idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.05.2020 10:32

Jeder Zweite fühlt sich im Corona-Lockdown gestresster

Dr. Angelika Jacobs Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Eine Umfrage der Universität Basel bei über 10'000 Personen aus der gesamten Schweiz hat ergeben, dass sich etwa die Hälfte der Befragten im Lockdown gestresster fühlt als vor der Coronakrise. In der erhobenen Phase des Lockdowns hat sich die Häufigkeit von schweren depressiven Symptomen fast verdreifacht. Auf der anderen Seite nimmt bei einem Viertel der Befragten im Lockdown der Stress ab. Die Forschenden konnten zudem Verhaltensweisen identifizieren, die dem Stress entgegenwirken können.

    Die Resultate beziehen sich auf den Erhebungszeitraum vom 6. bis 8. April 2020, also drei Wochen nach der Verkündung des Lockdowns. In diesem Zeitraum haben 10'472 Personen aus der gesamten Schweiz an der anonymen Online-Umfrage teilgenommen.

    Aufgrund der Art der Datenerhebung handelt es sich per Definition nicht um eine repräsentative Umfrage. Allerdings bildet die Population der Befragten bezüglich soziodemographischer Merkmale ein breites Spektrum der Schweizer Bevölkerung ab. Alle berichteten Zusammenhänge sind statistisch hoch signifikant.

    Stress und depressive Symptome

    Knapp die Hälfte der Befragten fühlen sich im Lockdown gestresster als vor der Coronakrise. Zu den Haupttreibern der Stresszunahme zählen Belastung durch Veränderungen bei der Arbeit und Ausbildung, Belastung durch das eingeschränkte Sozialleben und Belastung durch die Kinderbetreuung. Bei 57 Prozent der Befragten haben sich depressive Symptome verstärkt. Die Häufigkeit einer schweren depressiven Symptomatik hat sich von 3,4 Prozent vor der Coronakrise auf 9,1 Prozent im Lockdown erhöht.

    Erstaunlicherweise fühlen sich ganze 26 Prozent der Befragten im Lockdown weniger gestresst als vor der Krise, bei 24,4 Prozent gab es keinen Unterschied. Die Folgen des Corona-Lockdowns auf den Stress waren unabhängig von Geschlecht, Alter, Religiosität oder Bildung.

    Stressreduzierende Faktoren

    Die Forschenden konnten mehrere Verhaltensweisen identifizieren, die mit einem geringeren Stressanstieg zusammenhängen:

    - Körperliche Betätigung: sowohl intensive, wie Joggen als auch leichte, wie Spazieren
    - Sich vermehrt seinem Hobby oder einem neuen Projekt zuwenden
    - Nur selten (1-2 mal pro Tag) Corona-News konsumieren

    Einige dieser Faktoren sind bereits aus früheren Interventionsstudien als stressreduzierend bekannt. Die neuen Daten zeigen, dass man diese Zusammenhänge auch in der Situation eines Pandemie-Lockdowns findet.

    Umfrage läuft weiter

    Die anonyme Online-Umfrage auf www.coronastress.ch läuft weiter, um zu untersuchen, wie sich die Lockerungen des Lockdowns auf das psychische Befinden auswirken.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. med. Dominique de Quervain
    Universität Basel, Transfakultäre Forschungsplattform Molekulare und Kognitive Neurowissenschaften, E-Mail: Dominique.dequervain@unibas.ch, Tel.: +41 61 207 02 37


    Originalpublikation:

    Die bisherigen Ergebnisse finden Sie unter: https://osf.io/jqw6a/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).