Die klinische Forschung in Deutschland könnte noch besser sein, wenn die Strukuren der Universitätskliniken verändert würden. Davon ist Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), überzeugt. Der Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, macht "Klinische Forschung" deshalb auch zu einem Schwerpunktthema im Rahmen der 110. Jahrestagung seiner Gesellschaft, die vom 17. bis 21. April 2004 in Wiesbaden stattfindet.
Viele Universitätskliniken erfüllen heute nicht nur einen wissenschaftlichen Auftrag, sondern sind im hohen Maße auch in der medizinischen Betreuung von Patienten gefordert. Die Belastung durch die Krankenversorgung ist meist so hoch, dass sich die in der Klinik tätigen wissenschaftlichen Mitarbeiter kaum ihrer Forschungstätigkeit widmen können. "Beides ist nicht zu leisten", erklärt Professor Fölsch. "Durch die zunehmend auch bürokratischen Aufgaben im klinischen Alltag kommt die wissenschaftliche Arbeit der Mitarbeiter meist zu kurz."
Die klinische Forschung ist jedoch eine wichtige Voraussetzung, um Fortschritt und Qualität der Patientenversorgung nachhaltig und dauerhaft zu verbessern. Professor Fölsch fordert deshalb, die Strukturen in den Kliniken so zu ändern, dass junge Mediziner entscheiden können, ob sie sich auschließlich der Patientenversorgung oder dem wissenschaftlichen Arbeiten widmen wollen. "Forschen kann man nicht unter dem Druck des Klinikalltages. Die jungen Mediziner müssen sich vollständig darauf konzentrieren können", erklärt er. Um den wissenschaftlich/akademischen Weg für begabte junge Leute attraktiv zu machen, müssten außerdem aber auch Möglichkeiten für eine spätere Karriere in diesem Bereich geschaffen werden, betont der DGIM-Präsident Professor Fölsch.
Dass die Trennung von klinischem Arbeiten und Forschen funktioniert, zeigen nicht nur die USA, sondern auch erste Beispiele an deutschen Universitätskliniken. In Kiel sind beispielsweise drei viertel der jungen Ärzte am Krankenbett tätig; ein viertel arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiter - im Wesentlichen durch Drittmittel finanziert - an Forschungsprojekten. Der Austausch zwischen praktisch und wissenschaftlich tätigen Medizinern ist dabei eng: Klinische Studien können in direkter Abstimmung mit den Kollegen durchgeführt werden und neue Erkenntnisse der Forschung werden rasch in der Patientenversorgung umgesetzt.
Bislang planen die meisten Kliniken sämtliche wissenschaftliche Mitarbeiter für die Patientenversorung ein. Fölsch hofft jedoch, dass immer mehr Universitäts-kliniken einen Strukturwandel vollziehen. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft aller Beteiligten, Ressourcen neu zu planen. Um Lösungsansätze, wie das gelingen kann, geht es in verschiedenen Veranstaltungen des diesjährigen Internistenkongresses. "Von anderen lernen" ist beispielsweise das Ziel eines Symposiums, bei dem Experten aus Europa und den USA die unterschiedlichen Modelle vergleichen, wie klinische Forschung in ihren Ländern organisiert ist.
Terminhinweis:
Montag, 19. April 2004
Modelle klinischer Forschung im Vergleich
Symposium, 14.30 - 18.00 Uhr, Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden, Saal 11
Kontakt für Rückfragen:
Anne Katrin Döbler
Pressestelle der DGIM
Postfach 30 11 20
D-70451 Stuttgart
Tel: 0711 89 31 115
Fax: 0711 89 31 566
E-Mail: info@medizinkommunikation.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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