Die Veröffentlichung "Geschlecht und Gewalt - Diskurse, Befunde und Perspektiven der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung" enthält Beiträge einer Tagung zum Thema „Gewalt als Gegenstand der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung“. Der Tagungsband ist im Verlag Barbara Budrich erschienen und wurde herausgegeben von Eva Breitenbach, Walburga Hoff und Sabine Toppe.
Personale Gewalt in ihren unterschiedlichen Ausprägungen ist ein aktueller und kontroverser Gegenstand in der Erziehungswissenschaft. Dabei steht die sexualisierte Gewalt in pädagogischen Institutionen, und hier die sexualisierte Gewalt von Erwachsenen gegenüber Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt der Debatte. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Sexualität und Macht, das Übergriffe und Gewalt als inhärente Bestandteile pädagogischer (Generationen-)Beziehungen sichtbar macht. In diesen Diskursen bleiben jedoch Geschlechterverhältnisse sowie das Geschlecht als zentrale Strukturkategorie auffallend unterbelichtet. Damit tendiert die Erziehungswissenschaft gegenwärtig dazu, die strukturelle Ebene in Form der ungleichen Machtverteilung in pädagogischen (Generationen-)Beziehungen und pädagogischen Institutionen eher auszublenden. Gewaltförmige Beziehungen und Gewalttaten rücken daher eher als individuelle Verfehlungen und weniger in ihren strukturellen Dimensionen in den Blick.
Vor diesem Hintergrund hat die Sektion „Frauen- und Geschlechterforschung“ das Thema „Gewalt als Gegenstand der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung“ auf ihrer Jahrestagung 2019 erneut aufgegriffen, um die Zuständigkeit und Expertise der Geschlechterforschung für die Gewaltthematik in ihrer Breite zu reklamieren. Die Beiträge dieser Veranstaltung, die vom 5. bis 6. April 2019 an der Evangelischen Hochschule RWL stattgefunden hat, liegen nun als Tagungsband vor, der soeben im Verlag Barbara Budrich erschienen ist und von Eva Breitenbach, Walburga Hoff und Sabine Toppe herausgegeben wird.
Der Band geht den Verknüpfungen von Gewalt und Geschlecht in diversen sozialen, politischen und pädagogischen Kontexten sowie (sozial)pädagogischen Handlungsfeldern nach und beleuchtet unterschiedliche Formen von Gewalt und deren Funktion im Zusammenhang des hierarchischen heteronormativen Systems der Zweigeschlechtlichkeit. Von den drei Teilen, in die sich das Buch gliedert, versammeln sich im ersten Kapitel Beiträge, die aktuelle Theorien und Diskurse über Gewalt im Geschlechterverhältnis diskutieren. Die Beiträge im zweiten Kapitel wenden sich empirischen Befunden zu, die Auskunft darüber geben, wie Gewalt subjektiv erfahren und gedeutet wird, bevor das vierte Kapitel jene Artikel bündelt, die Institutionen als Ort von Gewalt sowie als Orte der Hilfe bei Gewalt untersuchen.
Insgesamt zeigen die Beiträge, dass die Verknüpfung von praktischer Arbeit und theoretischer Analyse, die die erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung seit ihren Anfängen auszeichnet, nach wie vor vorhanden ist. Darüber hinaus verdeutlichen die Beiträge aber auch, dass unterschiedliche Perspektiven auf das Thema „Gewalt und Pädagogik“ eingenommen und bearbeitet werden, Perspektiven, die nicht nur unterschiedlich, sondern auch durchaus kontrovers sind. Beispielsweise sind Grenzverletzungen als Teil pädagogischen Alltagshandelns ebenso Thema wie manifeste Gewalttätigkeit. Sexualität steht als positive Energie ebenso im Fokus wie in ihren gewalttätigen Ausformungen. Die Geschlechter sind sowohl als Täter_innen wie auch als Opfer thematisierbar, ohne die Hierarchie der Geschlechterordnungen und die empirische feststellbare Mehrheit männlicher Täterschaft zu leugnen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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