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20.01.2004 15:01

Spitzenunis: Qualität für Viele statt Auslesen und Kürzen

HoF Wittenberg Öffentlichkeitsarbeit
HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung

    In der kontroversen Debatte um so genannte Elite- oder Spitzenuniversitäten setzt das HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung zuerst auf Breite und Qualität, als Voraussetzung für Spitzenleistungen. "Gute Leute haben unsere Hochschulen schon immer hervorgebracht", sagte der Direktor der Forschungseinrichtung, Professor Reinhard Kreckel.

    "Ein besonderes Markenzeichen des deutschen Hochschulwesens ist es immer gewesen, eine große Breite auf eine hohe Qualitätsplattform zu heben, an Universitäten genauso wie an Fachhochschulen, von Ostfriesland bis Passau. Ein Diplom, ein Magister, ein Staatsexamen aus Deutschland gilt überall als Qualitätssiegel. Das soll auch bei den neuen Bachelor- und Masterabschlüssen und bei wachsenden Studierendenzahlen so bleiben. Dafür muss die Akkreditierung sorgen", sagt Kreckel und weist darauf hin, dass im Gegensatz dazu die amerikanischen Studienabschlüsse extreme Qualitätsunterschiede aufweisen.

    "Da oben drauf auf diesen "deutschen Qualitätssockel" muss dann die Spitze, die auch besonders gefördert werden muss". Das sollte nach Meinung von Kreckel indessen an den Hochschulen geschehen, die es schon gibt. "Es macht wenig Sinn, gesonderte Einrichtungen - etwa eine Nationaluniversität - zu gründen", sagte er. "Wir haben die Breite und wir haben die Solidität.
    Jetzt gäbe es aber eine neue Situation: In nur 10 Jahren, von 1993 bis 2003, hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Studienanfänger in Deutschland von 25,5% auf 39,6% erhöht - ein Quantensprung, der in der Öffentlichkeit fast unbemerkt geblieben ist. Wir müssen jetzt alles dafür tun, dass auch wirklich alle diese jungen Menschen die solide Ausbildung bekommen, die dem deutschen Qualitätsstandard entspricht. Es darf nicht ein Teil mit einem Schmalspurstudium abgespeist werden. Es kommt in Zukunft nicht nur auf die Zahl der Hochschulabsolventen an, sondern vor allem auch auf ihre Qualität. Wenn wir das für unsere vielen neuen Studierenden erreichen können, dann ist mir um die Spitzenleistungen nicht bange".
    Dies sei derzeit allerdings durch die deutschlandweiten Kürzungen der Hochschulausgaben bedroht. "Die Studenten werden immer mehr und die Finanzen immer weniger", sagte Kreckel und verlangte mehr Augenmaß.
    "Aus unserer Ausbildung kommen Top-Leute, viele mit internationaler Ausrichtung". Manche von ihnen gingen ins Ausland, vor allem in die USA. Dies sei das Machtzentrum für Wirtschaft und Wissenschaft. "Eine solche Schwungmasse kriegen wir in Deutschland nicht hin", sagte Kreckel. Viele kehrten mit ihren Erfahrungen aus dem Ausland zurück, manche - manchmal die besten - blieben. "Wir können und wollen das nicht verhindern. Aber wir müssen uns anstrengen, dass unsere Hochschulen für erstklassige Leute von draußen attraktiv bleiben, da hat Frau Bulmahn schon recht."
    Wenn aus dem SPD-Vorstoß für Elite-Universitäten etwas herauskäme, dann wäre das sicher "wieder ein Förderprogramm". Das sei ja nichts Schlechtes. Es sollte aber nicht der Staat den Kurs der Wissenschaft bestimmen, sondern eher die deutsche Forschungsgemeinschaft. "Mit einigen Milliarden ließe sich ohnehin keine Harvard-Universität gründen". Aber man könnte Forschungsschwerpunkte, die sich in einem offenen Qualitätswettbewerb als die besten erweisen, gezielt fördern. "Sollte es dabei einer einzigen Universität gelingen, viele Förderschwerpunkte für sich zu gewinnen, so könnte sie sich ja als Spitzenuniversität betrachten."
    Wichtiger als die Gründung von Elite-Einrichtungen sei es aber, möglichst viele junge Leute heranzubilden, die es gelernt haben, mit neuen Aufgaben kompetent umzugehen und daraus etwas zu machen. In der heutigen Zeit werde es immer wichtiger, dass möglichst viele Menschen eine Lebensphase verbringen, in der sie intensiv mit Wissenschaft zu tun haben.

    Das HoF Wittenberg wurde 1996 als An-Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gegründet. Die Einrichtung ist das einzige Hochschulforschungsinstitut in Ostdeutschland. Es untersucht unter Reformgesichtspunkten die Hochschulentwicklung in Deutschland im internationalen Vergleich. Der Soziologe Prof. Dr. Reinhard Kreckel, seit 2001 Direktor des Instituts, war zuvor Rektor der Universität Halle-Wittenberg.

    Telefon: 03491/466-254
    Telefax: 03491/466-255
    institut@hof.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hof.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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