idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.03.2020 15:48

Mannheimer Corona-Studie gestartet: Tägliche Berichte zum Leben im Ausnahmezustand

Linda Schädler Abteilung Kommunikation
Universität Mannheim

    Wie reagiert die Bevölkerung auf die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen? Wie wirken sich beispielsweise Ausgangsbeschränkungen auf den Alltag der Deutschen aus? Diesen und weiteren gesellschaft­lichen Fragen widmet sich die neue Corona-Studie unter der Leitung der Daten­wissenschaft­lerin Prof. Annelies Blom von der Universität Mannheim. Erste Ergebnisse der Studie zeigen beispielsweise, dass über die Hälfte der Erwerbstätigen derzeit weiterhin vor Ort beim Arbeitnehmer arbeitet, während ein Viertel im Home Office bleibt.

    Die Studie deckt unterschiedliche gesellschaft­liche und wirtschaft­liche Folgen der Pandemie ab: Arbeits­verhältnisse und Einkommen, Kinderbetreuung, Akzeptanz verschiedener Maßnahmen, politische Einstellungen, soziale Kontakte, Risikoeinschätzungen, sowie Ängste und Sorgen. Eine tägliche Berichterstattung gibt ab heute Einblicke in das sich rasch verändernde Leben in Deutschland.

    Die Mannheimer Corona-Studie gibt Aufschluss über die Meinung der Bevölkerung zu den unterschiedlichen Maßnahmen von Bund und Ländern, die eine rasche Ausbreitung des Corona-Virus verhindern sollen – etwa zur Schließung von Schulen und Universitäten, zu neuen Regelungen des Arbeits­lebens, zum Umstieg auf Home Office oder zu Ausgangsbeschränkungen. Denn die Handlungen in der Politik führen zu kontroversen Debatten: Bis zu welchem Grad empfindet die Bevölkerung die getroffenen Maßnahmen als gerechtfertigt? Wie wirkt sich die fehlende Kinderbetreuung auf das Arbeits­leben aus? Verändert sich das Ansehen deutscher Politiker in der Krise? Antworten auf diese Fragen werden im Rahmen der Studie in täglichen Berichten und vertiefenden Schwerpunkt­studien zusammengefasst.

    Erste Ergebnisse der Studie
    Die Erhebungen vom 20. bis 23. März zeigen beispielsweise, dass über die Hälfte der Erwerbstätigen in dieser Zeit weiterhin vor Ort beim Arbeitnehmer oder Auftraggeber arbeitet. Der Anteil derer, die im Home Office arbeiten, beläuft sich auf gut ein Viertel.

    In Bezug auf persönliche soziale Kontakte zeigt die Studie eine drastische Verringerung. In der Woche vom 2. bis 8. März, also direkt vor Inkrafttreten der Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Verbreitung, traf sich noch gut drei Viertel der Bevölkerung ein- oder mehrmals pro Woche mit Freunden, Verwandten oder privat mit Arbeits­kollegen. Bis heute ist der Anteil derer, die sich in diesem Umfang weiterhin treffen, auf etwa die Hälfte der Bevölkerung zurückgegangen. Die Studie zeigt dabei auch, dass der Rückgang vor allem Personen zu verdanken ist, die ihre persönlichen sozialen Kontakte komplett eingestellt haben.

    Dabei erfahren viele der in der letzten Woche eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine überwältigende Unterstützung in der Bevölkerung. Fast einstimmig werden die Schließung öffentlicher Einrichtungen (z.B. Universitäten, Schulen und Kindergärten) und der Landes­grenzen für Reisende für angemessen gehalten. Etwa die Hälfte der Menschen würde außerdem eine allgemeine Ausgangssperre und etwa ein Viertel sogar die Einstellung des Nah- und Fernverkehrs befürworten.

    Die Mannheimer Corona-Studie
    Die Gesellschafts­studie wird im German Internet Panel (GIP) am Sonderforschungs­bereich 884 „Politische Ökonomie von Reformen“ der Universität Mannheim durchgeführt. Das interdisziplinäre Forscherteam befragt die Studien­teilnehmerinnen und -teilnehmer auf täglicher Basis zu relevanten Themen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Ergebnisse werden täglich aufbereitet und auf der Website des GIP veröffentlicht. Schwerpunktberichte geben weitere Hintergründe zum Leben in Zeiten der Corona-Pandemie.

    Laut Prof. Annelies Blom, Leiterin des GIP und der Mannheimer Corona-Studie, „bietet die Methodik des German Internet Panels eine einzigartige Möglichkeit, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesellschaft tagesaktuell in einer Zufallsstichprobe der allgemeinen Bevölkerung zu untersuchen.“ Für sie gehe mit den Möglichkeiten des GIP auch eine gesellschaft­liche Verpflichtung einher: „Mit der Mannheimer Corona-Studie möchten wir dazu beizutragen, den Einfluss der Corona-Krise auf Deutschland zu verstehen und die Öffentlichkeit sowie Entscheidungs­träger in Politik und Wirtschaft täglich über die gesellschaft­lichen Entwicklungen zu informieren“, so Blom. Deutschland stehe noch vor dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. Es sei abzuwarten, welche gesellschaft­lichen Auswirkungen diese noch mit sich bringe. Diese Entwicklungen wird die Studie langfristig dokumentieren. „Die beteiligten Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler haben in den vergangenen Tagen aufopferungs­voll an der qualitativ-hochwertigen Durchführung und Auswertung der Studie gearbeitet, um der Öffentlichkeit zeitnah Ergebnisse zur Verfügung zu stellen. Das ist eine wissenschaft­liche Höchstleistung“, so Blom weiter.

    Die Methodik der Studie in Kurzfassung
    Die Studie baut auf der Methodik und Infrastruktur des German Internet Panels (GIP) auf. Die GIP-Stichprobe wurde für die Corona-Studie in zufällige Substichproben unterteilt, die jeweils einem anderen Wochentag zugeordnet wurden. An jedem Wochentag wird daher ein zufälliger Teil des GIP befragt.

    Innerhalb einer Woche bleibt der Fragebogen genau gleich. Auch über die Wochen hinweg, werden die Fragebögen möglichst konstant gehalten, um eine tägliche Fortschreibung der Ergebnisse über einen langen Zeitraum zu erlauben. Die Studie möchte aber auch tiefergehende Schwerpunktanalysen zu ausgewählten Themen durchführen und unvorhergesehene Ereignisse abdecken. Dazu wird der Fragebogen jede Woche evaluiert und für die nächste Woche aktualisiert.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Annelies Blom, Ph.D.
    Leiterin der Mannheimer Corona-Studie/
    Leiterin des German Internet Panels/
    Professorin für Data Science
    Universität Mannheim
    E-Mail: blom(at)uni-mannheim.de

    Yvonne Kaul
    Forschungs­kommunikation
    Universität Mannheim
    Tel. +49 621 181-1266
    E-Mail: kaul(at)uni-mannheim.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-mannheim.de/gip/corona-studie
    http://www.uni-mannheim.de/gip
    http://www.uni-mannheim.de/gip/fuer-datennutzer/methodik


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).