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12.06.2020 20:00

Toilettenpapier-Bevorratung könnte mit Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung stehen

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

    Menschen, die sich durch COVID-19 stärker bedroht fühlen und deren Persönlichkeit durch ein besonders hohes Maß an Emotionalität und Gewissenhaftigkeit geprägt ist, haben sich laut einer Studie von Theo Toppe vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Kolleg*innen im März 2020 eher mit Toilettenpapier bevorratet als Menschen, die diese Merkmale nicht haben.

    Nach der schnellen Verbreitung von COVID-19 in Europa und Nordamerika im März 2020 begannen viele Menschen damit, Waren wie Toilettenpapier zu horten. Einige Unternehmen berichteten von einem Anstieg der Toilettenpapierverkäufe um bis zu 700 Prozent, obwohl die Regierung dazu aufgefordert hatte, von "Panikkäufen" abzusehen.

    Für die Studie befragten die Forschenden 1.029 Erwachsene aus 35 Ländern, die sie über die sozialen Medien rekrutiert hatten. Zwischen dem 23. und dem 29. März 2020 füllten die Teilnehmenden einen Persönlickeitstest (Brief HEXACO Inventory; BHI) aus, der sechs große Persönlichkeitsbereiche umfasst. Darüber hinaus machten sie Angaben über ihren demografischen Hintergrund, wie stark sie sich durch COVID-19 bedroht fühlten, ihr Quarantäneverhalten und ihren Toilettenpapierverbrauch der letzten Wochen.

    Der zuverlässigste Indikator für eine Toilettenpapierbevorratung war, wie stark sich jemand durch die Pandemie bedroht fühlte; Menschen, die sich stärker bedroht fühlten, neigten dazu, mehr Toilettenpapier zu horten. Etwa 20 Prozent dieses Effekts waren auf das Persönlichkeitsmerkmal Emotionalität zurückzuführen: Menschen, die im Allgemeinen besonders besorgt und ängstlich sind, fühlen sich auch durch COVID-19 bedrohter und bevorraten sich eher mit Toilettenpapier. Auch die Persönlichkeitsdomäne der Gewissenhaftigkeit, zu der Merkmale wie Organisation, Fleiß, Perfektionismus und Vorsicht gehören, hatte Einfluss auf das Bevorratungsverhalten.

    Andere Beobachtungen waren, dass ältere Menschen mehr Toilettenpapier horten als jüngere Menschen und dass Amerikaner mehr Toilettenpapier horten als Europäer. Die Forschenden weisen darauf hin, dass die untersuchten Variablen nur etwa zwölf Prozent der Unterschiede hinsichtlich der Toilettenpapierbevorratung erklären, was darauf hindeutet, dass einige psychologische Erklärungen und situative Faktoren wahrscheinlich nicht berücksichtigt wurden. "Die subjektive Bedrohung durch COVID-19 scheint ein wichtiger Auslöser für die Bevorratung mit Toilettenpapier zu sein. Von einem umfassenden Verständnis dieses Phänomens sind wir jedoch noch weit entfernt", so Theo Toppe, Mitautor der Studie.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Theo Toppe
    Abteilung für Vergleichende Kulturpsychologie
    Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
    theo_toppe@eva.mpg.de


    Originalpublikation:

    Lisa Garbe, Richard Rau, Theo Toppe
    Influence of perceived threat of Covid-19 and HEXACO personality traits on toilet paper stockpiling
    PLOS ONE, 12 June 2020, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0234232


    Bilder

    Mit wie viel Toilettenpapier eine Person sich bevorratet könnte nicht nur davon abhängen, wie stark sie sich von COVID-19 bedroht fühlt, sondern unter anderem auch von ihren Persönlichkeitsmerkmalen.
    Mit wie viel Toilettenpapier eine Person sich bevorratet könnte nicht nur davon abhängen, wie stark ...

    Nori Blume


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Mit wie viel Toilettenpapier eine Person sich bevorratet könnte nicht nur davon abhängen, wie stark sie sich von COVID-19 bedroht fühlt, sondern unter anderem auch von ihren Persönlichkeitsmerkmalen.


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