Die Eurogruppe bleibt in ihrer Einschätzung gespalten, welche Instrumente die beste „Verteidigungslinie“ gegen die ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie sind. Der Streit entzündet sich an der Frage einer möglichen europäischen Beteiligung an der Staatsfinanzierung einzelner Länder. Neun Staats- und Regierungschefs rufen nach gemeinschaftlich herausgegebenen Corona-Anleihen. Andere europäische Länder halten dagegen und befürworten stattdessen eine Aktivierung der vorsorglichen Kreditlinie beim Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).
In einem aktuellen Standpunkt sprechen sich ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD, und Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“, für den ESM und gegen Corona-Anleihen aus. Corona-Anleihen sind ihrer Ansicht nach nicht nur schwierig in der Umsetzung, sondern auch konzeptionell das falsche Instrument und würden derzeit Europa mehr schaden als nutzen.
„Der Einsatz von Corona-Anleihen könnte in Ländern wie Italien mittelfristig dazu führen, dass sich die Situation sogar verschärft. Spätestens nachdem die Mittel aus der Corona-Anleihe verbraucht sind, muss Italien wieder an den Kapitalmarkt. Wenn die Bedienung der Corona-Anleihe Vorrang genießt, werden Investoren an den Kapitalmärkten dann für konventionelle italienische Anleihen noch höhere Risikoprämien verlangen. Hinzu kommt, dass eine hohe Inanspruchnahme der Corona-Anleihen ein Signal dafür sein kann, dass die nationalen Anleihen in ihrer Marktfähigkeit in Zukunft gefährdet sein können.
Corona-Anleihen können nur schwer beides sein – ein Solidarinstrument, das Länder unterstützt, die von der Krise besonders betroffen sind, und ein Stabilisierungsinstrument, das Mittel für Länder mit hoher Verschuldung bereitstellt. Mittelfristig können sie den Zugang zum Kapitalmarkt für hoch verschuldete Staaten sogar erschweren. Sie sind, sogar unabhängig von den rechtlichen und institutionellen Fragen, die eine Einführung aufwerfen würde, das falsche Instrument.“
Der Beitrag in voller Länge ist am 9. April 2020 in der "Börsen-Zeitung" erschienen.
Zum vollständigen Standpunkt:
https://www.zew.de/presse/pressearchiv/corona-anleihen-sind-das-falsche-instrume...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).