Prof. Dr. Karin Meißner, Leiterin des Masterstudiengangs Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg und weltweit renommierte Plazeboforscherin, veröffentliche gerade mit Kollegen aus den Universitäten in Basel, Schweiz und Boston, USA eine Studie, die zeigt, dass Medikamente in der Migräneprophylaxe bei Kindern nicht wirksamer sind als Placebo. Diese Studie ist für Kinderärzte, Schmerztherapeuten und natürlich betroffene Kinder und deren Familien von großer Bedeutung.
Das Forscherteam ging mit der Fragestellung an die Studie heran, ob Medikamente zur Migräneprophylaxe wirksamer sind als Placebo und welche Medikamente am besten wirken. Die Netzwerk-Metanalyse umfasst 23 bestehende Studien an mehr als 2200 Patienten. Die Ergebnisse der Studie sind wegweisend.
Professorin Meißner fasst die wichtigsten Fakten zusammen: „Insgesamt sind alle Medikamente, die bei der Migräneprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden, von zweifelhaftem Nutzen. Lediglich zwei Präparate waren über die ersten vier Monate einer reinen Placebotherapie statistisch überlegen. Bei einem längeren Beobachtungszeitraum verschwanden auch diese Effekte.“ Meißner betont: „Es besteht bisher nur eine schwache wissenschaftliche Evidenz, dass man solche Medikamente bei Kindern überhaupt einsetzen sollte.“
Das bedeutet, dass auch diese beiden Medikamente keinen sicheren Nachweis gebracht haben, dass sie überhaupt wirken. Gerade wenn es um Kinder geht, müssen Forscher und Ärzte hier strenge Kriterien anlegen.
Die am besten geeignete Migräneprophylaxe besteht daher bislang in gesundheitsfördernden Maßnahmen, wie Ernährung, Bewegung und Entspannung, wie Prof. Dr. Boris Zernikow von der Universität Witten/Herdecke in einem begleitenden Editorial betont. Außerdem sind ausreichend Schlaf und ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper der Schlüssel zur Beschwerdelinderung. Neben der Migräneprophylaxe ist es wichtig, dass die Kinder lernen, die Migräneschübe früh zu erkennen und dann rechtzeitig die akute Schmerzmedikation einzunehmen.
Fazit: Eine Änderung des Lebensstils mit einem verhaltenstherapeutischen und psychologischen Ansatz ergänzt durch Entspannungstechniken sind einer Dauermedikation vorzuziehen.
Professorin Meißner ist Leiterin des Masterstudiengangs Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Außerdem leitet sie die Arbeitsgruppe „Placebo Research“ am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist weltweit herausragend auf dem Gebiet der Placebo Forschung.
Prof. Dr. Karin Meißner
https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/2760572
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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