Am 4. November erhält der Schriftsteller Günter de Bruyn die Ehrenpromotion der Philosophischen Fakultät II der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie wird de Bruyn, der mit seinem umfangreichen literarischen und literaturkritischen Werk zu den angesehensten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart gehört, für sein nachdrückliches Engagement bei der Vermittlung von Literatur und Literaturgeschichte verliehen. Seine literarischen Arbeiten stehen seit ihren Anfängen unter diesem Vorzeichen. Sowohl in erzählenden Texten wie Preisverleihung oder Märkische Forschungen, die zum Kanon deutscher Literatur nach 1945 zählen, als auch auch in literaturhistorischen Aufsätzen hat sich Günter de Bruyn für den respektvollen und angemessenen Umgang mit Dichtung und Dichtern eingesetzt. Davon zeugen ebenso kenntnisreich wie einfühlsam verfasste Texte über E.T.A. Hoffmann, Rahel Varhagen, den Friedrichshagener Dichterkreis und Moritz Heimann. Hohe Wertschätzung bei den Lesern und in der Fachwissenschaft hat seine Anfang der siebziger Jahre entstandene Biografie über den Dichter Jean Paul Friedrich Richter gefunden. Günter de Bruyns besonderes Augenmerk galt und gilt seit mehr als zwei Jahrzehnten der Literatur, die in Berlin und in der Mark Brandenburg entstanden ist. In anspruchsvollen Editionen, die sich an ein breites Publikum wenden und sich durch wissenschaftliche Akribie auszeichnen, hat er sich für die Wiederentdeckung vergessener Literatur verwendet.
Im Rahmen dieser Arbeiten de Bruyns haben Leben und Werk von Theodor Fontane eine Sonderstellung gefunden. Ihm widmet sich der Autor immer wieder und auf vielfältige Weise: Er edierte eine maßgebliche Auswahl aus den Wanderungen durch die Mark Brandenburg, brachte unveröffentlichte Texte Fontanes heraus und ist Verfasser eines einschlägigen Lexikon-Artikels über diesen Schriftsteller. Seit einigen Jahren bestehen zwischen Günter de Bruyn und unserer Universität freundliche und durch gemeinsame Arbeitsinteressen begründete Kontakte, wie sich an seiner Beteiligung an den regelmäßig stattfindenden Fontane-Tagen und seinem Vortrag in der Fontanes 100. Todestag gewidmeten Ring-Vorlesung zeigt.
Bei der Entscheidung, Günter de Bruyn die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu verleihen, spielte auch seine enge Bindung an die Stadt Berlin eine Rolle. Hier ist er geboren und aufgewachsen, das Schicksal der Stadt hat sich in seine eigene Biografie eingezeichnet. Ohne je in den Dunstkreis von provinzieller oder Heimatliteratur zu geraten, hat er sich dieser Stadt und der Region, von der sie umgeben ist, nahe gefühlt und die Spannungen mit getragen, denen Berlin in den vergangenen Jahrzehnten ausgesetzt war und deren Folgen noch nicht beseitigt sind. Aus den hier gesammelten Erfahrungen ist Günter de Bruyn zu einem Schriftsteller geworden, der sowohl in den alten und als auch in den neuen Bundesländern hohe Wertschätzung gefunden hat. Nach 1990 beteiligte er sich an den schwierigen öffentlichen Diskussionen um die weitere politische und kulturelle Entwicklung des Landes. Wie im Umgang mit Literatur und deren Wissenschaft ist auch hier seine Haltung durch eine besonnene Vermittlung geprägt, die eine Sprache findet, auf die man hört.
Die Verleihung findet am 4. November 1998 um 18.00 Uhr im Senatssaal, Hauptgebäude, Unter den Linden 6 statt.
Weitere Informationen: Dekanat der Philosophischen Fakultät II: 20 196 604, oder Dr. Roland Berbig, Tel. 201 96 654
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches, Personalia
Deutsch
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