Prof. Dr. Walter Bruchhausen leitet die neue Abteilung für „Global Health“ am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn. Ermöglicht wird die Professur von der Dr. Hans Riegel-Stiftung, die auch das Gesamtstudienprogramm fördert. Im Rahmen der Stiftungsprofessur geht es dem 56-jährigen Mediziner und Theologen vor allem um eine richtige Sicht auf die globalen Gesundheitsprobleme und mögliche Lösungsansätze: „Die aktuelle Corona-Krise zeigt zur Genüge, dass wir Krankheitsbekämpfung grenzüberschreitend betrachten und angehen müssen.“
Seine bisherigen Forschungsschwerpunkte waren interkulturelle und anthropologische Medizinethik, Zusammenspiel von Medizin und Religion sowie die Geschichte der Medizin in Afrika. Erfahrungen in der medizinischen Not- und Entwicklungshilfe sammelte Prof. Bruchhausen unter anderem Mitte der 1990er Jahre in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Als junger Arzt war er dort für den Malteser Hilfsdienst tätig. Nach fast zehn Jahren an der Uniklinik der RWTH Aachen und anschließend an der Uniklinik Köln kehrt Prof. Bruchhausen jetzt wieder nach Bonn zurück, wo er zuvor seit 1997 am damaligen Medizinhistorischen Institut des Universitätsklinikums Bonn tätig war.
Die aktuelle COVID 19 Krise zeigt es deutlich: Der zunehmende Handels- und Reiseverkehr auf der ganzen Welt beschleunigt die Verbreitung von Gesundheitsgefahren über Grenzen von Ländern und Kontinenten hinaus. „Jüngst bei Ebola in Westafrika haben wir gesehen, dass es uns sehr wohl angeht, wie das Gesundheitswesen in weit entfernten Teilen der Welt funktioniert. Aber die Organisation des Gesundheitswesens in weltweiter Perspektive und seine soziokulturellen Bedingungen, von denen ja die Verfügbarkeit der vorbeugenden und heilenden Möglichkeiten der Medizin für alle abhängen, wird bisher nicht so systematisch erforscht und gelehrt“, beschreibt Prof. Bruchhausen den Schwerpunkt der neuen Stiftungsprofessur „Global Health – Social and Cultural Aspects“.
Zudem übernimmt er auch die Leitung des Studiengangs „Master of Science in Global Health Risk Management & Hygiene Policies“, der 2017 von dem Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Holzgreve des Universitätsklinikums Bonn initiiert und von der Dr. Hans Riegel-Stiftung seitdem unterstützt wurde. Prof. Holzgreve bedankt sich für die großzügige Unterstützung durch die Dr. Hans Riegel-Stiftung: „Somit gehen die wichtigen Stiftungszwecke vor allem Bildung, Mildtätigkeit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus, und das hat wiederum positive Auswirkungen auf Deutschland, wenn die im Gesundheitswesen ihrer teilweise armen Länder Tätigen nach ihrem Master in der UN-Stadt Bonn noch besser gerüstet in ihre Herkunftsländer zurückgehen und dort jeweils im Gesundheitswesen tätig werden.“ Prof. Bruchhausen ergänzt: “Der Kerngedanke war, dass Bonn als UN- und Wissenschaftsstadt mit seiner vielfältigen universitären und außeruniversitären Expertise prädestiniert ist, internationale berufserfahrene Studierende für die bekanntermaßen vernachlässigte öffentliche Gesundheit weiterzubilden, und das im Hinblick auf grenzüberschreitende Fragen“, sagt Prof. Bruchhausen. Ziel sei es, Absolventen auf Szenarien wie die aktuelle Corona-Krise vorzubereiten. Dr. Reinhard Schneider, Vorstandsvorsitzender der Dr. Hans Riegel-Stiftung betont: „Die Dr. Hans Riegel-Stiftung fördert die Professur und das Studienprogramm Global Health als ein anwendungsbezogenes und hochaktuelles Forschungsgebiet der Medizin, das bisher nicht ausreichend Beachtung fand. Durch die globale Referenz und Förderung gesundheitswissenschaftlicher Kompetenz unterstützt unsere Stiftung junge Menschen dabei, verbesserte Hygieneversorgung und -standards in ihren Herkunftsländern mitzugestalten.“
