Wie wirkt sich die aktuelle Corona-Pandemie auf den Leistungssport aus? Dieser Frage gehen aktuell die Wissenschaftler der Abteilung Sportmedizin am Tübinger Universitätsklinikum nach. Dazu haben sie in den letzten Wochen einen Online-Fragebogen entwickelt und über die vier großen deutschen Sportverbände und den Landessportverband Baden-Württemberg veröffentlicht. Bereits nach wenigen Tagen können erste Zwischenergebnisse benannt werden.
Seit 21. April können Leistungssportlerinnen und -sportler den Online-Fragebogen anonym ausfüllen. In den ersten acht Tagen haben dies schon über 1200 Sportler (davon 600 Sportlerinnen) getan. Darunter befanden sich 278 Profisportler, 471 Bundeskaderathleten und 564 Landeskaderathleten. 406 Mitglieder einer Nationalmannschaft sind ebenfalls im Kollektiv vertreten.
Überrascht zeigt sich Professor Christof Burgstahler von der ersten Zwischenauswertung: Bei 10 Athleten, also weniger als 1 Prozent, war seit Ausbruch der Pandemie eine Covid-19-Erkrankung mittels positivem Test diagnostiziert worden. „Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind das prozentual zwar fast viermal mehr, aber wir haben natürlich durch die Freiwilligkeit der Teilnahme keine repräsentative Stichprobe. Wir können also aktuell nicht sagen, dass im Leistungssport vermehrt Infektionen auftreten“, so der Tübinger Sportmediziner.
55 Teilnehmer gaben an, dass sie einen negativen Test hatten, 24 vermuteten aufgrund von Symptomen infiziert gewesen zu sein. Ein stationärer Aufenthalt in einem Krankenhaus war bei keinem der Sportler erforderlich. Überraschend ist allerdings der hohe Anteil von Athleten, die in Quarantäne waren, mit über 25 Prozent (287), wobei die Mehrzahl (158) dies selbst veranlasst hat.
Fast 97 Prozent aller Teilnehmenden gaben an, dass die Krise sie in der Ausübung ihrer Sportart zumindest mäßig beeinträchtigt. Ebenfalls groß ist der Anteil der Leistungssporttreibenden, die sich um ihre Gesundheit (33 Prozent) oder sportliche Zukunft (53 Prozent) Sorgen machen. Nur 14 Prozent geben an, sich um ihre finanzielle Situation zu sorgen.
Obwohl Leistungssportler nicht zur klassischen Risikogruppe für schwere Krankheitsverläufe zählen, zeigen die Daten, wie massiv die Auswirkungen der Pandemie auf den Spitzensport in Deutschland sind. Interessant wird der Vergleich mit Österreich: Ab kommender Woche startet das Projekt auch dort. Ob sich in Österreich ähnliche Ergebnisse zeigen, werden die Wissenschaftler der Tübinger Sportmedizin in den nächsten Wochen sehen.
Universitätsklinikum Tübingen
Medizinische Klinik, Abteilung Sportmedizin
Prof. Dr. med. Christof Burgstahler
Tel. 07071 29-85160
E-Mail christof.burgstahler@med.uni-tuebingen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Sportwissenschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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