„Mit dem Jahr 2020 hat ein Jahrzehnt begonnen, das für die Elimination der Tuberkulose entscheidend sein wird“, betont Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März. Tuberkulose ist eine in der Regel gut behandelbare Infektionskrankheit, an der weltweit dennoch jedes Jahr etwa 10 Millionen Menschen erkranken und etwa 1,5 Millionen sterben – und die damit mehr Todesfälle verursacht als jede andere Infektionskrankheit.
Die Weltgesundheitsorganisation hat in ihrer End TB-Strategie das Ziel formuliert, im Vergleich zu 2015 die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (Inzidenz) bis zum Jahr 2035 weltweit um 90% und die Zahl der TB-Todesfälle um 95% zu senken. Von sogenannten Niedriginzidenzländern wie Deutschland wird erwartet, dass die Fallzahlen bis 2035 unter 1 Fall pro 100.000 Einwohner sinken. 2019 waren es nach vorläufigen Daten 5,8 Fälle pro 100.000 Einwohner. Für 2019 wurden dem RKI 4.791 Erkrankungen übermittelt (Stichtag: 01.03.2020). Das ist gegenüber 2018 (5.492 Erkrankungen, 6,6 Fälle pro 100.000 Einwohner) ein deutlicher Rückgang der Inzidenz um rund 12%. Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zu erreichen, ist eine jährliche Abnahme um mindestens 10% erforderlich, der aktuelle Rückgang muss sich also kontinuierlich fortsetzen.
In den vergangenen Jahren wurden viele Weichen für die Tuberkulose-Elimination gestellt, etwa verbesserte diagnostische Verfahren und neue Antibiotika für eine kürzere und verträglichere Behandlung der antibiotikaresistenten Tuberkulosen. Auch bei der Surveillance gibt es Fortschritte: Zum Beispiel wird das RKI 2020 zusammen mit dem Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien die erste integrierte molekulare Surveillance für den Tuberkuloseerreger an den Start bringen. Bei dem vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützten Projekt werden systematisch die Genome der Krankheitserreger analysiert (mikrobieller genetischer Fingerabdruck), mit den Meldedaten verknüpft und die Ergebnisse kontinuierlich bewertet. „Erst mit einer integrierten molekularen Surveillance können viele Ausbruchsgeschehen und Übertragungsketten erkannt und gestoppt werden“, unterstreicht Wieler. Zudem können wichtige Erregereigenschaften wie Antibiotikaresistenzen systematisch überwacht werden.
Entscheidend für die Tuberkulosekontrolle ist einerseits die Aufmerksamkeit in der Ärzteschaft – bei klassischen Symptomen wie länger bestehendem Husten, Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust sollte auch an Tuberkulose gedacht werden – und andererseits das Engagement im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Der ÖGD trägt dazu bei, dass Erkrankte früh diagnostiziert, leitliniengerecht behandelt und im Fall einer Infektionsgefährdung Personen im engen Patientenumfeld untersucht, aufgeklärt und bei Bedarf vorbeugend behandelt werden. Die Arbeit des ÖGD wird beim Tag des Gesundheitsamtes am 19. März gewürdigt, der 2020 zum zweiten Mal stattfindet. Passend zu den Anforderungen an eine gute Tuberkulosekontrolle heißt das diesjährige Motto „Gesundheitsmonitoring für evidenzbasiertes Handeln“.
Das Epidemiologische Bulletin des RKI greift in seiner aktuellen Ausgabe 11/2020 vom 12.3.2020 das Thema Tuberkulose mit verschiedenen Beiträgen auf, so zur Resistenz gegenüber Standardmedikamenten der Tuberkulosetherapie oder über neue Wege zur Verbesserung der Compliance.
Weitere Informationen, darunter auch Links zum Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose und zum Forschungszentrums Borstel mit dem Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien: http://www.rki.de/tuberkulose
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