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Würzburg. 08. Januar 2004. Das Rudolf-Virchow-Zentrum / DFG-Forschungszentrum für experimentelle Biomedizin beschreitet neue Wege: Eine Industrie geförderte Arbeitsgruppe geht dort jetzt an den Start - ein ungewöhnliches Finanzierungsmodell in der öffentlichen Forschung.
Wer in Wissenschaft und Forschung in der Weltspitze mitspielen will, braucht Geld. Ohne die nötige, oft teure Infra-Struktur, kostspielige High-Tech-Geräte und genügend Mitarbeiter ist ein Forscher nicht wettbewerbsfähig. Doch die Kassen der Universitäten sind leer. Die Folge: Viele gute Wissenschaftler wandern ins Ausland ab. Und darunter leidet auch die Qualität der Lehre.
Um das zu vermeiden, baut Martin Lohse, Leiter des Rudolf-Virchow-Zentrums, auch auf die Unterstützung der Industrie. Ihm ist es gelungen, den Pharma-Konzern Aventis und das Biotech-Unternehmen ProCorde als Sponsoren zu gewinnen. Gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie finanzieren sie eine Arbeitsgruppe für "Kardiale Schlüsselproteine". 1,5 Millionen Euro werden die drei Partner in den nächsten fünf Jahren dafür aufbringen. Die Unabhängigkeit der Forschung ist gesichert: "Niemand gibt unseren Wissenschaftlern vor, was sie erforschen sollen", stellt Lohse klar. Auch die Rechte an den Ergebnissen bleiben bei der Universität. Die Sponsoren erhalten im Gegenzug für ihre Förderung das Recht, von der Universität Lizenzen für die Verwertung der Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe zu erwerben.
Leiter der neuen Arbeitsgruppe "Kardiale Schlüsselproteine" ist Stefan Engelhardt. Der 34-Jährige gibt dafür eine Stelle an der Harvard-Universität wieder auf, die er erst im Sommer angetreten hatte. "In Würzburg finde ich jetzt optimale Bedingungen vor", erläutert Engelhardt die Hintergründe seiner Entscheidung. Fünf Mitarbeiter finanzieren die Sponsoren dem jungen Forscher, der in den USA im Labor mittelfristig auf sich allein gestellt wäre.
Ein neuer Finanzierungsweg, der zum Ziel zu führen scheint. Und weitere Beispiele folgen: Eine halbe Million Euro bekommt das Rudolf-Virchow-Zentrum in Kürze von der amerikanischen Firma AGTI für die "Bildgebung" - einen Forschungsbereich, der sehr zukunftsträchtig, aber wegen der nötigen Geräte auch sehr kostenintensiv ist.
Das Rudolf-Virchow-Zentrum ist das DFG-Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin und gehört als Zentrale Einrichtung zur Universität Würzburg. Das Zentrum wurde im Januar 2002 gegründet und ist eines von drei im Sommer 2001 bewilligten Pilotprojekten, mit denen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) so genannte "Centers of Excellence" fördert. In den drei Bereichen "Nachwuchsgruppeninstitut", "Kernzentrum" und "Forschungsprofessuren" arbeiten zur Zeit acht Arbeitsgruppen auf dem Gebiet der Schlüsselproteine. Außerdem gehört ein Lehr- und Ausbildungsbereich zum Rudolf-Virchow-Zentrum. Ge-meinsam mit den Fakultäten für Biologie und Medizin der Universität Würzburg werden ein Studiengang Biomedizin und eine "Graduate-School" für Doktoranden angeboten. Das "Public Science Center", eine eige-ne Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein.
http://www.virchow.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Personalia, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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