Gestern wurden im renommierten „The New England Journal of Medicine“ drei Studien publiziert, die konsistent zeigen: Blutdrucksenker ACE-Hemmern (ACEI) und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB) erhöhen nicht das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, noch das Risiko, dass eine Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Mittlerweile ist die Datenlage als sehr solide einzustufen: Bluthochdruckpatienten können ihre Therapie bedenkenlos fortsetzen.
Sars-Cov-2 verschafft sich über das Enzym ACE2 Eintritt in die Zellen. Da tierexperimentelle Untersuchungen gezeigt hatten, dass gängige blutdrucksenkende Medikamente ACE2 hochregulieren, wurde darüber spekuliert, dass sie im Kontext der Pandemie schaden könnten. Klinische Studien gaben jedoch keinerlei Hinweise darauf und die Europäische Gesellschaft für Hypertensiologie (ESH) und die Deutsche Hochdruckliga warnten Patienten davor, die Medikamente unbedacht abzusetzen. Drei große Observationsstudien erweitern nun die Datenlage zu Blutdrucksenkern und Covid-19 und geben erneut Sicherheit: Weder begünstigen ACEI oder ARB einen schweren oder gar tödlichen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung noch machen sie anfälliger für eine SARS-CoV-19-Infektion:
Die erste Studie [1] analysierte Risikofaktoren für eine höhere Sterblichkeit von Covid-19-Erkrankungen. 8.910 erkrankte Patienten wurden ausgewertet. 515 von ihnen verstarben im Krankenhaus, 8.395 konnten wieder entlassen werden. Die Einnahme von ACE-Hemmern war in dieser Studie nicht mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden.
In der zweiten Studie [2] wurden 6.272 Covid-19-Patienten und eine Kontrollgruppe von über 30.000 Patienten untersucht, um herauszufinden, ob Blutdrucksenker das Risiko für eine Infektion mit Sars-Cov-2 erhöhen. Zwar nahmen in der Gruppe der Infizierte mehr Patienten Blutdrucksenker ein, weil sie häufiger unter kardiovaskulären Erkrankungen litten, die Einnahme von Blutdruckmedikamente war aber kein eigenständiger Risikofaktor.
In der dritten Studie [3] wurden über 12.000 Patienten auf Sars-Cov-2 getestet und es wurde analysiert, inwieweit Blutdruckmedikamente das Covid-19-Risiko beeinflussten. Im Ergebnis zeigte die Studie, dass ACEI/ARB weder die Wahrscheinlichkeit eines positiven Corona-Tests noch das Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf erhöhten.
„Diese drei Studien untermauern die bisherige Datenlage, dass Blutdruckmedikamente im Hinblick auf Sars-Cov-2 sicher sind und Blutdruckpatientinnen und -patienten in der aktuellen Pandemiesituation nicht gefährden. Es handelt sich hier zwar um Observationsstudien – aber um drei große und alle drei liefern konsistente Ergebnisse“, erklärt Prof. Dr. med. Ulrich Wenzel, Hamburg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga DHL®. Zu einer ganz ähnlichen Einschätzung kommt auch der Autor eines begleitenden Editorials [4] in der gleichen Ausgabe des Journals, in der die drei Studien erschienen sind, doch er betont auch, dass nur eine randomisierte Studie die Unsicherheiten bezüglich Blutdrucksenker und Covid-19 abschließend ausräumen kann.
Literatur
[1] Mehra MR, Desai SS, Kuy S, Henry TD, Patel AN. Cardiovascular disease, drug therapy, and mortality in Covid-19. N Engl J Med. DOI: 10.1056/NEJMoa2007621.
[2] Mancia G, Rea F, Ludergnani M, Apolone G, Corrao G. Renin–angiotensin–aldosterone system blockers and the risk of Covid-19. N Engl J Med. DOI: 10.1056/NEJMoa2006923.
[3] Reynolds HR, Adhikari S, Pulgarin C, et al. Renin–angiotensin–aldosterone system inhibitors and risk of Covid-19. N Engl J Med. DOI: 10.1056/NEJMoa2008975.
[4] Jarcho John A., Ingelfinger Julie R., Hamel Mary Beth, D’Agostino Ralph B., Harrington David P.. (2020) Inhibitors of the Renin–Angiotensin–Aldosterone System and Covid-19. N Engl J Med DOI: 10.1056/NEJMe2012924.
Auskünfte rund um das Thema Bluthochdruck gibt die Deutsche Hochdruckliga jeden Mittwoch von 18.00-20.00 Uhr in ihrer telefonischen Expertensprechstunde unter 06221/588 55 55.
Kontakt/Pressestelle
Dr. Bettina Albers
Jakobstraße 38
99423 Weimar
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423
DOI: 10.1056/NEJMoa2007621.
DOI: 10.1056/NEJMoa2006923.
DOI: 10.1056/NEJMoa2008975.
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