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19.05.2020 09:43

Madagaskar-Kopal entpuppt sich als Harz

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Senckenberg-Wissenschaftlerin Mónica Solórzano Kraemer hat gemeinsam mit einem internationalen Team das Alter und die Herkunft des „Madagaskar-Kopals“ untersucht. Sie kommen in der heute im Fachjournal „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass der versteinerte Harz höchstens wenige hundert Jahre alt ist und daher keine paläontologische Relevanz hat. Die Harze können aber dazu dienen, den heutigen Artenverlust auf der ostafrikanischen Insel zu dokumentieren.

    Die sogenannten „Madagaskar-Kopale“ sind wegen ihrer zahlreichen Insekteneinschlüsse – in manchen der durchscheinenden Steine sind ganze Mückenschwärme zu finden ¬– beliebte Sammelobjekte unter Fossilienfreund*innen. „Auch in der Wissenschaft spielen die madagassischen ‚Kopale’ aufgrund dieser Inklusen eine große Rolle – in den letzten zwanzig Jahren wurden hierzu dutzende wissenschaftliche Aufsätze verfasst und etwa 120 neue Arten beschrieben“, erklärt Dr. Mónica Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt und fährt fort: „Erstaunlicherweise wurde aber das Alter und die Herkunft der Kopale nie im Detail untersucht.“

    Dieser Aufgabe hat sich die Frankfurter Bernsteinforscherin nun gemeinsam mit Kollegen aus Spanien Xavier Delclòs (Universitat de Barcelona) und Enrique Peñalver (Instituto Geológico y Minero de España) sowie Madagaskar Voajanahary Ranaivosoa (Université d'Antananarivo) angenommen. Die Forschenden begaben sich in drei Regionen der Insel auf die Suche nach den Kopalen und datierten diese anschließend mit der Radiokarbonmethode. Die Ergebnisse der 14C-Datierungen sind überraschend: Keines der untersuchten Stücke ist älter als 300 Jahre. „Die Harze stammen zudem allesamt von Animebäumen (Hymenaea), die seit dem Miozän also einer Zeit vor etwa 5 bis 23 Millionen Jahren, auf Madagaskar verbreitet sind. Dennoch konnten wir kein einziges Bernstein- oder Kopalstück finden, dass in diese Epoche fällt“, ergänzt Solórzano Kraemer.

    Laut der Studie können die „Madagaskar-Kopale“ und ihre Einschlüsse demnach nicht herangezogen werden, um Rückschlüsse auf längst vergangenen Lebenswelten oder deren Veränderungen zu ziehen. Das Wissenschaftler*innen-Team geht dagegen davon aus, dass die bislang beschriebenen Insektenarten in einem nur wenige hundert Jahre altem Harz gefangen und konserviert wurden.
    „Dennoch sind die Stücke von großem Wert – wir können mit ihrer Hilfe erkennen, wie sich die Artenvielfalt im Biodiversitätshotspot Madagaskar in den letzten 300 Jahren verändert hat und welche Arten in diesem Zeitraum schon im Zuge der starken Abholzung auf der Insel ausgestorben sind“, erläutert Solórzano Kraemer und mahnt an: „Dennoch müssen bisherigen Artbeschreibungen aus den madagassischen ‚Kopalen’ unbedingt kritisch überprüft werden, um taxonomische Fehler und falsche Rückschlüsse auf paläontologische Lebensräume zu vermeiden!“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Mónica M. Solórzano Kraemer
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
    Tel. 609- 7542 1127 oder
    0162- 8718301
    monica.solorzano-kraemer@senckenberg.de


    Originalpublikation:

    Xavier Delclòs, Enrique Peñalver, Voajanahary Ranaivosoa, Mónica M. Solórzano Kraemer (2020): Unravelling the mystery of “Madagascar copal’: age, origin and preservation of a Recent resin. PLOS ONE.
    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0232623


    Bilder

    Jünger, als gedacht: Madagaskar-Kopale.
    Jünger, als gedacht: Madagaskar-Kopale.
    Xavier Delclòs
    Xavier Delclòs

    Rezente Harzbildung an Hymenaea-Bäumen auf Madagaskar.
    Rezente Harzbildung an Hymenaea-Bäumen auf Madagaskar.
    Xavier Delclòs
    Xavier Delclòs


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Jünger, als gedacht: Madagaskar-Kopale.


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    Rezente Harzbildung an Hymenaea-Bäumen auf Madagaskar.


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