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30.03.2020 18:42

Künstliche Intelligenz braucht Fachkräfte

Gunter Grittmann Presse und Redaktion
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW)

    Fast sechs Prozent der Unternehmen in Deutschland haben im Jahr 2019 Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Diese Unternehmen gaben rund 4,8 Milliarden Euro im Bereich KI aus und beschäftigten 139.000 Personen ganz oder teilweise mit KI-Tätigkeiten. Jedoch fehlt es an geeignetem Personal: Fast jede zweite offene KI-Stelle konnte im vergangenen Jahr nur unzureichend oder überhaupt nicht besetzt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).

    Die Studie gibt einen aktuellen Überblick zum Stand der Nutzung von KI in Unternehmen in Deutschland und fußt auf der mehrjährigen Expertise des ZEW in Beobachtung und Analyse der Verbreitung von KI in der deutschen Wirtschaft. Datengrundlage der Studie sind eine repräsentative Sonderauswertung der Deutschen Innovationserhebung im Jahr 2019 sowie eine Zusatzbefragung von KI einsetzenden Unternehmen zwischen November 2019 und Januar 2020.

    Rund 17.500 Unternehmen in der deutschen Wirtschaft haben im vergangenen Jahr Künstliche Intelligenz in Produkten, Dienstleistungen oder internen Prozessen eingesetzt. Das entspricht 5,8 Prozent aller untersuchten Unternehmen. Vor allem im produzierenden Gewerbe und in den unternehmensnahen Dienstleistungen kam KI zum Einsatz. 4,4 Prozent der Unternehmen setzten KI in Produkten oder Dienstleistungen ein und erzielten damit 2019 einen Umsatz von knapp 60 Milliarden Euro, was 7,7 Prozent des Umsatzes der KI-aktiven Unternehmen entspricht.

    KI-Einsatz in deutschen Unternehmen nimmt Fahrt auf

    Dass Technologien mit Künstlicher Intelligenz einen zukunftsträchtigen Markt bilden, zeigen auch die Investitionen in KI: Die Ausgaben der Unternehmen für die Entwicklung, Einführung und Pflege von KI-Verfahren beliefen sich im Jahr 2019 auf rund 4,8 Milliarden Euro. Drei Viertel der KI-Ausgaben sind dabei interne laufende Aufwendungen, insbesondere für die im Bereich KI tätigen Beschäftigten.

    Der beachtliche Anteil der Personalkosten an den KI-Ausgaben der Unternehmen ist darauf zurückzuführen, dass der Einsatz von KI-Fachpersonal in der deutschen Wirtschaft zugenommen hat. „Im vergangenen Jahr arbeiteten in den KI-nutzenden Unternehmen rund 139.000 Personen hauptsächlich oder teilweise in der Entwicklung, Einführung und Pflege von KI-Verfahren. Von diesen waren in den KI einsetzenden Unternehmen rund 50.000 Personen hauptsächlich zu KI tätig. Weitere 89.000 Personen befassten sich in ihrer Arbeitszeit nur teilweise mit KI-Tätigkeiten“, erklärt Dr. Christian Rammer, Stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ sowie Ko-Autor der Studie. Am höchsten ist der Anteil der Beschäftigten mit KI-Tätigkeiten in der IKT-Branche mit vier Prozent an der Gesamtbeschäftigung in der Branche und in den unternehmensnahen Dienstleistungen mit 2,7 Prozent. In den anderen Branchengruppen ist der Anteil der KI-Beschäftigten deutlich geringer.

    Steigender Personalbedarf zeigt Mangel an KI-Fachpersonal auf

    Der Personalbedarf im KI-Bereich ist allerdings bei Weitem nicht gedeckt. Rund ein Drittel der Unternehmen hat in 2019 zusätzliche Beschäftige gesucht. Es gab 22.500 offene KI-Stellen. Knapp die Hälfte dieser Stellen konnten wie von den Unternehmen geplant vergeben werden. Elf Prozent der Stellen wurden hingegen nur verspätet oder nicht mit den gewünschten Beschäftigten besetzt. 43 Prozent der Stellen blieben unbesetzt. „Die hohe Relation zwischen offenen Stellen und der Anzahl der Beschäftigten, die mit KI hauptsächlich befasst sind, ist ein Beleg für das rasante Expansionstempo von KI in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“. „Der Einsatz von KI in Unternehmen ist nur mit technischem Fachwissen möglich. Wenn das notwendige Fachwissen und die entsprechenden Fähigkeiten in Unternehmen nicht vorhanden sind, bleiben KI-Projekte oft schon im Anfangsstadium stecken.“

    Welche Fachkenntnisse von den Unternehmen im Bereich KI besonders stark nachgefragt sind, zeigt die Befragung der KI-einsetzenden Unternehmen: Grundvoraussetzung für KI-Stellen sind Kenntnisse in Softwareprogrammierung. 70 Prozent der Unternehmen mit offenen KI-Stellen bezeichneten diese Kenntnisse als sehr wichtig, weitere 26 Prozent als wichtig und lediglich ein Prozent als unwichtig. Zusätzlich waren für drei Viertel der Unternehmen mit offenen KI-Stellen Kenntnisse im Datenbankmanagement oder in Mathematik entscheidend.

    Bedeutung von KI für Geschäftstätigkeit nimmt zu

    Von den untersuchten Unternehmen, die 2019 KI eingesetzt haben, beschäftigte sich jedes dritte Unternehmen bereits seit fünf Jahren mit Künstlicher Intelligenz. 27 Prozent der KI-aktiven Unternehmen sind allerdings Neulinge auf dem Gebiet, also erst in 2018 oder 2019 in die Technologie eingestiegen. Das zunehmende Interesse und die dynamische Entwicklung von KI schlagen sich auch in den Geschäftsmodellen der deutschen Unternehmen nieder. Die Bedeutung von KI für die Geschäftstätigkeit wird von den meisten Unternehmen, die KI einsetzen, bereits heute als wichtig eingestuft. KI macht ihre Geschäftsprozesse schneller, genauer, flexibler, zuverlässiger, kostengünstiger oder erhöht die Kapazitäten. Für zwölf Prozent der Unternehmen ist der Einsatz von KI sogar essenziell für ihre Geschäftstätigkeit.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Christian Rammer
    Stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs
    „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik “

    Tel.: +49 (0)621 1235-184
    christian.rammer@zew.de

    Prof. Dr. Irene Bertschek
    Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs
    "Digitale Ökonomie"

    Tel.: +49 (0)621 1235-178
    irene.bertschek@zew.de


    Originalpublikation:

    https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/einsatz-von-ki-deutsch...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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