Die Fraunhofer-Gesellschaft baut in ihrem Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie IUCT in Schmallenberg eine neue Abteilung für Molekulare Biotechnologie unter der Leitung von Dr. Rainer Fischer auf. Die Fraunhofer-Gesellschaft stellt hierfür zunächst sieben Mio DM bereit, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen eine weitere finanzielle Unterstützung zugesagt hat. Die neue Abteilung soll nach einer dreijährigen Anlaufphase bis auf Institutsgröße heranwachsen, sie arbeitet an der Herstellung rekombinanter Antikörper vorwiegend aus Pflanzen.
Die Fraunhofer-Gesellschaft setzt in den Ausbau der Biotechnologie große Erwartungen, denn die »Life Sciences« beginnen derzeit endlich auch in Deutschland aufzublühen. Fast alle führenden Chemie- und Pharmaunternehmen haben in letzter Zeit zweistellige Millionenbeträge in Kooperationen mit Forschungseinrichtungen investiert. Weltweit werden für die nächsten Jahrzehnte hohe Wachstumsraten vorausgesagt - als besonders lukrativ werden die Märkte für Pharma- und Agroprodukte bewertet.
Über ein Viertel aller auf dem Markt befindlichen Arzneimittel wird heute bereits mit Hilfe der Biotechnologie hergestellt - vor allem Therapeutika, Impfstoffe, Blutersatzstoffe und Diagnostika. Sie werden meist aus gentechnisch veränderten Mikroben oder tierischen Zellkulturen gewonnen. Eine Alterative zu diesem aufwendigen und teuren Verfahren ist das »Molekulare Pharming«. Dabei werden die rekombinanten Proteine in Pflanzen als Produktionsorganismen für den Großmaßstab hergestellt. Dieses Verfahren bietet Vorteile wie die korrekte Faltung der Proteine und die Vermeidung von Kontaminationsgefahren durch mikrobielle Endotoxine oder krebsauslösende Sequenzen - kurz, es können bessere und reinere Produkte in größeren Mengen erzeugt werden. Außerdem bieten Pflanzen zwei verschiedene Möglichkeiten zur Produktion: Den Feldanbau sowie die Fermentation unter Einhaltung pharmazeutischer Regularien.Auf diesen Gebieten hat Dr. Rainer Fischer, der die neue Fraunhofer-Abteilung für »Molekulare Biotechnologie« in der ersten Jahreshälfte 1998 konzipiert hat, jahrelange Erfahrungen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule RWTH in Aachen gesammelt und eine national und international etablierte Arbeitsgruppe aufgebaut. Besonders qualifiziert für die Aufgaben der anwendungsorientierten Fraunhofer-Forschung hat sich Dr. Fischer durch seine wachsende Zahl von Umsetzungsprojekten für industrielle Kunden.
Die breite, wissenschaftliche Basis, die sich Dr. Fischer mit seiner etwa 35-köpfigen Arbeitsgruppe am Institut für Biologie I der RWTH erarbeitet hat, bleibt erhalten. Zusätzlich übernimmt er die Leitung der Abteilung Molekulare Biotechnologie am Fraunhofer-Institut in Schmallenberg. Auf diese Weise soll in bewährter Arbeitsteilung die anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung bei Fraunhofer durch Ergebnisse aus der Grundlagenforschung gespeist werden. Mittelfristig planen Hochschule und Fraunhofer-Gesellschaft eine räumliche Zusammenführung der Einheiten in Aachen. Die Hochschule hat bereits die Einrichtung eines neuen Lehrstuhls für Molekulare Biotechnologie in Aussicht gestellt. Über eine zweite Ausbauphase entscheiden Vorstand und Senat der Fraunhofer-Gesellschaft Ende 1999. Voraussetzungen dafür sind, daß die neue Abteilung die erwarteten Ziele auf dem Forschungsmarkt erreicht und die Zuwendungsgeber die Mittel für einen Institutsneubau bereitstellen.
Das FuE-Angebot der neuen Fraunhofer-Einheit soll sich in sechs Geschäftsfeldern entwickeln. Neben dem Molekularen Pharming rekombinanter Proteine gehören dazu unter anderen die Verbesserungen der agronomischen Eigenschaften von Nutzpflanzen und die Erzeugung von Resistenzen gegen Pflanzenpathogene, aber auch Protein-Engineering und die Entwicklung neuer Enabling-Technologien. Mit rekombinanten Proteinen sollen vor allem neue Therapeutika, Impfstoffe, Blutersatzstoffe und Diagnostika entwickelt werden. Die Agrobiotechnologie könnte Nutz- und Zierpflanzen durch gentechnische Veränderungen resistent gegen bestimmte Krankheiten machen, mit wertvollen Inhaltsstoffen wie Proteinen, Mineralien oder Vitaminen anreichern oder Zierpflanzen mit neuen Farben und Formen ausstatten. Mit den Kompetenzen auf allen Gebieten der Molekularen Biotechnologie kann die neue Fraunhofer-Einheit zu einem attraktiven Partner für alle Unternehmen der Pharma- und Agroindustrie werden.
Ansprechpartner:
Dr. Rainer Fischer
Telefon 0 29 72/3 02-2 22, Telefax 0 29 72/3 02-3 19
Fraunhofer-Institut für Umweltchemie und Ökotoxikologie IUCT
Auf dem Aberg 1, D-57392 Schmallenberg
email: fischer@iuct.fhg.de
Institut für Molekulargenetik & Botanik
Telefon 02 41/80 66 31, Telefax 02 41/87 10 62
Worringer Weg 1, D-52074 Aachen
email: fischer@bio1.rwth-aachen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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