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09.03.2020 13:27

Optimale Regenerationsbedingungen für Spitzensportler

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Welche Maßnahmen Leistungssportlerinnen und -sportlern bei der Erholung helfen, hat ein Forschungsverbund von 2012 bis 2020 im Projekt „Regenerationsmanagement im Spitzensport“, kurz Regman untersucht. Gefördert vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft untersuchten die Teams der Universität Mainz, der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität des Saarlandes verschiedene Formen der aktiven und passiven Erholung bei Athletinnen und Athleten unterschiedlicher Sportarten.

    Im Durchschnitt erwies sich keine der getesteten Erholungsmaßnahmen als besonders effektiv. Einzelne Interventionen erzielten bei Individuen aber messbare Effekte, sodass das Projektteam für eine Individualisierung der Erholungskonzepte plädiert.

    Auf dem Abschlussworkshop im Februar 2020 veröffentlichten die Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die detaillierten Ergebnisse als Broschüre, die online als PDF-Datei heruntergeladen werden kann (https://www.bisp.de/DE/WissenVermitteln/Publikationen/Sonderpublikationen/BISp_V...). An der RUB lief das Forschungsvorhaben in den Lehr- und Forschungsbereichen Trainingswissenschaft und Sportpsychologie von Prof. Dr. Alexander Ferrauti und Prof. Dr. Michael Kellmann.

    Diagnostische Marker entwickelt

    Das Regman-Team entwickelte zunächst diagnostische Marker, mit denen sich Erholung messen lässt. Die Bochumer Gruppe um Michael Kellmann konzipierte einen neuartigen Fragebogen, der den subjektiven Beanspruchungs- und Erholungszustand von Sportlerinnen und Sportlern erfasst und an der Universität Mainz als Software (Regmon) umgesetzt wurde. Zur objektiven Bewertung des Regenerationszustandes erhoben die Forscher außerdem Blutmarker und Leistungsparameter, etwa die erreichte Höhe in einem Sprungtest.

    Nur individuelle Effekte

    Zu den getesteten Interventionen zählten unter anderem aktive Erholungsmaßnahmen etwa auf dem Fahrrad oder mit der Blackroll zur Selbstmassage, Hitze- und Kälteanwendungen mittels Sauna und Kaltwasserimmersion sowie eher physiotherapeutische Maßnahmen wie die Massage und das Tragen von Kompressionsstrümpfen.

    Die RUB-Forscher testeten den Effekt der Maßnahmen zum Beispiel an professionellen Tennisspielern, mit der Volleyball-Nationalmannschaft, mit olympischen Gewichthebern und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Eishockeybund. Messbare und wiederholbare Effekte zeigten sich jedoch nur bei einzelnen Sportlerinnen und Sportlern; bezogen auf den Gruppendurchschnitt waren die Effekte gering im Vergleich zu einer rein passiven Erholung.

    Was positiv wirkt, ist von der ausgeübten Sportart, vom Individuum und von der Erholungsdauer abhängig. Nach extremem Muskelkater empfehlen die Forscher am ehesten Eistonne und Kompression für die Erholung an den Folgetagen. Für die kurzfristige Erholung zwischen zwei Wettkämpfen oder Trainingseinheiten sind eher aktive Maßnahmen wie Ausradeln und Blackroll hilfreich. Manchmal können jedoch auch Maßnahmen sinnvoll sein, die zwar objektiv nicht die Leistungsfähigkeit steigern, aber auch keinen erkennbaren Nachteil besitzen und vom Athleten als wohltuend empfunden werden, beispielsweise die Massage.

    Der Einfluss von Schlaf

    Ein besonderes Augenmerk legten die RUB-Forscherinnen und Forscher Annika Hof zum Berge, Sarah Kölling, Fabian Loch und Michael Kellmann im Regman-Projekt auf das Thema Schlaf, dessen Erholungsfunktion unbestritten ist – doch es kommt auf die richtige Schlafhygiene an. Schlaf muss priorisiert, rhythmisiert und ritualisiert werden, um Einschlafzeiten zu verringern und den Schlaf so erholsam wie möglich zu gestalten. Ein Schlafmonitoring könne dabei helfen, so die Forscher. „Dabei ist es natürlich wichtig, Tag- und Nachtschlaf gemeinsam zu betrachten und auch Strategien für Reisen mit Zeitverschiebungen zu entwickeln“, sagt Kellmann.

    Begleitstudie zu Alterseffekten

    Thimo Wiewelhove, Christoph Schneider, Laura Hottenrott und Alexander Ferrauti beschäftigten sich in einer Begleitstudie außerdem mit dem Einfluss des Alters auf die Regeneration. Allgemein wird angenommen, dass ältere Athleten schlechter regenerieren als jüngere, jedoch gibt es kaum evidenzbasierte Studien dazu. Im Regman-Projekt wurden Kinder, erwachsene Athleten und Alterssportler unter verschiedenen Belastungssituationen verglichen. Die Ermüdungsmarker waren bei Erwachsenen deutlich höher als bei Kindern, die vor allem intensive Intervallarbeit deutlich besser tolerierten.

    Ein Vergleich von 20- und 50-jährigen krafttrainingserfahrenen Sportlern lieferte des Weiteren Hinweise auf eine verzögerte Regeneration im Alter. Die Ergebnisse haben Konsequenzen für eine individualisierte Trainingssteuerung in vielen Mannschaften, da hier eine breite Altersspanne von 16- bis annähernd 40-Jährigen gemeinsam betreut werden muss.

    Kooperationspartner

    Das Projekt Regman wurde von Prof. Dr. Tim Meyer an der Universität des Saarlandes koordiniert. Neben den beiden RUB-Lehrstühlen war das Team um Prof. Dr. Mark Pfeiffer von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz beteiligt. Angeregt wurde das Projekt vom Deutschen Olympischen Sportbund, gefördert vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Michael Kellmann
    Lehr- und Forschungsbereich Sportpsychologie
    Fakultät für Sportwissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 28448
    E-Mail: michael.kellmann@rub.de

    Prof. Dr. Alexander Ferrauti
    Lehr- und Forschungsbereich Trainingswissenschaft
    Fakultät für Sportwissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 22451
    E-Mail: alexander.ferrauti@rub.de


    Originalpublikation:

    Tim Meyer, Alexander Ferrauti, Michael Kellmann, Mark Pfeiffer: Regenerationsmanagement im Spitzensport. REGman - Ergebnisse und Handlungsempfehlungen, Bonn 2016, 978-3-86884-589-1


    Weitere Informationen:

    .be Video zur Kooperation der Bochumer Sportwissenschaftler mit dem Deutschen Eishockeybund
    .be Video zum Nutzen verschiedener Regenerationsmethoden
    https://news.rub.de/wissenschaft/2016-08-02-spitzensport-wie-sich-athleten-gut-r... Artikel zur ersten Projektphase von Regman im Wissenschaftsmagazin Rubin
    https://regman.org/ Projektwebseite


    Bilder

    Michael Kellmann (links) und Alexander Ferrauti haben acht Jahre lang gefördert vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft zur Regeneration geforscht.
    Michael Kellmann (links) und Alexander Ferrauti haben acht Jahre lang gefördert vom Bundesinstitut ...
    © RUB, Marquard (Dieses Foto darf nur in Zusammenhang mit der Presseinformation verwendet werden, bei der es zum Download steht.)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Michael Kellmann (links) und Alexander Ferrauti haben acht Jahre lang gefördert vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft zur Regeneration geforscht.


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