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05.05.2020 16:58

Zweimal europäische Förderung für Forschungsprojekte mit Anwendungspotential

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

    Mit seinen „Proof of Concept“-Grants unterstützt der Europäische Forschungsrat ERC Wissenschaftler dabei, das wirtschaftliche Potential ihrer Forschungsergebnisse weiterzuentwickeln. Mit Mathias Heikenwälder und Nina Papavasiliou erhalten nun gleich zwei Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) die begehrte Förderung. Beide Forscher wollen die Entwicklung von Antikörpern vorantreiben: als Forschungsreagenz und für die Krebsprävention.

    Das besondere an den „Proof of Concept“-Grants des ERC: Dieses Fördermittel kann nur beantragen, wer bereits eine ERC-Förderung erhält. Der Forschungsrat will damit den Wissenschaftlern ermöglichen, eventuelle Anwendungsbereiche ihrer in einem ERC-Förderprojekt erzielten Forschungsergebnisse zu prüfen und zu erschließen. „Es ist unser erklärtes Ziel im Deutschen Krebsforschungszentrum, alle wissenschaftlichen Ergebnisse konsequent auf Anwendbarkeit und Verwertbarkeit zu überprüfen: Das gilt sowohl für mögliche medizinische Verbesserungen, die Patienten so schnell wie möglich zugutekommen sollen, als auch für wirtschaftliche Verwertung, beispielsweise von verbesserten Reagenzien für die Forschung“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ.

    Nina Papavasiliou (ERC Consolidator Grant 2016) untersucht besondere Veränderungen des Erbmoleküls RNA, deren Bedeutung bislang wenig verstanden ist: Boten RNAs (mRNAs), die Abschriften der Gene, enthalten häufig modifizierte Bausteine. Wissenschaftler vermuten, dass Zellen diese Modifikationen als eine weitere Kontrollebene einsetzen, um die Menge des Proteins zu regulieren, dessen Bauplan vom jeweiligen Gen abgelesen wird. Um die tatsächliche Rolle dieser Modifikationen in gesunden und kranken Zellen besser zu untersuchen, ist ein einfaches, aber hochspezifisches Nachweisverfahren erforderlich. Bisher erhältliche Antikörper gegen die veränderten RNA-Bausteine reagierten häufig unspezifisch oder können sich nicht ausreichend fest an ihre Zielstruktur binden. Nina Papavasiliou hat in ihrem Labor ein Immunisierungssystem entwickelt, das besonders geeignet ist, hochqualitative und gleichzeitig hochspezifische Antikörper zu generieren. Damit plant die Wissenschaftlerin, Antikörper gegen die am meisten verbreiteten RNA-Modifikationen zu generieren. Nina Papavasiliou ist davon überzeugt, dass mit einer geeigneten Nachweismethode die rätselhafte Rolle der modifizierten RNA-Bausteine besser verstanden werden kann.

    Auch Mathias Heikenwälder (ERC Consolidator Grant 2016) erhält die ERC-PoC-Förderung für die Entwicklung spezifischer Antikörper. Der Entzündungs-Spezialist hatte kürzlich herausgefunden, dass in die Leber einwandernde Blutplättchen die Entwicklung einer bestimmten Form von Leberentzündungen (NASH, nicht-alkoholische Steatohepatitis) fördern, die wiederum zu Krebs entarten kann. Medikamente, die gegen die Blutplättchen gerichtet sind, können diesen Prozess aufhalten und so bei Mäusen die Entstehung von Leberkrebs verhindern, wie Heikenwälder bereits zeigen konnte. Bei Menschen, die diese Medikamente einnehmen, kommt es seltener zu einer entzündlichen Fettleber. Jedoch haben die gegen Blutplättchen gerichteten Wirkstoffe teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen. Heikenwälder und Kollegen haben auf der Oberfläche der Plättchen ein Enzym identifiziert, das für die Entstehung der Entzündung verantwortlich ist. Das Ziel der Forscher ist es nun, therapeutische Antikörper zu generieren, die dieses Enzym spezifisch hemmen. Dadurch ließe sich die gefährliche Kaskade von Entzündung und Krebsentstehung unterbrechen, ohne zugleich die lebenswichtige Funktion der Blutplättchen – die Blutgerinnung – zu beeinträchtigen. Langfristig ist das Ziel von Heikenwälder und Kollegen, mit einem geeigneten Antikörper einen Beitrag zur Prävention von Leberkrebs zu leisten.

    Bilder von Nina Papavasiliou und Mathias Heikenwälder stehen zum Download zur Verfügung:
    http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2020/bilder/Papavasiliou-Nina.jp...
    http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2020/bilder/Heikenwaelder-Mathia...
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    Die Nutzung ist kostenlos. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gestattet die einmalige Verwendung in Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Thema der Pressemitteilung bzw. über das DKFZ allgemein. Als Bildnachweis ist folgendes anzugeben: „Quelle: Jutta Jung / DKFZ“.
    Eine Weitergabe des Bildmaterials an Dritte ist nur nach vorheriger Rücksprache mit der DKFZ-Pressestelle (Tel. 06221 42 2854, E-Mail: presse@dkfz.de) gestattet. Eine Nutzung zu kommerziellen Zwecken ist untersagt.

    Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
    Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
    Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
    Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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