Interne Finanzierungsengpässe von Unternehmen beeinträchtigen ihre Investitionen in eigene Forschung und Entwicklung (F&E) besonders dann, wenn sich diese Unternehmen Einschränkungen bei der Kreditaufnahme ausgesetzt sehen. Auch die Bilanz der Hausbank eines Unternehmens spielt eine entscheidende Rolle dafür, wie sehr interne Engpässe bei der Finanzierung die Investitionen beeinflussen, die ein Unternehmen in F&E tätigt. Ist die Hausbank angeschlagen, gehen die Investitionen bei Unternehmen mit geringerer Bonität besonders deutlich zurück. Das sind die Ergebnisse einer Studie des ZEW Mannheim in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dortmund.
Die Studie untersucht, wie sich Finanzierungsengpässe vor, während und nach der Finanzkrise von 2008/2009 auf die Investitionen von Unternehmen in ihre jeweiligen F&E-Tätigkeiten ausgewirkt haben. Zudem gehen die Wissenschaftler der Frage nach, welche Rolle dabei die Bilanz der Hausbank eines Unternehmens spielt. Datengrundlage ist das Mannheimer Innovationspanel (MIP), die seit 1993 jährlich durchgeführte Innovationserhebung des ZEW. Das MIP umfasst Informationen zu mehr als 20.000 Unternehmen, einschließlich der Haus- beziehungsweise Hauptbank jedes einzelnen Unternehmens. Zudem nutzen die Studienautoren Bankbilanzdaten von der Datenbank Bankscope und den Bonitätsindex der Auskunftei Creditreform. Die Bonität eines Unternehmens dient als Maß für interne Finanzierungsengpässe.
Die Studie zeigt, dass Unternehmen mit schlechterem Bonitätsranking und dementsprechend größeren Finanzierungsengpässen ihre F&E-Investitionen während der Finanzkrise 2008/2009 stärker zurückgefahren haben als andere Unternehmen. „Durch einen negativen wirtschaftlichen Schock können Unternehmen auf weniger Eigenkapital zur Finanzierung von F&E zurückgreifen“, sagt Prof. Dr. Kornelius Kraft, ZEW-Forschungsprofessor sowie Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Dortmund und zusammen mit Dr. Marek Giebel von der TU Dortmund Autor der Studie. „Sie müssen deshalb vermehrt Kredite bei Banken aufnehmen, was dazu führt, dass ihre Finanzierungskosten steigen und die Investitionen in F&E sinken.“
Schieflage von Banken wirkt sich auf Unternehmenskunden aus
Zudem untersuchen die Wissenschaftler, wie sich die Situation der Hausbank eines Unternehmens während der Finanzkrise auf dessen F&E-Investitionen ausgewirkt hat. Bei Unternehmen, deren Bank in ausreichendem Maße kapitalisiert war, änderten sich die F&E-Ausgaben während und unmittelbar nach der Krise nicht im Vergleich zu vorher. Dagegen verringerten Unternehmen, die durch finanzielle Engpässe eingeschränkt waren, ihre F&E-Ausgaben in den Jahren 2007 bis 2009 besonders stark, sofern ihre Hausbank in Schieflage geraten war.
Aus Sicht der Studienautoren lässt sich dieser Effekt auf die Finanzkrise zurückführen. Zwar war im Jahr 2007 das Basel II-Abkommen in Kraft getreten, das strengere Eigenkapitalvorschriften für Banken machte, insbesondere bei der Berücksichtigung der Bonität von Kreditnehmern. Aber Basel II sollte unabhängig von den Kapitalreserven der Bank zur Folge haben, dass Unternehmen mit geringerer Bonität größere Schwierigkeiten haben, Kredite für F&E-Investitionen zu erhalten.
Insgesamt zeigt die Studie, dass Finanzierungsengpässe aufgrund von geringer Bonität F&E-Investitionen einschränken können, wenn Unternehmen erschwerten Zugang zu externer Finanzierung haben. „In Zeiten von Finanzkrisen kann es deshalb notwendig sein, innovative Firmen zu subventionieren“, sagt Kornelius Kraft. „F&E ist von großer Bedeutung für das Wirtschaftswachstum und den technologischen Fortschritt einer Gesellschaft. Innovative Unternehmen haben es aber gerade während Krisen schwer, sich mithilfe von Banken zu finanzieren, weil interne Finanzierungsengpässe bei der Kreditvergabe dann mehr ins Gewicht fallen. Außerdem beobachten wir, dass Banken in Schieflage ihre eigenen Kapitalisierungsprobleme an Unternehmenskunden weitergeben, die dann in der Kreditklemme stecken.“
Download der Studie in englischer Sprache:
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp20018.pdf
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