Seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland müssen politische Entscheidungsträger kaum vereinbare Ziele verfolgen: die Gesundheit der Bevölkerung schützen, ihre Versorgung gewährleisten, Wirtschaftsunternehmen und Arbeitsplätze erhalten. Hierzu benötigen sie das Vertrauen der Bevölkerung. Kritische Beobachter äußerten in den vergangenen Wochen Bedenken gegenüber der politischen Krisenkommunikation.
Manche vermissten eine offene, für die Bevölkerung nachvollziehbare, kritische Auseinandersetzung mit politischen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen hat nun untersucht, wie gut sich Bürgerinnen und Bürger durch die Politik informiert fühlen.
Bislang fehlten in dieser Debatte empirische Daten über die Sichtweisen der Bevölkerung. Aufschluss gibt eine aktuelle Befragung von Prof. Dr. Senja Post, Nils Bienzeisler und Mareike Lohöfener vom Arbeitsbereich Wissenschaftskommunikation in den Lebenswissenschaften an der Universität Göttingen: „Wir haben rund 1.500 Menschen von Gründonnerstag bis Ostermontag zu ihren Eindrücken von der politischen Kommunikation seit der Kontaktsperre befragt.“ Die Befragten sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Online-Access-Panels und nach ihrem Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und dem Bundesland ihres Hauptwohnsitzes repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
„Viele Bürgerinnen und Bürger teilen die öffentlich geäußerte Kritik“, so Post. Zwar waren relative Mehrheiten kurz vor Ankündigung der ersten Lockerungen der Kontaktbeschränkungen mit der öffentlichen Kommunikation der Politiker (43 Prozent) und der Medienberichterstattung (45 Prozent) „alles in allem zufrieden“. Doch viele fühlten sich von Politikern nicht vollständig informiert. 44 Prozent hatten den Eindruck, dass „der Öffentlichkeit Informationen oder Pläne vorenthalten wurden“. Fast zwei Drittel (61 Prozent) haben sich „manchmal gefragt, ob Politiker mehr wissen als sie der Öffentlichkeit mitteilen“. 45 Prozent der Befragten hatten auch „manchmal den Eindruck, dass kritische Fragen abgewürgt werden“.
Zum Umgang mit der Corona-Krise zeigten sich die Befragten zudem gespalten. Die politischen Maßnahmen seit den Kontaktbeschränkungen hielten die weitaus meisten (70 Prozent) für „angemessen“. Allerdings hatten sie unterschiedliche Ansichten bei der Frage, was dazu notwendig und zulässig ist. 44 Prozent meinten: „Wir müssen die Ausbreitung des Virus in den Griff bekommen – egal, was das kostet.“ 46 Prozent meinten dagegen: „Wir müssen aufpassen, dass durch die Bekämpfung des Virus nicht Schäden entstehen, die größer sind als seine Gefahren.“
Prof. Dr. Senja Post
Georg-August-Universität Göttingen
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Arbeitsbereich Wissenschaftskommunikation in den Lebenswissenschaften
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon: (0160) 94 93 50 23
E-Mail: senja.post@uni-goettingen.de
http://www.uni-goettingen.de/de/594995.html
http://www.uni-goettingen.de/de/forschung/research/600666.html
Prof. Dr. Senja Post
Foto: John Flury
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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