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03.11.1998 00:00

Eddas wahre Worte, virtuell

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Was Schnörkel des 20. Jahrhunderts sind und was das Original der altisländischen Edda preisgibt, dokumentieren Greifswalder Skandinavisten im Schwerpunkt Computerphilologie.

    Wer nach Greifswald fährt, erfährt mehr
    Nordisches Institut stellt neuartiges Wörterbuchkonzept vor

    Wer sich in diesen Tagen fragt, warum die alte Universität Greifswald sich mit so Modernem wie Computerphilologie versucht und dazu auch noch eine Tagung ausrichtet (»Ad fontes« vom 5. bis zum 8. November 1998), der wird von den am Forschungsschwerpunkt beteiligten Skandinavisten »Zu den Quellen!« geleitet. Das Nordische Institut stellt auf der Tagung ein, ihr neuartiges Wörterbuchkonzept vor.

    Die Edda, die Lieder der Isländer, wird schon seit gut zwei Jahrhunderten ediert. Richtig erfaßt sind die Handschriften der Edda noch nie. Mit Hilfe der Computerlinguistik ist auch das jetzt möglich: in dem Computerwörterbuch sind all die möglichen Wortformen des Altisländischen erfaßt, in einer Datenbank zusammengeführt, um schließlich an Handschriften verifiziert zu werden - die Eddahandschrift ist dafür ein Beispiel. Was hilft das? Einerseits wird damit die Belegdichte der Wörter und ihrer Formen ermittelt, andererseits kann man nachprüfen, wieweit die Erzeugungsregeln denn über den gesamten Überlieferungszeitraum des Altisländischen gelten oder wie sich vielleicht sprachlicher Wandel darstellt.

    In diesem von Prof. Dr. Hans Fix-Bonner verantworteten Wörterbuch ist erstmals möglich, die Erzeugungsregeln, die zu einer Wortform führen, für jedes Wort Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Das klingt zwar nach Worttabellen, die wir aus dem Latein-, Französisch- oder Polnischunterricht kennen, ist aber vielmehr kurzweilig als gedacht: die Studenten prüfen auf diese Weise selbständig, welche Regeln für das Wort verantwortlich sind, das sie sich gerade noch merken wollten. Im Deutschen hieße das zu erfahren, daß aus dem Wort »fahren« die Form »er fährt« oder aus »backen« sowohl »er buk« als auch »er backte« entstehen. Bisherige Grammatiken beschränken sich auf die Darstellung einiger weniger Muster, die aber nie die gesamte Sprache abdecken konnten - das Computerwörterbuch aus Greifswald erfaßt alle. Neuartig ist auch, daß die theoretisch möglichen Formen mit den tatsächlichen Formen, wie sie in Handschriften belegt sind, verglichen werden. Theoretisch müßte es im Deutschen nämlich heißen: »ich melke, du milkst, er/sie/es milkt«; tatsächlich aber melkt man die Kühe in Deutschland. Das Konzept des Wörterbuches ist übertragbar auf viele andere Sprachen wie etwa Deutsch, Französisch, Russisch oder auch Latein und paßt damit hervorragend in den weiten Rahmen des Forschungsschwerpunkts Computerphilologie, an dem sich zur Zeit Hebraisten, Baltisten, Historiker und Islandisten beteiligen.

    Am Sonnabend, 7.11., ab 16°° Uhr stellen die Mitarbeiter des Projektes im Hörsaal 14 im Uni-Hauptgebäude, Rubenowstraße 1, ihr Konzept vor, im Nordischen Institut können schon am Freitag, dem 6.11., von 10.15 bis 13.00 Uhr interessierte Besucher das Programm ausprobieren. Infos: Prof. Dr. Hans Fix-Bonner, Tel. 03834-86-3609, Fax 86-3606, e-mail: fixhans@rz.uni-greifswald.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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