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22.05.2020 12:03

Zum Welt-Fahrrad-Tag am 3. Juni. Interdisziplinäre Radverkehrsforschung an der TU Dresden

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Am 3. Juni ist Welt-Fahrrad-Tag. Die UNO hatte den Aktionstag 2018 erstmals ausgerufen, um auf die vielfältigen Vorteile, die das Fahrradfahren für Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft bringen, aufmerksam zu machen und damit den Radverkehr zu befördern (https://www.un.org/en/observances/bicycle-day).

    An der Fakultät Verkehrswissenschaften der TU Dresden wird das Fahrradfahren intensiv und interdisziplinär erforscht. In zahlreichen Projekten untersuchen Wissenschaftler, welche Rahmenbedingen Radverkehr braucht, was ihn sicherer Macht und wie Menschen zum Radfahren motiviert werden können. Für Journalisten stehen die Experten mit weiteren Information als Interviewpartner gern zur Verfügung.

    Radverkehr sicher gestalten – Forschungsergebnisse (Auswahl)
    (Kontakt: Sebastian Hantschel, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, sebastian.hantschel@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-42394)
    Wie verhalten sich Radfahrende im Straßenraum, auf Geh- und Radwegen?
    • Radfahrende sind mit durchschnittlich 20 km/h auf selbstständigen Radwegen etwa gleich schnell unterwegs wie auf der Straße
    • Auf gemeinsamen Geh- und Radwegen fahren Radfahrende vorsichtiger
    • Nutzen Radfahrende einen Gehweg, wird dies häufig mit einem unsicheren Gefühl auf der Fahrbahn begründet. Bei langsameren Verkehr (max. 30 km/h) werden Gehwege seltener genutzt.
    • Radfahrende, die rechts-abbiegen, beachten rote Ampeln kaum.

    Welche Erkenntnisse gibt es zu Unfällen mit Radfahrenden?
    • Jeder 5. bis 8. Unfall mit Fußgängern oder Radfahrern steht im Zusammenhang mit Parken – v.a. sog. Dooring-Unfälle und Sichtbehinderungen
    • auf schmalen Radwegen gibt es eher Stürze und Unfälle zwischen entgegenkommenden Radfahrenden, auf breiteren Radwegen mehr Unfälle beim Überholen sowie mit Fußgängern
    • Dunkelziffer (nicht polizeilich gemeldete Unfälle) liegt bei 83 Prozent
    • Gehwegnutzung führt nicht zu mehr Unfällen

    Unter welchen infrastrukturellen Voraussetzungen ist Radverkehr am sichersten?
    • Fahren auf der Fahrbahn: geringe Geschwindigkeiten im Kfz-Verkehr, geringe Kfz-Verkehrsstärke, kein Parken am Fahrbahnrand
    • Selbstständige Geh- und Radwege: Am sichersten sind getrennte Geh- und Radwege mit baulicher Mitteltrennung, gefolgt von gemeinsamen Wege mit über vier Metern Breite. Am unsichersten sind getrennte Wege mit überfahr-/-gehbarer Trennung.

