Die Männchen vieler Arten verwenden Balzrufe, um potenzielle Partner anzuziehen – auch Hausmäuse. In einer soeben veröffentlichten Studie konnten ForscherInnen des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna anhand wilder Hausmäuse (Mus musculus musculus) nun erstmals zeigen, dass Balzrufe von der genetischen Verwandtschaft abhängig sind und den Fortpflanzungserfolg vorhersagen können.
In ihrem Experiment präsentierten die ForscherInnen Männchen ein Weibchen, das entweder genetisch verwandt oder nicht verwandt war. Dabei zeichneten sie die für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbaren, im Ultraschallbereich liegenden Balztöne der Männchen auf. Und zwar zuerst, während Männchen und Weibchen durch eine perforierte Wand getrennt waren, und danach, nachdem die Trennwand entfernt wurde. Anschließend wurde der Fortpflanzungserfolg der Paare dokumentiert. Ziel des Experiments war es, die Modulation und die reproduktiven Konsequenzen von Ultraschallvokalisationen (USVs) zu untersuchen.
„Schönere“ Balzrufe bei nicht verwandten Mäusen
Die WissenschafterInnen fanden heraus, dass die Mäuse ihre Stimmleistung, also die Anzahl an Vokalisationen, und ihr Stimmrepertoire, d.h. die Anzahl an Silbentypen, signifikant erhöhten, nachdem die Trennwand entfernt worden war und sie direkt zu interagieren begannen. Vor allem konnte das Forschungsteam zeigen, „dass nicht verwandte Paare bei direkten Wechselwirkungen längere und komplexere USVs emittieren als genetisch verwandte Paare. Nicht verwandte Paare hatten auch einen größeren Fortpflanzungserfolg im Vergleich zu verwandten Paaren. Außerdem fanden wir eine negative Korrelation zwischen der mittleren Länge sowie der Anzahl der Lautäußerungen mit der Dauer bis zu ihrem ersten Wurf“, so Studienleiter Dustin J. Penn vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna.
Art der Balzrufe sagt Fortpflanzungserfolg voraus
Mit ihren Ergebnissen liefert die Studie Hinweise, dass Hausmäuse ihre USVs für die Anwerbung potenzieller Paarungspartner in Abhängigkeit der Verwandtschaft modulieren und dass USVs mit dem Fortpflanzungserfolg korrelieren. Erstautorin Doris Nicolakis vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna erklärt die praktische Relevanz dieser neuen Erkenntnis: „Unsere Ergebnisse sind für die Zucht nützlich. Die USV-Emission lässt sich verwenden, um Zuchtpaare während ihres ersten Kontakts zu screenen und so ihre spätere Latenz für die Fortpflanzung und den Fortpflanzungserfolg zu antizipieren. Da Wildmäuse häufig eine lange Latenzzeit für die Verpaarung und erfolgreiche Reproduktion haben oder sich überhaupt nicht fortpflanzen, kann dies Zeit und Ressourcen sparen.“
Einfluss in freier Wildbahn vermutlich noch größer
Laut den ForscherInnen sind nun weitere Studien erforderlich, um zusätzliche Erkenntnisse zur USV-Emission und zur Auswirkung auf die Paarung und den Fortpflanzungserfolg zu gewinnen. Insbesondere, ob die USV-Emission die Paarung beeinflusst, ob die Paarung die USV-Emission beeinflusst oder ob diese Beeinflussung wechselweise ist. Laut den ForscherInnen ist es zudem naheliegend, dass USVs unter natürlichen Bedingungen einen noch größeren Einfluss auf den männlichen Fortpflanzungserfolg haben.
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Über die Veterinärmedizinische Universität Wien:
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Doris Nicolakis, MSc.
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
+43 (1) 25077-7347
Doris.Nicolakis@vetmeduni.ac.at
Der Artikel „Ultrasonic vocalizations in house mice depend upon genetic relatedness of mating partners and correlate with subsequent reproductive success“ von Doris Nicolakis, Maria Adelaide Marconi, Sarah M. Zala und Dustin J. Penn wurde in Frontiers in Zoology veröffentlicht.
https://frontiersinzoology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12983-020-00353-1
https://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformation...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Biologie, Tier / Land / Forst
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