idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.02.2020 20:00

Grazer Forscher identifizieren Verwandtschaftsbeziehungen kalkiger Rotalgen erstmals anhand von Nano-Kristallstrukturen

Mag. Gudrun Pichler Presse + Kommunikation
Karl-Franzens-Universität Graz

    Kalkige Rotalgen kommen in fast allen Ozeanen vor. In flachmarinen Ökosystemen spielen sie eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle, produzieren Kohlenstoff und stabilisieren Riffe, indem sie als Substrat für das Korallenwachstum dienen. Erdwissenschaftern der Universität Graz ist es erstmals gelungen, die genetischen Verwandtschaftsbeziehungen von kalkigen Rotalgen über Nanokristalle in deren Skeletten zu bestimmen. Die im Journal Science Advances publizierte Studie von Werner Piller und Gerald Auer eröffnet neue Möglichkeiten zur Erforschung der Zusammenhänge zwischen Evolution und genetischer sowie morphologischer Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen, etwa durch den Klimawandel.

    Trotz ihrer immensen Bedeutung für marine Ökosysteme wurde kalkigen Rotalgen in der Vergangenheit wenig Beachtung geschenkt. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sie anhand klassischer morphologischer Taxonomie, sprich äußerlicher Merkmale, schwer zu klassifizieren und damit schwierig zu erforschen sind. Mit einer neuen Methode haben Werner Piller und Gerald Auer dieses Hindernis überwunden. „Dank hochauflösender Bildgebung mithilfe von Rasterelektronenmikroskopie konnten wir die nanometergroßen Kristallstrukturen in den verkalkten Zellwänden der Algen erstmals beschreiben“, berichtet Piller. Anhand dieser klassifizierten die beiden Forscher verschiedene Gruppen kalkiger Rotalgen. Ihre Ergebnisse deckten sich mit den Befunden molekularbiologischer Verfahren. Das bedeutet: „Unsere Methodik erlaubt es, die morphologischen und DNA-basierten Stammbäume dieser wichtigen Organismengruppe zu vereinen“, erklärt der Forscher. Bisher stimmte die Klassifizierung nach äußerlichen Merkmalen mit der genetischen nicht überein.
    Damit ergeben sich vielversprechende Perspektiven, Antworten darauf zu bekommen, wie sich in den Genen gespeicherte Informationen im Erscheinungsbild ausprägen und wie das mit Umweltveränderungen zusammenhängt. Die nanokristallgestützte Klassifizierung ist auch der erste Schritt, den Einfluss des Klimawandels auf bestimmte Gruppen kalkiger Rotalgen zu verstehen. Da die verschiedenen Familien dieser Lebewesen jeweils in unterschiedlichen Temperatur-Zonen vorkommen, lassen sich anhand von Rotalgen-Fossilien Veränderungen der globalen Temperatur im Laufe der Erdgeschichte rekonstruieren.
    Die Ergebnisse der aktuellen Studie stellen einen Meilenstein in der morphologischen Beschreibung dar. „Unsere Erkenntnisse lassen vermuten, dass ähnliche Methoden auch in anderen Organismengruppen von Nutzen sein könnten, um den Ausdruck der genetischen Verwandtschaftsbeziehungen in ihrer Formenvielfalt zu erforschen“, unterstreicht Gerald Auer, der nach einem dreijährigen Forschungsaufenthalt an der JAMSTEC (Japan Agency for Marine-Earth Sciences and Technology) mit 1. April 2020 wieder an die Universität Graz zurückkehren wird.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Em.Univ.-Prof. Dr. Werner Piller
    Institut für Erdwissenschaften der Universität Graz
    NAWI Graz Geozentrum
    Tel: +43 (0)316/380-5582
    E-Mail: werner.piller@uni-graz.at


    Originalpublikation:

    Nanocrystals as phenotypic expression of genotypes – An example in coralline red algae
    Gerald Auer and Werner E. Piller
    Science Advances, 12.02.2020


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).