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27.04.2020 17:03

Indirekte Gesundheitsfolgen der aktuellen Maßnahmen zum Infektionsschutz in Deutschland

Mariya Ahner Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention

    München, 27. April 2020 – Während die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Ausbreitung und Eindämmung des COVID-19-Virus in Deutschland fokussiert ist, geraten die indirekten Gesundheitsfolgen der tiefgreifenden Maßnahmen zum Infektionsschutz eher in den Hintergrund. In der öffentlichen Diskussion kommt die Frage zu kurz, welche gesundheitlichen Auswirkungen die Infektionsschutzmaßnahmen für die ganze Bevölkerung beziehungsweise für besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen haben können. Das Kompetenznetz Public Health COVID-19 hat hierzu ein Hintergrundpapier erarbeitet.

    In weiteren Analysen soll die Grundlage dafür geschaffen werden, die Risiken bestimmter Öffnungen des gesellschaftlichen Lebens gegenüber den möglichen Folgen eines längeren Shutdowns abzuwägen.

    Die Erfahrungen mit der Weltfinanzkrise 2007 erlauben den Schluss, dass mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des aktuellen Shutdowns auch gesundheitliche Folgen für die Bevölkerung verbunden sind – und dass diese besonders stark ausfallen könnten, wenn dem Shutdown eine länger anhaltende Sparpolitik folgen sollte. Unter den möglichen gesundheitlichen Folgen sind auch psychische Erkrankungen, z.B. Depressionen und Suizide, zu nennen. Nach den vorliegenden Erfahrungen besteht insbesondere bei jüngeren Männern das Risiko einer erhöhten Sterblichkeit beziehungsweise einer verringerten Lebenserwartung. Erfahrungen der Bedrohung des beruflichen Status, der Ungewissheit über die weitere Beschäftigung und der bestehenden oder befürchteten finanziellen Einbußen erhöhen die gesundheitliche Gefährdung vor allem bei Beschäftigten oder Selbständigen, die sich beruflich stark engagieren und viel in ihren Beruf investiert haben. Die einschneidenden Maßnahmen insbesondere im Bildungsbereich können zu einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit der Gesundheit führen. Dies trifft besonders sozial benachteiligte Kinder – es fehlen oft angemessene Förderung und die Interaktion mit Gleichaltrigen. Eltern müssen womöglich im Home-Office Arbeit und Kinderbetreuung verbinden. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass die immensen Bemühungen zur Stützung von betroffenen Industriezweigen zur Verlangsamung der dringend benötigten Bemühungen zur Begrenzung des Klimawandels führen können – mit erheblichen mittel- bis langfristigen Folgen für die globale Gesundheit.

    Die indirekten gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie können unter Berücksichtigung der Erfahrungen früherer Wirtschaftskrisen durch einen Verzicht auf starke Austeritätspolitik, durch Investitionen in soziale Sicherungssysteme und durch den konsequenten Ausbau präventiver Angebote abgemildert werden.

    Das Kompetenznetz Public Health zu COVID-19: Im Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 (https://www.public-health-covid19.de/de/) haben sich über 20 wissenschaftliche Fachgesellschaften aus dem Bereich Public Health zusammengeschlossen. Die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) gehört zu den Gründungsmitgliedern. Das Kompetenznetz verbindet mehrere Tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ziel ist es, schnell sowie flexibel interdisziplinäre Expertise zu COVID-19 für die aktuelle Diskussion und Entscheidungsfindung zur Verfügung zu stellen. Dafür werden wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengestellt und aufbereitet. Der Policy Brief „Indirekte Gesundheitsfolgen der aktuellen Maßnahmen zum Infektionsschutz in Deutschland?“ findet sich unter: https://www.public-health-covid19.de/images/2020/Ergebnisse/Hintergrundpapier_In...

    Pressekontakt DGSMP:
    Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e.V.
    Geschäftsstelle DGSMP
    Schwanthaler Straße 73 b
    80336 München
    Tel.: +49 (0)89 / 330 396-12
    Fax: +49 (0)89 / 330 396-13
    E-Mail: gs@dgsmp.de
    Web: http://www.dgsmp.de

    Über die DGSMP: Die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e.V. wurde im Jahr 1963 als wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaft für Sozialmedizin gegründet. 1987 erfolgte die Ergänzung um den Bereich „Prävention“. Die DGSMP fördert Forschung, Lehre und Praxis in Sozialmedizin und Prävention und führt Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Ihr gehören über 500 Mitglieder an, die u.a. aus Gesundheitswissenschaften, Medizin und Sozialwissenschaften stammen. Die DGSMP ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Weitere Informationen unter: http://www.dgsmp.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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