Wissenschaftler vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen haben mit einem internationalen Team den Nachweis für eine rein vegetarische Ernährung der ausgestorbenen Höhlenbären in Europa erbracht. Bislang deuteten Untersuchungen daraufhin, dass sich die großen Bären im heutigen Rumänien auch teilweise von Fleisch oder Fisch ernährten. Das Forscher*innen-Team konnte dies nun in einer kürzlich im Nature-Fachjournal „Scientific Reports“ erschienenen Studie mit einer neuen Methode widerlegen.
Höhlenbären (Ursus spelaeus) lebten in der letzten Kaltzeit vor etwa 100.000 bis 25.000 Jahren in Europa. Mit bis zu 3,50 Meter Länge und 1,7 Meter Schulterhöhe waren die in Europa weit verbreiteten Tiere deutlich größer als ihre heutigen Verwandten, die Braunbären. „Umso erstaunlicher ist die Erkenntnis, dass sich die Tiere – trotz ihrer Größe und zudem in einer kalten und trockenen Umgebung – nur von Pflanzen ernährten“, erklärt Prof. Dr. Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und fährt fort: „Während diese vegetarische Ernährungsweise für die allermeisten Höhlenbären Europas schon belegt ist, gab es bei Fossilfunden aus Rumänien zuletzt rege wissenschaftliche Diskussionen, ob sich die Bären dort auch von Fleisch ernährt haben könnten.“ Im Knochenkollagen der rumänischen Höhlenbären wurden isotopische Werte von Stickstoff gemessen, die sowohl denen einiger Fleischfresser, als auch denen reiner Pflanzfresser, wie Mammute, ähneln.
Um dieses Rätsel zu lösen hat Bocherens mit Dr. Yuichi Naito vom Nagoya University Museum in Japan und Dr. Ioana Meleg vom Emil Racoviță-Institute of Speleology der Romanian Academy und einem internationalen Team Fossilien aus drei verschiedenen Fossilfundstätten in Rumänien untersucht. „Wir haben spezielle Aminosäuren im Knochen-Kollagen der Fossilien gemessen und anschließend mit denen von anderen Höhlenbär-Knochen sowie mit typischen Fleisch- und Pflanzenfressern, in unserem Fall ein Löwe und ein Pferd, verglichen“, erklärt der Tübinger Biogeologe die von ihm angewandte neue Methode.
Die Ergebnisse des internationalen Teams zeigen, dass sich auch die Höhlenbären aus Rumänien rein pflanzlich ernährten, bevor sie vor etwa 25.000 Jahren ausstarben. Die Erkenntnisse zu den Fressgewohnheiten der ausgestorbenen Bären können laut der Studie auch heutige Schutzkonzepte beeinflussen. „Wenn wir die Hintergründe für das Aussterben der vegetarischen Höhlenbären besser verstehen, können wir auch eher Vorhersagen treffen, wie sich zum Beispiel Klimaveränderungen auf heutige ‚Vegetarier’, wie den Pandabären oder den Binturong, auswirken und entsprechende Maßnahmen ergreifen“, schließt Bocherens.
Prof. Dr. Hervé Bocherens
Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeo-environment (HEP)
Eberhard Karls Universität Tübingen
Tel. 07071- 29-76988
herve.bocherens@uni-tuebingen.de
Naito, Y.I., Meleg, I.N., Robu, M. et al. Heavy reliance on plants for Romanian cave bears evidenced by amino acid nitrogen isotope analysis. Sci Rep 10, 6612 (2020). https://doi.org/10.1038/s41598-020-62990-0
Höhlenbär-Fossilien in einer der untersuchten Höhlen in Rumänien.
Iona Meleg
Iona Meleg
Durch eine neue Untersuchungsmethode am Knochenkollagen konnten die rumänischen Höhlenbären als Pfla ...
Iona Meleg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geowissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Höhlenbär-Fossilien in einer der untersuchten Höhlen in Rumänien.
Iona Meleg
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Durch eine neue Untersuchungsmethode am Knochenkollagen konnten die rumänischen Höhlenbären als Pfla ...
Iona Meleg
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