    Wer fährt eigentlich Fahrrad und warum? Wie kann zum Radfahren motiviert werden?
    Radfahrtypen (Ergebnisse einer Studie auf Basis Online-Befragung)
    (Kontakt: Dr. Angela Francke, Professur für Verkehrspsychologie, angela.francke@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-36647, Hintergrundinformationen: https://tu-dresden.de/bu/verkehr/ivs/voeko/forschung/forschungsprojekte/gps2-rad...)
    Radfahrtyp
    Typ A: Passioniert
    • im Vergleich höchste Motivation
    • fahren unter allen Witterungsbedingungen
    • fühlen sich subjektiv sicher
    • fahren eher kurze Distanzen und nutzten das Rad häufig
    • identifizieren sich selbst klar als Radfahrer/-in
    Typ B: Pragmatisch
    • fahren unter allen Witterungsbedingungen, eher kurze Distanzen
    • eher motiviert, v. a. instrumentell/pragmatisch
    • Spaß am Fahren steht nicht im Vordergrund
    • nutzten das Rad häufig
    • fühlen sich subjektiv gefährdet
    • sehen sich selbst als Radfahrer/-in
    • neigen zu Regelverstößen
    TYP C: Funktional • eher geringe Motivation, v. a. durch instrumentell/pragmatische Motive geleitet
    • fahren nur unter guten Witterungsbedingungen und eher selten
    • fahren hauptsächlich kürzere Distanzen
    • schätzen sich subjektiv eher als gefährdet ein
    • sehen sich selbst nicht als Radfahrer/-in
    Typ D: Ambitioniert
    • fahren weite Strecken unter allen Witterungsbedingungen
    • nicht instrumentell/pragmatisch, sondern v. a. Spaß am Fahren und Zugehörigkeit zur Gruppe der Rad fahrenden
    • zeigen mittlere Nutzungshäufigkeit
    • fühlen sich subjektiv sicher im Verkehr
    • sehen sich selbst als Radfahrer/-in

    Ändert Corona das Mobilitätsverhalten?
    (Kontakt: Dr. Angela Francke, Professur für Verkehrspsychologie, angela.francke@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-36647, Hintergrundinformationen: https://tu-dresden.de/bu/verkehr/ivs/vpsy/forschung/corona-mobilitaet)
    Während der Corona-Pandemie wurde am 20. 2020 März eine internationale Befragung zum Mobilitätsverhalten gestartet. Bisher liegen über 5.000 Datensätze aus Deutschland vor, die bereits erste Ergebnisse zeigen: Mehr als die Hälfte (59%) der Befragten gaben an, dass sich ihre Verkehrsmittelnutzung seit Ausbruch der Pandemie geändert hat. Für die einzelnen Verkehrsmittel zeigen sich dabei die größten Auswirkungen beim Öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie beim Rad- und Fußverkehr. Während die Befragten Bus und Bahn weniger nutzen, ergibt sich für den Rad- und Fußverkehr ein gegenteiliges Bild. Das am häufigsten gewählte Motiv für die veränderten Verkehrsmittelwahl ist die Verringerung der Ansteckungsgefahr.

    Wie kann Radfahren für Menschen mit Migrationshintergrund attraktiv gestaltet werden?
    (Kontakt: Dr. Angela Francke, Professur für Verkehrspsychologie, angela.francke@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-36647, Hintergrundinformationen: https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/node/20808)
    Aus Mobilitätserhebungen ist bekannt, dass Migranten das Fahrrad seltener als Verkehrsmittel in Erwägung ziehen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Für sie spielen dabei oft auch kulturell und sozialisationsbedingte Überlegungen eine Rolle. Die Studie gibt Empfehlungen zu wirksamen Radfahrmaßnahmen speziell für Menschen unterschiedlicher Herkunft in Deutschland.

    Können Gamification-Ansätze die Attraktivität des Radverkehrs steigern?
    (Kontakt: Juliane Anke, Professur für Verkehrspsychologie, juliane.anke@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-36703, Hintergrundinformationen: https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/node/21754)
    Wie können spielerische Elemente, die in eine Radweginfrastruktur integriert werden, das Radfahren attraktiver machen? Praktische Fragestellungen, wie „Wohin mit der Bewegungsenergie beim Anhalten an roten Ampeln?“ oder „Wie kann eine Steigung Spaß machen?“ können Anregungen bieten. Ziel ist es, einen praktischen Anwendungsfall für Kommunen als Konzept für Gamification im Radverkehr aufzubereiten, mit klaren Erfolgs- und Misserfolgskriterien zu verknüpfen und der kommunalen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

    Welche Einflussfaktoren begünstigen die aktive Mobilität im Alltag?
    (Kontakt: Caroline Koszowski, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, caroline.koszowski@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-35333, Hintergrundinformationen: https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/aktiv...)
    Was regt Menschen dazu an bzw. was hindert sie, öfter zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren? Zu den sozialpsychologischen Faktoren gehören zum Beispiel Einstellungen, Gewohnheiten, persönliche und soziale Normen. Subjektive Barrieren können in Einflussfaktoren wie Komfortanspruch, Sicherheitsgefühl, Flexibilität oder Privatsphäre liegen.

