiner Ringvorlesung an der WLH


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