Ausgangspunkt für sein Engagement in Global Health
Mit dem Motiv als Arzt im Globalen Süden zu arbeiten, begann Prof. Bruchhausen sein Medizinstudium. Eine mehrmonatige Reise durch den Nahen Osten bis in den Sudan und eine Famulatur an zwei ostafrikanischen Krankenhäusern bestätigten ihm seinen Berufswunsch. Als Theologen sensibilisierten ihn die Seelsorge sowie die Beschäftigung mit dem Islam in Afrika und der kirchlichen Entwicklungshilfe schon früh für den Umgang mit Kranken und Gesundheitspersonal auch aus anderen Kulturräumen. Später war er unter anderem für den Malteser Hilfsdienst in Ruanda und der demokratischen Republik Kongo ärztlich tätig. „Es war befriedigend, mit ärztlicher Kunst und dringend nötigen Impfungen mehr Menschenleben zu retten als in der gleichen Zeit in Deutschland. Auf der anderen Seite war es zum Verzweifeln, Menschen aus Mangel an bestimmten Medikamenten oder Behandlungsverfahren sterben zu sehen, denen man in Deutschland sicher hätte helfen können“, sagt Prof. Bruchhausen. Denn viele Menschen in Afrika können sich lebensnotwendige medizinische Behandlung nicht leisten oder suchen vergeblich nach lebensrettenden Versorgungsmöglichkeiten. „Es fehlt dabei nicht nur an den finanziellen Mitteln, sondern an mehr: an einer Zivilgesellschaft, die Regierungen bei Fehlverwendung von Mitteln kritisieren und zu Reformen zwingen kann. Es fehlt aber auch an qualifiziertem Personal, an sicheren Verfahren zur Prävention, Diagnostik und Therapie mit Armut verbundener Tropenkrankheiten sowie an einer effektiven Organisation von Gesundheitseinrichtungen.“
Sein Wunsch, die Probleme des afrikanischen Gesundheitswesens besser zu verstehen und so zu deren Lösung beizutragen, führte Prof. Bruchhausen 1997 daher in die Wissenschaft, auch wenn er die ärztliche Tätigkeit vermisst. „Da ist viel Forschungsbedarf, etwa zum Erbe der Kolonialzeit, dem Beitrag der Entwicklungshilfe, der Rolle internationaler Organisationen“, sagt Prof. Bruchhausen. Für seine von der Volkswagenstiftung geförderten Studie über den medizinischen Pluralismus im südöstlichen Tansania wurde er 2008 von der Deutschen Afrika Stiftung mit dem Förderpreis für Wissenschaftler ausgezeichnet. „Es geht heute vor allem um eine richtige Sicht auf die globalen Gesundheitsprobleme wie die sozialen Determinanten von Gesundheit im globalen Süden. Es geht aber auch um die oft mangelhafte Gesundheitsversorgung von Migrierten und Geflüchteten. Da kann und muss man auch in Deutschland mehr tun.“
„Literatur und Kunst helfen, die Welt und das Leben besser zu verstehen“
Jetzt freut sich der gebürtige Bonner auf seine neue Aufgabe, für die er eine vielfältige Kompetenz mitbringt. „Zu den wichtigen Erfahrungen zählt sicher die gemeinsame Arbeit mit meiner Frau in Ruanda“, sagt der Familienvater von drei erwachsenen Kindern, von denen zwei mit in Afrika gewesen waren. „Zur in Afrika deutlich stärker spürbaren Lebensfreude gehören für mich Tanzen und Singen unbedingt dazu – ersteres inzwischen hauptsächlich nur noch im Karneval, letzteres auch im Chor und im Freundeskreis nach dem Wandern oder Skifahren.“
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Walter Bruchhausen
Stiftungsprofessur „Global Health – Social and Cultural Aspects“.
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit
Universitätsklinikum Bonn
E-Mail: walter.bruchhausen@ukbonn.de
Neue Stiftungsprofessur für „Global Health“ am Universitätsklinikum Bonn: Prof. Walter Bruchhausen w ...
© Katharina Wislsperger / UKB
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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