Der Renteneintritt ist ein einschneidender Umbruch im Leben, der sich potenziell sowohl positiv als auch negativ auf die subjektive Bewertung der eigenen Lebensqualität auswirken kann. Mithilfe von Daten aus dem Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) untersucht Valentina Ponomarenko (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) in ihrem in der aktuellen Ausgabe des Informationsdienst Soziale Indikatoren (ISI 64) erscheinenden Artikel die kurz- und langfristigen Veränderungen und kommt zu dem Schluss: Die Entwicklung der Lebenszufriedenheit nach der Verrentung hängt maßgeblich von der individuellen Situation ab.
Subjektives Wohlbefinden spielt eine wichtige Rolle für „erfolgreiches Altern“, hält gesund und verlängert die Lebenserwartung, das haben Studien in der Vergangenheit gezeigt. Doch welche Rolle spielt die Rente dafür? Auf der Basis der SHARE-Daten erfasst Valentina Ponomarenko in ihrer empirischen Studie die Entwicklung der subjektiven Lebenszufriedenheit mit dem Renteneintritt über einen längeren Zeitraum, in mehreren europäischen Ländern und für einzelne Bevölkerungsgruppen. Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe mit 35.210 Befragten aus 18 Ländern, die zwischen 2004 und 2017 mindestens zwei bis maximal fünfmal befragt wurden. Zum Zeitpunkt der ersten Befragung waren die Befragten zwischen 50 und 80 Jahre alt und noch nicht verrentet.
Die Modelle zeigen positive Veränderungen der Lebenszufriedenheit für alle untersuchten Teilpopulationen, jedoch variieren diese zwischen den Geschlechtern und den Umständen der Verrentung. Die geringste Veränderung zeigen Männer und unmittelbar vor Renteneintritt Erwerbstätige, sie erleben keine statistisch signifikante Steigerung der Lebenszufriedenheit. Bei Frauen hingegen steigt die Zufriedenheit mit dem Renteneintritt in geringem Maße – dieser Effekt ist so noch nicht dokumentiert und weicht von den Ergebnissen vorheriger Studien ab. Die größte Steigerung der Lebenszufriedenheit nach dem Übertritt in die Rente erleben jedoch Erwerbslose und (z.B. aufgrund einer Krankheit) Inaktive. Erklären lässt sich dieser Effekt mit der Rollentheorie: Während der Verlust der Rolle als Erwerbstätige(r), Fachkraft oder Ernährer(in) eine Verschlechterung der Lebenszufriedenheit bedeuten kann, kann das Ablegen der mit einem Stigma verbundenen Rolle der Erwerbslosigkeit die Lebenszufriedenheit positiv beeinflussen.
Im europäischen Vergleich zeigt sich: In den meisten untersuchten Ländern wirkt sich der Renteneintritt positiv aus, insbesondere in Polen, Spanien und der Tschechischen Republik. Österreich, Israel, Griechenland und Italien hingegen zeigen einen negativen Effekt der Rente auf die subjektive Lebenszufriedenheit. Um positive oder negative Ausreißer reduziert, ergibt sich ein geringer aber statistisch signifikant positiver Effekt der Rente auf die Zufriedenheit für den gesamten untersuchten europäischen Raum.
Besonders zufrieden sind Neurentnerinnen und -rentner zu Beginn ihrer Rente, wie die Langfristbetrachtung einer reduzierten Stichprobe von 6.000 Befragten zeigt, mit der Zeit flacht der positive Effekt ab. Rentnerinnen und Rentner erleben also offenbar eine „Flitterwochenphase“, in der sie neu gewonnene Freizeit und Freiheiten besonders genießen.
Zur aktuellen Ausgabe (ISI 64):
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