Die Corona-Pandemie ist ein Härtetest für alle: das Gesundheitssystem, die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Regierung und nicht zuletzt die Medien, die über die verschiedenen Aspekte der Krise ausgewogen und umfassend informieren sollen. In einer aktuellen Studie hat die TU Ilmenau in Zusammenarbeit mit der Universität Bern untersucht, wie die Menschen in Deutschland das Verhalten und die Leistung der verschiedenen Akteure einschätzen und welche Risiken sich abzeichnen.
Insgesamt wurden in einer bevölkerungsrepräsentativen Onlinestudie 1502 Personen in der Zeit vom 16.4. bis 20. April 2020 befragt. Überwiegend positiv bewertet wird das Gesundheitssystem: 76 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass den Ärzten und Krankenhäusern die Bewältigung der Krise gelingt. Auch die Versorgung mit den zum Leben wichtigen Dingen sehen die meisten (82 %) für sich selbst und die ihnen Nahestehenden als gesichert. Insgesamt hält der überwiegende Teil der Bevölkerung in Deutschland (72 %) die eingeleiteten Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für angemessen und entsprechend bekunden 77 Prozent, dass sie mit den Entscheidungen der Bundesregierung in Sachen Corona zufrieden sind.
Das Verhalten der Mitmenschen in der Krise wird hingegen von vielen eher negativ gesehen: 44 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich über das Verhalten ihrer Mitmenschen ärgern; weniger als 18 Prozent sagen, dass dies nicht der Fall sei.
Den Medien kommt in der Krise eine besondere Bedeutung zu: Vor allem die traditionellen Massenmedien erhalten verstärkt Zuspruch. Mehr als 45 Prozent der Bürger haben die Nutzung von Radio, Fernsehen und Zeitungen im Zuge der Corona-Pandemie ausgeweitet, wobei es den Befragten vor allem darum geht, über die neuesten Maßnahmen gegen Corona informiert zu sein (79 %). Auch das Vertrauen in die Berichterstattung der traditionellen Medien ist hoch. Ungefähr drei Viertel der Befragungsteilnehmer (80 %) halten die vermittelten Informationen und Einschätzungen für korrekt und vertrauenswürdig.
Auch wenn die derzeitige Stimmungslage in der Bevölkerung bei der Einschätzung der Lage und der verschiedenen Akteure überwiegend positiv ist, finden sich auch Hinweise, dass dies nicht unbedingt so bleiben muss. Da nur ein Drittel (33 %) der Bürgerinnen und Bürger größere Angst hat sich anzustecken, stellt sich die Frage, wie lange die Einschränkungen in den Grundrechten akzeptiert werden. Schon jetzt geben fast 30 Prozent der Befragten an, dass sich ihre wirtschaftliche Lage verschlechtert hat und über 40 Prozent empfinden die Lage in ihrem Haushalt als angespannter. Zudem meinen 47 Prozent, die Regierung mache nicht genug für sozial Schwächere.
Vor diesem Hintergrund ist es durchaus bedenklich, dass 85 Prozent der Befragten die Einschätzung vertreten, dass man als Bürger fast keinen Einfluss darauf hat, was die Regierung in Bezug auf Corona tut. Und auch die Medien stehen vor einem schwierigen Balanceakt: Auf der eine Seite erwarten die Menschen, dass die Medien ihnen einen Überblick über alle Corona betreffenden Aspekte geben (71 %), auf der anderen Seite sagen nach einem Monat „Corona auf allen Kanälen“ bereits 44 Prozent, dass sie von dem Thema „nichts mehr hören und sehen“ möchten.
Insgesamt umfasst die Befragung über hundert Einzelfragen zur Wahrnehmung und Bewertung der Corona-Situation im persönlichen Umfeld, in Deutschland sowie in den Medien. Darüber hinaus wurde die Nutzung und Bewertung der verschiedenen traditionellen und sozialen Medien und weiterer Informationsquellen detailliert erhoben.
Prof. Dr. Jens Wolling
Leiter Fachgebiet Empirische Medienforschung und politische Kommunikation
Tel. +49 3677 69-4653
E-Mail: jens.wolling@tu-ilmenau.de
Abbildung: TU Ilmenau/Jens Wolling
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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