idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.05.2020 08:05

Corona-Pandemie: Patienten dürfen keinesfalls auf wichtige Diagnostik verzichten

Dipl.-Pol. Jörg Maas Pressearbeit
Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V.

    Erste repräsentative Umfrage vom 7.4.2020 unter 30 deutschen Universitätspathologien ergibt massiven Rückgang von Gewebe-Einsendungen. Daran lässt sich der Einbruch von ärztlicher Tätigkeit im stationären und insbesondere im ambulanten Bereich ablesen.

    Seit der Corona-Krise verzeichnen Pathologen einen deutlichen Einbruch bei eingesendeten Gewebeproben. Dies ergab eine erste repräsentative Umfrage vom 7. April 2020 unter 30 deutschen Universitätspathologien. Mehr als die Hälfte der Universitätsinstitute meldeten einen Rückgang von mehr als 20 Prozent seit Beginn der Corona-Krise 2020. Initiator dieser Umfrage war die DGP, Deutsche Gesellschaft für Pathologie.

    Da Pathologen sämtliche im Rahmen von Untersuchungen oder Operationen entnommenen Biopsien auf krankhafte Veränderungen untersuchen, lässt sich an rückläufigen Zahlen der Einbruch von ärztlicher Tätigkeit sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich ablesen.

    „Die Schließung von Praxen/Polikliniken und die Angst vor Ansteckung mit dem Covid-19-Virus hat viele Patienten von Arztbesuchen abgehalten“, erklärt Prof. Dr. Gustavo Baretton, Pathologe am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pathologie. Der Appell des Spezialisten: „Wir möchten die Patienten dringend auffordern, aus Angst vor Corona keinesfalls auf die Abklärung von Beschwerden zu verzichten. Jede und jeder sollte Symptome ernst nehmen und ärztliche Termine wahrnehmen.“

    Rund 230 000 Krebstodesfälle jährlich

    Die berechtigte Sorge um Vermeidung von Covid-19-Infektionen darf andere schwere Erkrankungen nicht aus dem Blick verlieren. „In Deutschland ist Krebs mit jährlich rund 230 000 Krebstodesfällen derzeit die zweithäufigste Todesursache – nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, weiß Prof. Baretton. „Diese Patienten mit schweren Erkrankungen darf man nicht vergessen.“

    Im Zuge der Krise wurden sämtliche Screening-Programme gestoppt. „Brust- und Darmkrebs sind zwei Beispiele von Tumoren, bei denen eine frühe Diagnose für eine erfolgreiche Therapie entscheidend ist“, betont der Pathologe. „In unserer Klinik – und auch nach Berichten von Kollegen – beobachten wir im Rahmen der Lockerungsmaßnahmen aktuell überdurchschnittlich viele positive Befunde, was auf eine verzögerte Diagnostik hindeutet – ohne dass bislang konkrete Zahlen vorliegen“.

    Auch die Zahl der in Tumorkonferenzen vorgestellten Patientenfälle sind deutlich zurückgegangen. In einzelnen Zentren, so eine Information der DGHO, Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, um bis zu 30 oder 50 Prozent. Prof. Baretton: „Es wurden Operationen hinausgezögert, weil in den Kliniken Intensivbetten vorgehalten werden mussten. Hier griff die gesetzliche Vorgabe, nicht dringliche – also sogenannte elektive – Operationen zu verschieben. Was darunter fällt, ist im Einzelfall nicht immer leicht zu entscheiden. Nur langsam normalisiert sich der Prozess wieder in den Kliniken.“

    Inzwischen haben sich der ambulante und stationäre Gesundheitsbereich auf die aktuelle Situation eingestellt und die Sicherheitsvorkehrungen verbessert. Wo möglich, finden telefonische oder telemedizinische Besprechungen statt. Auch das Patienten-Management mit zeitlich gestreckter Einbestellung von Patienten und Abstandsvorschriften sowie Hygienevorschriften wurden optimiert. Der Dresdner Spezialist: „So besteht derzeit kein Grund mehr, wegen Corona auf wichtige Diagnostik zu verzichten.“

    Pathologen arbeiten zu 95 Prozent am lebenden Menschen

    Die Arbeit von Pathologen ist im Rahmen der Covid-19-Krise verstärkt in den Fokus geraten. Ihre Obduktionsergebnisse haben entscheidend zum Verständnis beigetragen, welche Schäden die Infektion im Körper und in den Organen auslöst. „Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass die Arbeit von Pathologen zu etwa 95 Prozent an Einsendungen von lebenden Patienten stattfindet“, so Prof. Baretton. „Mit Hilfe der modernen histo- und molekularpathologischen Untersuchungen werden alle im Rahmen von medizinischen Prozeduren entnommenen Gewebeproben auf krankhafte Veränderungen analysiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Diagnostik von Krebserkrankungen. Damit tragen Pathologen entscheidend dazu bei, die individuell optimale Therapie zu identifizieren und dem einzelnen Menschen Lebensqualität zu erhalten.“


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).