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11.06.2020 10:44

Volles Engagement für die Gesellschaft trotz geringer Anerkennung: Die Soziale Arbeit in der Corona-Pandemie

Katharina Kubisch Presse + Kommunikation
IUBH Internationale Hochschule GmbH

    Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie für die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Online-Erhebung mit rund 2.000 Beschäftigten aus der Sozialen Arbeit.

    Die ersten Trends der von Prof. Dr. Christina Buschle und Prof. Dr. Nikolaus Meyer durchgeführten Studie machen deutlich: Zwei von drei Befragten geben an, dass Schutzausrüstung am Arbeitsplatz fehlt und sie sich in ihrer Tätigkeit gesellschaftlich nicht ausreichend anerkannt fühlen. Zudem erwartet die Mehrheit der Befragten, dass sich die Folgen von Corona in der Sozialen Arbeit erst in den kommenden Wochen und Monaten abzeichnen werden.

    Die Corona-Pandemie verschärft die Arbeitssituation

    Die Arbeit hat sich für 43% der Befragten im Verlauf der Corona-Pandemie verdichtet und bisher geltende professionelle Standards haben sich verändert. Gerade Institutionen des Kinderschutzes wie das Jugendamt nehmen laut der Studie eine deutliche Abnahme des Kontakts von Angesicht zu Angesicht wahr, wohingegen die Kontaktaufnahme per Telefon, Mail und Messenger angestiegen ist. Diese Entwicklung kritisieren die Befragten aus Jugendämtern, Wohnungsnotfallhilfe sowie Elementarbildung besonders scharf, da sie den betroffenen Menschen nicht gerecht werde. „Weil wichtige Struktur- und Stützelemente des alltäglichen Lebens im Zuge des Lockdowns wegbrechen, gehen viele Befragte von einer zunehmenden Verschärfung der Lebenssituation ihrer Klientinnen und Klienten aus“, so Meyer. „Das wiederum hätte zur Folge, dass die eigentliche Mehrarbeit noch auf uns zurollt.“

    Die Befragten rechnen dementsprechend damit, dass das Ausmaß der Corona-Pandemie die Soziale Arbeit erst in den kommenden Monaten treffen wird, 55% gehen dabei von einer stärkeren Nachfrage bei den spezifischen Angeboten der Sozialen Arbeit (z.B. für wohnungslose Menschen und solche mit psychischen Erkrankungen) aus.

    Schutzausrüstung für Mitarbeitende fehlt

    Gleichzeitig wird deutlich: Vorgaben wie 1,5 Meter Abstand zum Eigenschutz sind nur für die Hälfte der Befragten zu realisieren. Parallel fehlt für Zweidrittel (70%) zum Befragungszeitpunkt Schutzausrüstung (vornehmlich persönliche Schutzausrüstung wie Mundschutz und/oder Desinfektionsmittel). Dennoch arbeiten über 60% der Befragten in den Einrichtungen weiterhin direkt mit ihren Adressatinnen und Adressaten.


    Nur ein Drittel der Befragten ist mit der gesellschaftlichen Anerkennung zufrieden

    Auch wenn die Tätigkeit für 55% nach eigenen Aussagen offiziell als systemrelevant eingestuft wurde, erleben die Befragten die Anerkennung durch die Gesellschaft weiterhin als gering. Nur 38% sind mit der aktuellen Anerkennung ihrer Tätigkeit zufrieden. Ergänzend dazu zeigt sich in den offenen Antworten: Bei denjenigen, die durch die Betreuung der eigenen Kinder doppelt belastet sind, wiegt die fehlende gesellschaftliche Anerkennung besonders schwer. „Hier wird aus Perspektive der Beschäftigten die gesellschaftliche und politische Geringschätzung der Sozialen Arbeit überdeutlich“, so Buschle.

    Erste Ergebnisse werden nun in der Fachzeitschrift „Soziale Passagen“ veröffentlicht. „Wir freuen uns über die Veröffentlichung in einem anerkannten Leitmedium und die Option des Open Access, so dass alle Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer ebenfalls die Trends einsehen können“, so Buschle und Meyer.

    Zur Studie:
    Für die nicht-repräsentative Studie wurden vom 7. bis 15. April 2020 Daten zu der aktuellen Beschäftigungssituation, der Umsetzung von Hygienemaßnahmen und der Kontaktaufnahme mit den Adressatinnen und Adressaten gesammelt. Teilgenommen haben deutschlandweit rund 2.300 Beschäftigte aus der Sozialen Arbeit. 1.870 vollständig ausgefüllte Fragebögen konnten für die Berechnungen verwendet werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    c.buschle@iubh-fernstudium.de


    Originalpublikation:

    Buschle, C. & Meyer, N. (2020): Soziale Arbeit im Ausnahmezustand?! Professionstheoretische Forschungsnotizen zur Corona-Pandemie. Soziale Passagen (1). doi: 10.1007/s12592-020-00347-0


    Bilder

    Prof Dr Christina Buschle forscht über die Folen von Corona in der sozialen Arbeit
    Prof Dr Christina Buschle forscht über die Folen von Corona in der sozialen Arbeit

    IUBH Internationale Hochschule


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof Dr Christina Buschle forscht über die Folen von Corona in der sozialen Arbeit


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