idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.12.2003 14:28

Studienverläufe im Ausländerstudium

Julia Kesselburg Pressestelle
Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V.

    Ergebnisse einer Pilotstudie

    Eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Auftrag gegebene Pilotstudie zu Studienverläufen ausländischer Studierender an einigen ausgewählten Hochschulen hat ergeben, dass etwa ein Drittel der ausländischen Studienanfänger an diesen Hochschulen auch Examen macht. Bei den deutschen Studierenden liegen die entsprechenden Anteile zwischen einem Drittel und gut der Hälfte. Wenn man den Wechsel an andere Hochschulen einbezieht, dürfte etwa die Hälfte der Ausländer, die zum Studium zu uns kommen, in Deutschland auch einen Abschluss erreichen. Bei den Deutschen sind es etwa 70%. Beides ist zu wenig. Der DAAD hält daher eine zeitnahe Verfolgung des Studienverlaufs aller Studierender, eine bessere, erfolgsorientierte Auswahl der internationalen Studierenden und zusätzliche Anstrengungen zur Betreuung für erforderlich, um die Studienerfolgsquoten spürbar zu erhöhen. Nur dann ist Deutschland als Studienstandort wirklich attraktiv und nur dann hat das Ausländerstudium wirklich den Erfolg, den sich das Gastland Deutschland - in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik - davon verspricht.
    Im Auftrag des DAAD hat die Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) an vier deutschen Hochschulen (RWTH Aachen, Universität Bielefeld, HAW Hamburg und LMU München) statistische Pilotuntersuchungen zu Studienverläufen ausländischer Studierender angestellt. Zum Vergleich sind auch Studienverläufe deutscher Studierender untersucht worden. Zweck der Studie war die Entwicklung und Erprobung von Methoden, die es deutschen Hochschulen erlauben, den Studienverlauf ihrer internationalen Studenten besser zu verfolgen.
    Eine systematische Studienverlaufsstatistik gibt es in Deutschland bisher nicht. Dafür sind nicht die Hochschulen verantwortlich, sondern die Politik, die eine flächendeckende Verlaufsstatistik bisher mit Datenschutz-Argumenten abgelehnt hat.
    HIS hat für die untersuchten Hochschulen "Schwundquoten" ermittelt. "Schwundquoten" geben an, welcher Prozentsatz der betrachteten Studierenden die Hochschule ohne Abschluss verlassen hat.
    Die erhobenen Daten beziehen sich auf die einzelne Hochschule, das heißt Studierende, die an eine andere Hochschule im In- oder Ausland wechselten, wurden auch dann als "geschwunden" gezählt, wenn sie an der neuen Hochschule einen Abschluss erworben haben. Berücksichtigt wurden nur internationale Studierende, die außerhalb eines organisierten Austauschprogramms aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind; "Programmstudenten" und "Bildungsinländer", die in Deutschland Abitur gemacht haben, wurden ausgeklammert.
    Die vorliegenden Daten dreier Hochschulen (an der Universität Bielefeld lagen keine ausreichend differenzierten Daten vor) streuen stark nach Orten, Fächern und Jahrgängen. Trotzdem lassen sich interessante Tendenzen ablesen:
    - die hochschulbezogene "Schwundquote" der ausländischen Studierenden liegt für die untersuchten Hochschulen in der Größenordnung von gut zwei Dritteln. Anders ausgedrückt: Nur knapp ein Drittel eines Anfängerjahrgangs hat an denselben Hochschulen auch Examen gemacht;
    - für deutsche Studierende liegen die entsprechenden Daten an zwei Hochschulen bei gut der Hälfte, an einer dritten aber nur bei etwa einem Drittel.
    Aus anderen HIS-Untersuchungen ist bekannt, dass etwa 20% der Studienanfänger bis zum Examen die Hochschule wechseln. Diese Werte passen zu der deutschlandweit berechneten Absolventenquote von 70%, mit anderen Worten: 70% der deutschen Studienanfänger machen irgendwann an irgendeiner deutschen Hochschule irgendein Abschlussexamen.
    Bei ausländischen Studierenden beträgt der Anteil der Hochschulwechsler nach früheren HIS-Untersuchungen 15%. Bei der jetzigen Pilotuntersuchung sind möglicherweise auch einige Studierende als "geschwunden" mitgezählt worden, die außerhalb eines organisierten Austauschprogramms als "free movers" nach Deutschland gekommen sind und ihr Studium dann im Heimatland abgeschlossen haben.
    Bezieht man diese Faktoren ein, erreicht etwa die Hälfte der Ausländer, die zu einem kompletten Studium an die untersuchten Hochschulen kommt, einen deutschen Hochschulabschluss. Der Studienerfolg der internationalen Studierenden liegt somit in der Größenordnung von 70% der entsprechenden Werte für Deutsche. Ob die erhobenen Werte repräsentativ sind, müssen weitere Studien zeigen.
    Für einheimische Studierende liegt Deutschland mit einer Erfolgsquote von insgesamt 70% genau im Durchschnitt der OECD-Staaten, für die entsprechende Daten vorliegen. Einige unserer "Konkurrenten" auf dem internationalen Bildungsmarkt haben niedrigere "survival rates": die USA 66%, Australien 69%, Frankreich 59%. Länder wie Japan (94%), Großbritannien (83%) und Irland (85%), aber auch die Türkei (88%) zeigen, dass es auch besser geht.
    Durch die HIS-Untersuchung sind jetzt für einige Hochschulen die "Schwundquoten" bekannt. Die Gründe, die zum Verlassen der ursprünglichen Hochschule führen, bedürfen aber weiterer Aufklärung. Nicht jeder, der an eine andere Hochschule im In- oder Ausland wechselt oder einen außerakademischen Berufsweg einschlägt, ist deshalb gescheitert. Gleichwohl: Ein großer Teil des "Schwunds" von deutschen wie ausländischen Hochschulen ist wohl auf akademische Schwächen - der aufnehmenden Hochschulen wie der einzelnen Studierenden - zurückzuführen.
    Dass die Erfolgsquoten ausländischer Studierender in Deutschland (noch) niedriger liegen als die von Deutschen, ist für Kenner nicht überraschend, mahnt aber zum Handeln:
    - Die Hochschulen müssen die Studienverläufe ihrer Studierenden systematisch beobachten und auf Schwachstellen rasch reagieren; der DAAD wird den Hochschulen auf Basis der jetzigen Pilotstudie praktische Verfahrensvorschläge für zeitnahe Erhebungen machen;
    - die wichtigste Entscheidung, um Geld und Zeit zu sparen, fällt am Anfang: durch geeignete Auswahlverfahren müssen die Hochschulen die Bewerber aus dem Ausland identifizieren, die nach Motivation und bisherigen Leistungen Studienerfolg erwarten lassen;
    - deutsche und ausländische Studierende brauchen eine bessere Betreuung, damit Studienprobleme früh erkannt und überwunden werden; wer meint, an Betreuungsrelationen sparen zu können, macht die Absolventen schließlich teurer.

    Kontakt:
    Ulrich Grothus
    Tel.: 0228 882-385
    Mail: Grothus@daad.de

    Susanne Scheerer
    Tel.: 0228 882-454
    Mail: Scheerer@daad.de


    Weitere Informationen:

    http://www.daad.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).