Wie haben sich die Kulturlandschaft in der Ukraine und die Kulturbeziehungen zu Deutschland nach dem Euromaidan 2014 verändert? Dr. Susann Worschech vom Masterstudiengang Europa-Studien der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), ist dieser Frage nachgegangen. Für die Studie „Deutsch-ukrainische Kulturbeziehungen – Veränderungen nach dem Euromaidan“ hat die Sozialwissenschaftlerin in der Ukraine Expertinnen und Experten interviewt, Dokumente ausgewertet und Organisationen analysiert. Die Studie wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen in Auftrag gegeben, bereits 2001 und 2008 wurden zwei Arbeiten dazu verfasst.
Die Studie steht zum Download bereit unter: https://publikationen.ifa.de/out/wysiwyg/uploads/70edition/deutsch-ukrainische-k...
Vier wesentliche Punkte filtert Dr. Susann Worschech in der Studie heraus:
• Kulturpolitisch war die Ukraine vor dem Euromaidan zentralistisch geprägt. Seit den Ereignissen von 2014 ist eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten. „Heute finden sich auch Kulturinitiativen in dezentralen Orten“, etwa in Mariupol, berichtet die Sozialwissenschaftlerin.
• Zudem ist die Aufmerksamkeit innerhalb des Landes für die Ostukraine gewachsen. Während der östliche Landesteil vorher eher kritisch und die dortige Kunstszene skeptisch betrachtet wurde, haben sich nach dem Euromaidan mehr kulturelle Initiativen entwickelt, die mit einer neuen Perspektive auf Themen wie Krieg und Vertreibung blicken und der Kultur aus der Ostukraine im Land zu mehr Beachtung verhelfen.
• Auch zeigt sich in der Kultur mehr Offenheit gegenüber neuen, gesellschaftlich sensiblen Themen wie z.B. der Aufarbeitung des sowjetischen Erbes oder LGBT-Rechten.
• Schließlich liegt die künstlerische Energie nach dem Euromaidan stärker bei freien Initiativen, die vermehrt von deutschen Kulturmittlern, etwa dem Goethe Institut, für eine Zusammenarbeit aufgesucht werden.
Auf wissenschaftlicher Ebene sieht Dr. Susann Worschech immensen Nachholbedarf. Immer noch gebe es in Deutschland wenige universitäre Einrichtungen, die Ukrainisch als Fremdsprache anbieten. Ukraine-Studien als Studiengang auf Master- oder Promotionsniveau, aber auch als eigenes Forschungsfeld, sind hierzulande nicht vertreten. Kooperationen zwischen ukrainischen und deutschen Hochschulen sind relativ schwach ausgebaut, den institutionellen Dialog auf Augenhöhe sieht sie kritisch: Der kulturelle Austausch finde eher auf zivilgesellschaftlicher Ebene statt – etwa durch Vereine, Schulen oder Studierenden-Austausch.
Gern vermitteln wir Interviews mit Dr. Susann Worschech zum Thema, Sie erreichen uns unter: presse@europa-uni.de oder (0335) 5534-4515.
Dr. Susann Worschech erreichen Sie direkt per Mail: worschech@europa-uni.de.
Zur Person
Dr. Susann Worschech ist Sozialwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Masterstudiengang Europa-Studien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sie forscht zu Zivilgesellschaft, Partizipation und sozialem Wandel in Mittel- und Osteuropa, vor allem in der Ukraine und in Polen, sowie zu Demokratisierung, Populismus, und Europäisierung. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit wurde mehrfach ausgezeichnet. Den Klaus-Mehnert-Preis der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. 2016 erhielt sie für ihre Dissertation zu Strategien der externen Demokratieförderung in der Ukraine. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Lehrpreis des Landes Brandenburg sowie dem Postdoc-Preis 2019 des Landes Brandenburg ausgezeichnet.
Dr. Susann Worschech ist Herausgeberin und Autorin mehrerer Sammelbände und wissenschaftlicher Aufsätze unter anderem zur externen Demokratieförderung, zu Transnationalismus und zur Entwicklung der ukrainischen Zivilgesellschaft seit dem Euromaidan.
Dr. Susann Worschech
worschech@europa-uni.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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