Die Regierungen von Belarus, Polen und der Ukraine riskieren die Gesundheit von Millionen von Menschen, wenn sie den Bau einer 2.000 Kilometer langen Wasserstraße (E 40) von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer weiter verfolgen. Denn der Bau der Wasserstraße erfordert das Ausbaggern der Flüsse Pripyat und Dnieper innerhalb der Sperrzone von Tschernobyl. Radioaktiv kontaminierte Sedimente würden erneut aufgewühlt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der französischen Nichtregierungsorganisation Association pour le Contrôle de la Radioactivité dans l'Ouest (ACRO) in einer heute veröffentlichten Studie.
Radioaktiv kontaminierte Sedimente aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl könnten beim Bau der geplanten Wasserstraße E40 erneut aufgewühlt werden. Sedimente, die nach Empfehlung der Internationalen Atomenergiebehörde besser ungestört bleiben sollten. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Chernobyl heritage and the E40 trans-Europe waterway“, die von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt bei ACRO in Auftrag gegeben worden war.
Millionen von Menschen würden in diesem Fall potenziell durch radioaktiv verseuchtes Wasser einem erhöhten Strahlenrisiko ausgesetzt. Auch Bauarbeiter des „E 40 Waterway“ wären gefährlichen Strahlenbelastungen ausgesetzt. Mehrere sogenannte Strahlungs-Hotspots würden gestört.
Atomphysiker David Boilley, Präsident von ACRO und einer der Autoren der Studie, steht den Plänen zum Bau der E40-Wasserstraße daher sehr skeptisch gegenüber: „Die Ergebnisse unserer Radioaktivitätsanalyse zeigen, dass der Bau der E40-Wasserstraße durch die Sperrzone von Tschernobyl nicht vertretbar ist. Sie stellen das gesamte Projekt infrage.“
Trotz dieser Risiken schreiten die Planungen für den Bau der E40-Wasserstraße in der Ukraine und in Belarus voran. In offiziellen Studien, wie der Machbarkeitsstudie 2015, die von den Befürwortern der E40-Wasserstraße in Auftrag gegeben wurde, sind die Auswirkungen der radioaktiven Strahlung nicht ausreichend berücksichtigt worden. Aus diesem Grund beauftragte "Save Polesia", eine gemeinsame Initiative der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und fünf weiterer Organisationen, David Boilley und seine Kollegen mit der Studie.
Vor 34 Jahren, am 26. April 1986, kam es mit der Explosion des Reaktors von Tschernobyl zur bislang schlimmsten Reaktorkatastrophe. Ein riesiges Gebiet in Belarus und der Ukraine wurde dabei radioaktiv verseucht und ist bis heute eine der am stärksten verstrahlten Regionen der Erde. Die E40-Wasserstraße würde nur 2,5 Kilometer vom Atomreaktor in Tschernobyl entfernt verlaufen.
Der Bau der E40-Wasserstraße würde nicht nur die Gesundheit von Menschen gefährden, sondern auch das Herz von Europas größtem Wildnisgebiet zerschneiden, der Polesie. Sie erstreckt sich im Grenzgebiet von Belarus, Polen, Russland und der Ukraine und wird auch als „Amazonas Europas“ bezeichnet. Ihre unberührten Flüsse, darunter der mehr als 750 Kilometer lange Pripyat, riesige Überschwemmungs- und Feuchtgebiete beherbergen einige der arten- und kulturreichsten Regionen Europas. Eine riesige Vielfalt an Wildtieren, großen Säugetieren wie Wisente, Braunbären und Luchse sind hier zuhause, und auch zahlreiche Vögel wie zum Beispiel der weltweit bedrohte Seggenrohrsänger. Außerdem ist die Polesie ein wichtiges Rastgebiet für Millionen von Zugvögeln.
Frankfurt Zoological Society, Save Polesia Campaign Coordinator
Dr Helen Byron
phone: +44 (0) 7713 255675,
E-mail: byron@zgf.de
Chernobyl heritage and the E40 trans-Europe waterway
https://savepolesia.org/ACRO_E40-waterway_Chernobyl-heritage.pdf
https://fzs.org/de/aktuelles/geplante-e40-wasserstrasse-konnte-millionen-von-men...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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