idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
24.04.2020 11:42

Publikation in Science zu Nanooptik: Neue Art der Mikroskopie im Film zu sehen

Birte Vierjahn Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Die Dauer ihrer Momentaufnahme verhält sich zu einer Sekunde wie diese Sekunde zum Alter des Universums: Physiker vom Center for Nanointegration (CENIDE) der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben mit der ultraschnellen Vektormikroskopie eine Möglichkeit entwickelt, elektrische Felder an Oberflächen zeitlich und räumlich hochaufgelöst zu bestimmen. Diesen Durchbruch in der Nanooptik veröffentlicht das renommierte Fachmagazin „Science“ in seiner aktuellen Ausgabe.

    Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie sind die Grundlage der Nanooptik. Forscher, die sich mit ihr beschäftigen, können mithilfe spektroskopischer und mikroskopischer Verfahren Eigenschaften und Zustände winziger Strukturen und sogar einzelner Moleküle beobachten und beeinflussen. Wie bei den noch in den Anfängen steckenden optischen Computern: Da deren Strukturen mitunter viel kleiner sind als die Wellenlänge des Lichts, benötigt man Tricks wie Nanoantennen, um es effektiv einkoppeln zu können. Doch es ist sehr schwer, die elektrischen Felder um solche Strukturen herum räumlich und zeitlich zu analysieren.

    Mit der Vektormikroskopie auf Basis der zeitaufgelösten 2-Photonen-Photoemissionsmikroskopie hat ein Physikerteam um Professor Frank-J. Meyer zu Heringdorf (UDE), den australischen Experten für Nanooptik Dr. Timothy J. Davis und Professor Harald Gießen (Universität Stuttgart) nun eine Pionierleistung erbracht: Sie konnten die elektrischen Felder an einer Metalloberfläche punkt- und zeitgenau bestimmen – bis hinunter zu 10 Nanometern örtlicher Auflösung und im Sub-Femtosekundenbereich.

    Ultrakurze Laserpulse kombiniert mit Vektorrechnung

    Dazu nutzten sie Gold-Mikrokristallite, auf deren Oberfläche sie nach Nanostrukturierung durch einen ultrakurzen Laserpuls ein Oberflächen-Plasmon-Polariton erzeugten; eine Elektronenwelle, die sich an der Oberfläche ausbreitet. Wenige Femtosekunden nach der Anregung liest ein zweiter Laserpuls das elektrische Feld der Welle aus. Allerdings kann der Abfragepuls nur diejenige Komponente analysieren, die gleich polarisiert ist, d.h. bei der das elektrische Feld des abfragenden Laserpulses und das des Plasmons an der Oberfläche in die gleiche Richtung zeigen.

    Die Wissenschaftler rekonstruierten die Feldvektoren, indem sie in zwei Experimenten mit unterschiedlichen Abfragepolarisationen zwei Feldkomponenten bestimmten. Die dritte ließ sich anschließend mithilfe der Maxwell-Gleichungen aus den beiden ersten berechnen. „Das ist ein echter Durchbruch“, erklärt Meyer zu Heringdorf, Mitglied im UDE-Sonderforschungsbereich „Nichtgleichgewichtsdynamik kondensierter Materie in der Zeitdomäne". „So lässt sich jeder Punkt eines elektrischen Feldes auf einer Oberfläche zu jeder Zeit beobachten – in kleinsten Strukturen.“

    Schwingende Skyrmionen beobachtet

    Aufgrund ihrer vielversprechenden Eigenschaften in magnetischen Systemen beschäftigt die Forschung derzeit die Frage, ob sich die magnetischen Eigenschaften von Skyrmionen auch in die Optik übertragen lassen. Den Wert der von ihnen entwickelten Methode demonstrierten die Forscher daher, indem sie erstmals die Dynamik von optischen Skyrmionen in der Zeit nachverfolgten.
    Zu diesem Zweck hat das Team Plasmonen auf der Goldoberfläche erzeugt, deren elektrische Felder optische Skyrmionen ausbildeten (siehe Bild). Daraufhin vergrößerten die Forscher den zeitlichen Abstand zwischen anregendem und detektierenden Laserpulsen systematisch um rund 100 Attosekunden. Aus der Sequenz der aneinandergefügten rekonstruierten Feldbilder ergab sich ein Film der auf- und abschwingenden Skyrmionen.

    Da die Methodik universell auf elektrische Felder an Oberflächen anwendbar ist, lassen sich mit der Vektormikroskopie Feldverteilungen in optischen Nanostrukturen mit einer Präzision untersuchen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.

    Redaktion: Birte Vierjahn, Tel. 0203 37 9-8176, birte.vierjahn@uni-due.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Frank-J. Meyer zu Heringdorf, Experimentalphysik, Tel. 0203 37 9-1465, meyerzh@uni-due.de


    Originalpublikation:

    T.J. Davis, D. Janoschka, P. Dreher, B. Frank, F.-J. Meyer zu Heringdorf, H. Giessen
    „Ultrafast vector imaging of plasmonic skyrmion dynamics with deep subwavelength resolution“
    Science 368, 6489 (2020)
    DOI: 10.1126/science.aba6415


    Weitere Informationen:

    https://science.sciencemag.org/content/368/6489/eaba6415/tab-figures-data Link u.a. zum Video der schwingenden Skyrmionen


    Bilder

    Darstellung optischer Skyrmionen zu einem Zeitpunkt, bei dem ihre elektrischen Felder im Zentrum aus der Oberfläche herauszeigen. Abstand benachbarter Skyrmionen = Plasmonen-Wellenlänge (780 nm).
    Darstellung optischer Skyrmionen zu einem Zeitpunkt, bei dem ihre elektrischen Felder im Zentrum aus ...
    Tim Davis
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Elektrotechnik, Energie, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Darstellung optischer Skyrmionen zu einem Zeitpunkt, bei dem ihre elektrischen Felder im Zentrum aus der Oberfläche herauszeigen. Abstand benachbarter Skyrmionen = Plasmonen-Wellenlänge (780 nm).


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).