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22.01.2004 07:57

Rating im Krankenhaus

Jürgen Abel M. A. Pressestelle
Universität Bayreuth

    Krankenhäuser müssen ihren Kapitalbedarf zunehmend über Banken und am Kapitalmarkt decken. Ratingverfahren, die die Rückzahlungsfähigkeit beurteilen, sind dabei eine hilfreiche, wie auch noch zu sehr unterschätze Möglichkeit.

    Bayreuth (UBT). Detailfragen der externen Unternehmensfinanzierung waren für Krankenhäuser bisher ein allenfalls am Rande diskutiertes Thema. Im Zuge des zunehmenden Rückzugs kommunaler Finanzierungsträger sind die Kliniken aber zusehends gezwungen, sich Kapital von anderer Stelle zu besorgen, also insbesondere von Banken oder vom Kapitalmarkt. Externe Finanzmittel fließen aber nur, wenn die Geldgeber sicher sein können, dass sie ihr eingesetztes Kapital auch zurückerhalten. Ein wesentlicher Punkt, auf den sich Krankenhäuser daher in Zukunft einstellen müssen, ist, wie Dr. Hilko Holzkämpfer, Geschäftsführer der HVB Rating Advisory GmbH, bei einem Vortrag an der Universität Bayreuth ausführte, die Informationsbeschaffung über ihre Rückzahlungsfähigkeit im Zuge von Ratingverfahren.
    Holzkämper, der auf Einladung von Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Oberender (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre IV und Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie) das Thema "Rating im Krankenhaus" erläuterte, wies darauf hin, dass sich sowohl der Krankenhaussektor als auch der Bereich der Unternehmensfinanzierung in einem erheblichen Wandlungsprozess befinden. Die unter dem Stichwort "Basel II" bekannt gewordenen veränderten Anforderungen für die Eigenkapitalunterlegung von Krediten, eine bisher beispiellose Konsolidierungswelle im Bankensektor und immer stärker aufkommende Alternativen zur traditionellen Kreditfinanzierung (Leasing, Factoring etc.) würden derzeit die Bankenlandschaft umkrempeln. Für Kreditnehmer bedeute dies unter anderem erhebliche erhöhte Informationsanforderungen durch die Banken.
    Bis noch vor einigen Jahren hätte dies Entwicklung die Krankenhäuser nicht berührt. Aber auch sie müssen sich einem dramatischen Wandlungsprozess stellen. Insbesondere der Rückgang öffentlicher Zuwendungen und der sich verschärfende Wettbewerb im Krankenhaussektor machten es erforderlich, auf externe Unternehmensfinanzierung zurückzugreifen. Bisher hätten Krankenhäuser Kredite vor allem zu Überbruckungszwecken aufgenommen. Im Zuge der neueren Entwicklungen werde es aber zu dauerhaften Kreditbeziehungen kommen.
    Bei solchen Beziehungen werde ein Rating für Krankenhäuser unumgänglich. Ein Rating ist Beurteilung eines Unternehmens durch eine speziellen Ratingagentur (externes Rating) oder eine Bank (internes Rating). Dabei wird die Fähigkeit eines Schuldners, seinen Zins- und Tilgungsverpflichtungen rechtzeitig und vollständig nachkommen zu können, beurteilt. Auf Basis dieser Einschätzung trifft die Bank ihr Kreditvergabeurteil; Kapitalmarktakteure legen Ratingurteilen ihren Investitionsentscheidungen zugrunde.
    Aber nicht nur die Krankenhäuser müssen lernen, mit Rating umzughen. Auch umgekehrt müssen sich die Banken erst auf das neue Geschäftsfeld und seine Besonderheiten einstellen, so Holzkämper. So existiere ein Spezialrating für Krankenhäuser noch nicht und sei erst im Entstehen begriffen. Um zu verstehen, welche Problematik aus der Notwendigkeit eines Ratings für Krankenhäuser erwächst, müsse man, so Holzkämper, den Ratingprozess im Detail betrachten. Dieser setze sich sowohl aus quantitativen Elementen (Zahlenmaterial aus der Rechnungslegung) und qualitativen Informationen (Managementqualitäten etc.) zusammen. Da aber bei Krankenhäusern die Rechnungslegung häufig nicht sehr stark entwickelt sei und auch die Eigenkapitaldecke nur dünn sei, würden beim Rating von Krankenhäusern weiche Faktoren ein sehr starkes Gewicht einnehmen. Wie das Rating-Urteil dann aussehe, hänge sehr stark von der individuellen Situation der Klinik ab. Faktoren wie das politische Umfeld, die Eigentümerstruktur und die in der jeweiligen Region vorherrschenden medizinischen Indikationen würden hier eine Rolle spielen. Grundsätzlich würde den Krankenhäusern aber die Stabilität ihres Marktes zugute kommen. Sie könnten mit stetig fließenden Finanzströmen rechnen.
    Holzkämper zeigte auch die Möglichkeit eines externen Ratings auf, also die Bewertung durch eine unabhängige Ratingagentur, die ihr Urteil dann auch öffentlich macht. Diese Möglichkeit haben bisher nur wenige Krankenhäuser in Anspruch genommen. Dafür spreche aber die Unabhängigkeit von Banken, die erreichte Publizität und der damit mögliche Zugang zu Kapitalmärkten. Gleichzeitig stehe man aber ständig unter Aufsicht und müsse auch die Kosten des Rating tragen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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