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30.04.2020 13:22

Corona-Krise: Welche Berufe sind „versorgungsrelevant“ und in welchen fehlen Fachkräfte?

Melanie Behrendt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung
Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

    Zur Eingrenzung der Corona-Pandemie wurde die wirtschaftliche Aktivität stark heruntergefahren. Davon ausgenommen bleiben Bereiche, die „für die kritische Infrastruktur relevant“ sind. Welche Berufe für die Grundversorgung der Bevölkerung kurz- und mittelfristig „versorgungsrelevant“ sind, wurde bisher noch nicht ausreichend untersucht. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) identifiziert in einer Studie unter Berücksichtigung von Wertschöpfungsketten 501 relevante Berufe. Erstmalig liegt damit eine Einschätzung vor, in welchen dieser Berufe bereits Fachkräfteengpässe bestehen oder während der Krise zu erwarten sind.

    Aufgrund der Corona-Pandemie stehen sogenannte versorgungsrelevante Tätigkeiten stark im Fokus der öffentlichen Debatte. Eine einheitliche Diskussionsgrundlage, welche Berufe „versorgungsrelevant“ sind, fehlte bislang, da sich die vorliegenden Listen für „Kritische Infrastrukturen (KRITIS)“ auf Branchen beziehen. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) grenzte in seiner aktuellen Studie „Versorgungsrelevante Berufe in der Corona-Krise“ erstmals Berufe unter der Berücksichtigung von Wertschöpfungsketten ab. Bisher standen lediglich Berufe im Fokus, die als unmittelbar relevant für kritische Infrastrukturen gesehen wurden. Dazu zählten beispielsweise Tätigkeiten im Gesundheitswesen oder im Lebensmitteleinzelhandel, bei deren Ausfall nachhaltige Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen befürchtet werden. Mittelbar relevante Berufe wurden vernachlässigt, obwohl diese Teil versorgungsrelevanter Wettschöpfungsketten sind. So benötigen Krankenhäuser nicht nur Ärzte und Pfleger, sondern auch medizinische Geräte, Materialien und funktionierende Gebäudetechnik, die hergestellt und instandgehalten werden müssen. Ausgehend von den unterschiedlichen KRITIS-Branchenlisten von Bund und

    Ländern arbeitete das KOFA-Autorenteam 501 „versorgungsrelevante“ Berufe heraus. Für diese Berufe wurden in einer Corona-spezifischen Arbeitsmarktanalyse vorhandene und drohende Engpässe identifiziert.
    Die größte Corona-Fachkräftelücke liegt demnach für Gesundheits- und Krankenpflegeberufe vor. Bereits vor der Corona-Krise bestanden hier Fachkräfteengpässe. Nun könnten im Zuge der Pandemie aufgrund von Corona-bedingten Mehrbedarfen, erhöhten Krankenständen und geringen Aktivierungspotenzialen zusätzlicher Fachkräfte bis zu 163.000 Krankenpfleger fehlen. Zudem ist denkbar, dass mit bis zu 18.000 fehlenden Spezialisten für Fachkrankenpflege, etwa auf Intensivstationen, der Mangel in diesem Bereich noch gravierender ausfallen könnte. Aufmerksamkeit gebührt jedoch auch den Berufen jenseits des Gesundheitsbereichs - auch hier fehlen viele Fachkräfte. So benötigen öffentliche Verwaltungen oder auch Banken zusätzliches Personal zur Umsetzung der bereits beschlossenen Corona-Hilfen. Perspektivisch könnten allein an dieser Stelle über 150.000 Fachkräfte fehlen. Wichtig sind zudem viele technische Berufe, beispielsweise in der Papier- und Verpackungstechnik.
    „Um die Fachkräfteversorgung in versorgungsrelevanten Berufen sicherzustellen, sollten kurzfristig Arbeitskräfte aktiviert werden, die für die Herstellung der teils lebenswichtigen Güter und Dienstleistungen zwar qualifiziert, aber aktuell nicht mit deren Erstellung oder Erbringung beschäftigt sind“, empfiehlt Dirk Werner, Leiter des KOFA. Dieser veränderte Einsatz von benötigten Fachkräften könne durch die Bereitstellung von passgenauen Informationen über Bedarfe und Rahmenbedingungen sowie durch verstärkte Anreize für Arbeitskräfte und Arbeitgeber erleichtert werden.

    Über das KOFA: Das Projekt KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung) am Institut der deutschen Wirtschaft startete im Mai 2011 und wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Der Fokus des Projektes liegt in der Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei der Fachkräftesicherung und der Gestaltung ihrer Personalarbeit. Das KOFA bietet auf seiner Homepage www.kofa.de konkrete Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele.


    Bilder

    Anhang
    attachment icon KOFA-Studie: Versorgungsrelevante Berufe in der Corona-Krise

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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