    Wie helfen digitale Daten und Anwendungen den Radverkehr attraktiver zu gestalten?
    Smartphone-App für die Erforschung des Radverkehrsverhaltens als Grundlage für die Verkehrsplanung
    (Kontakt: Sven Lißner, Professur für Verkehrsökologie, sven.lissner@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463 36929, Hintergrundinformationen: https://www.movebis.org/)
    Über eine freiwillig installierte App werden im Rahmen der jährlichen Aktion "STADTRADELN" Daten über zurückgelegte Radfahrten und den baulichen Zustand von Radwegen erhoben. In den beiden zurückliegenden Jahren haben sich bereits über 100.000 Nutzer beteiligt. Auf Basis dieses großen Datenpools können Karten erstellt werden, die aufzeigen, ob Radfahrer die eigens dafür angelegten Radwege nutzen oder doch eher Abkürzungen nehmen. Mit dem Wissen, dass Radfahrer sehr sensibel bezüglich der eigenen Sicherheit sind, Umwege vermeiden wollen und ungern anhalten, helfen die Daten, Rückschlüsse auf die Bekanntheit und Beschaffenheit der genutzten Radstrecken zu ziehen und bieten Ansatzpunkte für eine bedürfnisgerechte Gestaltung der Radverkehrsinfrastruktur.

    Smartphone App „Bike Now“ - Die Fahrrad-APP für eine grüne Welle
    (Kontakt: Sven Fröhlich, Professur für Verkehrsleitsysteme und -prozessautomatisierung, sven.froehlich@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463 36718, Hintergrundinformationen: http://vkwvlprad.vkw.tu-dresden.de/)
    Mit der Smartphone-App erhalten Radfahrende Geschwindigkeitsempfehlungen angezeigt bzw. angesagt, bei deren Einhalten die nächste Ampel während einer Grünphase erreicht wird. Damit entfällt das Warten an roten Ampeln und die Radfahrenden können entscheiden, ob sie etwas zügiger fahren möchten, um Grün noch zu erreichen oder lieber entspannt die nächste Grünphase nehmen wollen.
    Gleichzeitig werden anonyme Trackingdaten erhoben, die für eine Analyse des Radverkehrs und der Radverkehrsinfrastruktur sowie darauf aufbauend für die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs genutzt werden.

    Web-Anwendung zur Radverkehrssimulation
    (Kontakt: Stefan Huber, Professur für Verkehrsökologie, Stefan.huber1@tu-dresden.de, Tel.: 0351 463-43156, Hintergrundinformationen: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/mfund-projekte/bikeSim.html)
    Exemplarisch für die Stadt Dresden wird eine Web-Anwendung entwickelt, mit der die Nutzung von (Rad-)Verkehrsanlagen durch Radfahrende abgeschätzt werden kann. Das Simulations-Tool hilft Verkehrsplanern dabei abzuschätzen, wie stark bspw. neue Radwege oder Verkehrsübergänge genutzt werden würden. Dabei wird auf bereits vorhandene Routen-, Geo- und Verkehrsdaten zurückgegriffen. Ergebnis der Simulation sind Visualisierungen der (veränderten) Verkehrsströme.

    Informationen für Journalisten
    Die angegebenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gerne direkt kontaktiert werden.

    Allgemeine Rückfragen:
    Gertraud Schäfer – Fakultät Verkehrswissenschaften
    Tel: +49 (351) 463-34908/36763
    E-Mail: gertraud.schaefer@tu-dresden.de

    Pressestelle TU Dresden
    E-Mail: pressestelle@tu-dresden.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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