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03.04.2020 15:10

Heidelberger Akademie der Wissenschaften vergibt sechs Preise für herausragende wissenschaftliche Leistungen

Dr. Herbert von Bose Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

    Sechs gestiftete Preise im Gesamtwert von über 60.000 Euro gehen an junge Forschende aus Baden-Württemberg. Exzellente wissenschaftliche Arbeit der unter 40-Jährigen im Land wird auf diese Weise gewürdigt und gefördert. Geplant ist, dass die insgesamt sieben Preisträgerinnen und Preisträger im Laufe des Jahres ihre ausgezeichneten Arbeiten der Öffentlichkeit vorstellen. Der Termin wird noch bekanntgegeben.

    Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften sieht als Landesakademie der Wissenschaften von Baden-Württemberg eine zentrale Aufgabe in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie vergibt deshalb jährlich mehrere gestiftete Preise (lediglich der Otto-Schmeil-Preis wird alle zwei Jahre vergeben).

    Der Akademiepreis wurde zum 75-jährigen Gründungsjubiläum der Heidelberger Akademie im Jahr 1984 vom Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestiftet. Er ist mit 10.000 € dotiert. Dieses Jahr hat sich die Jury für den Astrophysiker Dr. Diederik Kruijssen entschieden. Der Preisträger wird für seine bedeutenden Beiträge zum Verständnis der astrophysikalischen Prozesse, die die Sternentstehung und die Bildung von Sternhaufen in Galaxien im Laufe der kosmischen Geschichte steuern, ausgezeichnet. In seiner Arbeit hat Kruijssen die zeitliche Abfolge der Sternentstehung in interstellaren Gaswolken rekonstruiert, er hat erklärt, unter welchen Bedingungen dieser Prozess zur Bildung der ältesten und massereichsten Sternhaufen führt, und er hat aus den beobachteten Eigenschaften dieser Haufen abgeleitet, wie sich die Milchstraße aus dem Verschmelzen kleinerer Galaxien zusammensetzt.
    Dr. Diederik Kruijssen forschte als Ph.D.-Fellow von 2007 bis 2011 an den Universitäten Utrecht, Leiden und Cambridge, war von 2011 bis 2015 als Postdoc-Fellow am Max-Planck-Institut für Astrophysik tätig und ist seit 2015 ERC & Emmy Noether-Forschungsgruppenleiter am Astronomischen Rechen-Institut der Universität Heidelberg.

    Der Karl-Freudenberg-Preis wurde 1986 aus Anlass des 100. Geburtstages von Prof. Dr. Karl Freudenberg von der Weinheimer Firma Freudenberg zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg gestiftet. Er ist mit 10.000 € dotiert und geht an wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Naturwissenschaften – insbesondere der Chemie und Biologie. Dieses Jahr wird Dr. Moises Exposito-Alonso für seine Arbeiten zur molekularen Entwicklungs- und Evolutionsbiologie ausgezeichnet. Er untersuchte auf breiter Basis anhand der Pflanze Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana), ob und wie gut Pflanzen sich an die Veränderungen des Weltklimas und an andere rapide Umweltveränderungen anpassen können. Sein Ziel war zu verstehen, wie Selektion und Anpassung in der Natur funktionieren. Um zu seinen bahnbrechenden Ergebnissen zu gelangen, arbeitete er einerseits aus der Perspektive der Populations-genomik und andererseits mit Feldversuchen in Deutschland und Spanien. Exposito-Alonso wurde 2018 am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen promoviert. Seine Dissertation wurde bei Nature unter dem Titel „Natural selection on the Arabidopsis thaliana genome in present and future climates“ veröffentlicht. In diesem Jahr wurde er in die weltweit geführte Forbes-Liste „30 under 30“ im Bereich „Science & Healthcare“ aufgenommen. Er ist derzeit Nachwuchsgruppenleiter am Department of Plant Biology bei der Carnegie Institution for Science in Stanford.

    Der vom gleichnamigen Pforzheimer Unternehmer gestiftete Walter-Witzenmann-Preis ist mit 6.000 Euro dotiert und honoriert exzellente Arbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften.
    Er geht in diesem Jahr an den Islamwissenschaftler Max Stille, der sich in seiner Arbeit „Islamic Sermons and Public Piety in Bangladesh: The Poetics of Popular Preaching“ dem wenig erforschten Thema islamischer Volkspredigten in Bangladesch aus verschiedenen disziplinarischen Richtungen nähert. Die Institution der sogenannten „waz mahfils“ erfreut sich insbesondere in den sozial schwachen Bevölkerungsschichten Bangladeschs großer Beliebtheit und stellt einen wichtigen politischen Einfluss dar, wird jedoch bislang häufig als islamistische Propaganda wahrgenommen und daher von akademischer Seite gemieden. Stille plädiert in seiner Arbeit für eine weitergehende Betrachtung der verschiedenen religiösen, sozialen und poetischen Ebenen dieser Predigtform, nicht zuletzt auch als Partizipationspraxis der arbeitenden Klassen.
    Max Stille ist seit 2018 „Group Leader“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin sowie assoziiertes Mitglied am Heidelberg Centre for Transcultural Studies der Universität Heidelberg.

