idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.12.2003 11:21

Reform und Reformverweigerung in der deutschen Geschichte

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Ringvorlesung mit dem Historiker Prof. Dr. Wolfgang Mommsen

    Über "Reform und Reformverweigerer in der jüngeren deutschen Geschichte" spricht am Dienstag, dem 9. Dezember 2003 der renommierte Historiker Prof. Dr. Wolfgang Mommsen. Die Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung "Reformen in Deutschland" beginnt um 18.00 Uhr im Rathausfestsaal.

    Als "Reformen" sieht Mommsen all jene politischen Maßnahmebündel an, welche die "rechtzeitige Anpassung einer politischen oder gesellschaftlichen Ordnung an grundlegende Veränderungen der bestehenden Verhältnisse zum Ziel haben". Die politische Entwicklung werde gemeinhin dann als günstig beurteilt, wenn sie ohne größere Erschütterungen der bestehenden Verhältnisse bzw. Revolutionen ablaufe. "Im deutschen Fall besteht umgekehrt vielfach die Ansicht, dass die Fehlentwicklungen der jüngeren deutschen Geschichte, die gemeinhin als "deutscher Sonderweg" bezeichnet werden, und die in der Nationalsozialistischen Herrschaft und im sog. Holocaust gipfeln, gerade darauf beruhen, dass es in Deutschland, anders als in Westeuropa, nie eine erfolgreiche Revolution gegeben habe", so Mommsen. "Mehr noch als anderswo wurden Reformprozesse durch Reformverweigerung mehr oder minder rigider Art abgeblockt". Diese These will Mommsen in dem Vortrag an einer Reihe von herausragenden politischen Reformmaßnahmen genauer erörtern, beginnend mit den bekannten preußischen Reformen des Freiherrn vom Stein über die konstruktive Reformpolitik nach der Reichsgründung, die Sozialpolitik der Ära Bismarcks, insbesondere die Sozialversicherungsgesetzgebung bis hin zu krassen Fällen von Reformverweigerung, unter anderem einer rechtzeitigen Reform des preußischen Dreiklassenwahlrechts sowie des Versäumnisses, die Verfassungsverhältnisse im Reiche den geänderten Bedingungen anzupassen. Abschließend stellt Mommsen die Frage, wie die Deutschen angesichts ihrer Erfahrungen mit wechselnd erfolgreichen Formen von Reformpolitik und Reformverweigerung mit den gegenwärtig anstehenden Reformen umgehen werden. "Die jüngere deutsche Geschichte ist ein Feld, das in dieser Hinsicht nicht unbedingt zu ermutigenden Schlussfolgerungen Anlass gibt", so Mommsen.

    Der 1930 in Marburg geborene Wissenschaftler studierte Geschichte, Philosophie, Politische Wissenschaften und Kunstgeschichte in Marburg und Köln. Er promovierte 1958 bei Theodor Schieder mit einer Arbeit über "Max Weber und die deutsche Politik 1890 1920". Von 1959 bis 1966 war er wissenschaftlicher Assistent in Köln, nach seiner Habilitation 1967 Privatdozent, bevor er 1968 auf den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Düsseldorf berufen wurde. Mommsen leitete von 1977 bis 1985 das Deutsche Historische Institut in London und war von 1988 bis 1992 Vorsitzender des Verbandes der Historiker Deutschlands. Z. Zt. leitet der emeritierte Professor die Düsseldorfer Arbeitsstelle der von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geförderten Max Weber Gesamtausgabe

    Die siebte öffentliche Ringvorlesung der Universität Erfurt widmet sich im Wintersemester 2003/ 2004 dem Thema "Reformen in Deutschland". Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe, der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. und der Stadtverwaltung veranstaltete und von der Thüringischen Landeszeitung präsentierte populäre Reihe bietet in insgesamt 13 Veranstaltungen Vorträge und ein abschließendes Diskussionspodium mit prominenten Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie Professoren mehrerer deutscher Universitäten.

    Nächster Termin in der Reihe: 17.12.2003, 18.00 Uhr, Rathausfestsaal, Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup/ TU Darmstadt, "Nachhaltige Sozialpolitik im alternden Deutschland".


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).