    Der Ökologiepreis der Viktor-und-Sigrid-Dulger-Stiftung wurde zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Land Baden-Württemberg gestiftet. Er gilt der Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten aus geistes‑, sozial‑ und natur‑ sowie ingenieurwissen¬schaftlichen Fächern, die sich mit Umweltproblemen und deren Lösung befassen. Der Preis ist mit 10.000 € dotiert.
    Der diesjährige Preisträger ist der Verwaltungsrichter Dr. Peter Zoth. Er untersucht in seiner prämierten Arbeit rechtliche Instrumente für das Dürre-Management in Spanien und Baden-Württemberg unter besonderer Berücksichtigung des Wasserrechts. Ausgangspunkt dieses Vergleichs verschiedener Rechtssysteme ist die Frage, inwiefern das bereits stark auf den Umgang mit Dürreperioden ausgerichtete spanische Wasserrecht als Vorbild für Rechtsvorschriften in Hinblick auf Dürreepisoden der nahen Zukunft in Baden-Württemberg sein kann. Hiermit reagiert die Arbeit auf abschätzbare Folgen des Klimawandels und gibt zugleich einen Handlungsrahmen vor, der ihre ökonomischen und humanitären Folgen begrenzen könnte.
    Dr. Peter Zoth ist seit 2018 Richter auf Probe am Verwaltungsgericht Stuttgart.

    Der Manfred-Fuchs-Preis dient der Förderung besonders qualifizierter Nachwuchsforscher, die sich im Rahmen des WIN-Programms der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in den Geisteswissenschaften habilitieren oder als Leiter einer naturwissenschaftlichen Forschungsgruppe auf eine Professur vorbereiten. Er wurde vom Mannheimer Unternehmer Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs gestiftet und ist mit 10.000 Euro dotiert.
    Auch in diesem Jahr wird er von zwei herausragenden Wissenschaftlern geteilt: der Biochemiker Prof. Dr. Florian Stengel erforscht seit 2015 als Emmy-Noether-Gruppenleiter und Juniorprofessor am Fachbereich Biologie der Universität Konstanz die Organisation des menschlichen Proteoms in Raum und Zeit und unter gesundheits- und krankheitsrelevanten Aspekten. Hierzu entwickelt er neue, integrierte Ansätze in der Massenspektrometrie und nutzt eine Kombination aus Ansätzen der Chemischen Biologie, Biochemie, Biophysik und rechnergestützten Modellierungen.

    PD Dr. Mark R. C. Grundeken ist Privatdozent und Akademischer Rat a. Z. am Institut für Biblische und Historische Theologie (Arbeitsbereich Neutestamentliche Literatur und Exegese) an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Er untersucht als Theologe und Religionswissenschaftler frühchristliche Schriften der ersten beiden Jahrhunderte. Seine Forschung schlägt eine interdisziplinäre Brücke zwischen der neutestamentlichen Exegese, Alten Kirchengeschichte, Klassischen Philologie, Philosophie- und Religionsgeschichte. Dabei verbindet er philologisch-historische, literatur-wissenschaftliche sowie kultur- und mentalitätsgeschichtliche Methoden und Perspektiven.

    Der zum Gedenken an den gleichnamigen Biologen von der Schmeil-Stiftung Heidelberg im Jahr 2016 gestiftete Otto-Schmeil-Preis wird in einem zweijährigen Turnus verliehen und dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg. Prämiert werden herausragende Arbeiten aus dem Bereich der Biologie oder der medizinischen Grundlagenforschung. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

    In diesem Jahr geht der Preis an Dr. Margarida Cardoso-Moreira für die bahnbrechende Dekodierung derjenigen Gene, die die Entwicklung von Organen bei Säugetieren vor und nach der Geburt bestimmen. Es gelang der Biologin zum ersten Mal die genetischen Programme zu entschlüsseln, die die Entwicklung der wichtigsten Organe bei Menschen und anderen Säugetieren - Rhesusaffen, Mäuse, Ratten, Kaninchen und Opossums - vor und nach der Geburt steuern. In ihrer Arbeit identifizierte sie die molekularen Netzwerke, die bereits vor 200 Millionen Jahren die Organentwicklung der frühen Säugetiere kontrollierten. Es konnten auch eine große Anzahl von Genen aufgezeigt werden, deren Aktivitätsmuster bei den verschiedenen Säugetierarten deutlich voneinander abweichen. Diese Unterschiede, die im Laufe der Evolution entstanden sind, erklären spezifische Organmerkmale der jeweiligen Spezies. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg in der von Prof. Dr. Henrik Kaessmann geleiteten Forschungsgruppe „Evolution of mammalian genomes“.


    Weitere Informationen:

    http://www.hadw-bw.de/sites/default/files/documents/PM_Preistr%C3%A4ger_2020.pdf Pressemitteilung als PDF
    http://www.hadw-bw.de/Preise Weitere Informationen zu den Preisen
    http://www.hadw-bw.de Heidelberger Akademie der Wissenschaften


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Recht, Religion, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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