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23.01.2004 14:52

Bundesregierung gibt Defizite in der Schmerzversorgung zu

Meike Drießen Bundesgeschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen sei in Deutschland "nicht überall optimal", so die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage mehrerer Abgeordneter der FDP-Fraktion. U. a. stünden zu wenige spezialisierte Ärzte für die Behandlung chronisch Schmerzkranker zur Verfügung. "Es wurde Zeit, dass eine Regierung das einsieht. Jetzt wird es aber Zeit, dass auch Reaktionen erfolgen", kommentiert Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS).

    Bochum, 23. Januar 2004
    Presseinformation Nr. 1/2004

    Bundesregierung gibt Defizite zu: Schmerzpatienten mangelhaft versorgt
    Prof. Zenz: Unqualifizierte Ärzte machen sich der Körperverletzung schuldig

    Die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen sei in Deutschland "nicht überall optimal", so die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage mehrerer Abgeordneter der FDP-Fraktion. U. a. stünden zu wenige spezialisierte Ärzte für die Behandlung chronisch Schmerzkranker zur Verfügung. "Endlich gibt die Bundesregierung Defizite zu: Millionen Schmerzkranke und viel zu wenig qualifizierte Therapeuten", kommentiert Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS). "Es wurde Zeit, dass eine Regierung das einsieht. Jetzt wird es aber Zeit, dass auch Reaktionen erfolgen." Zuständig, die offensichtlichen Missstände zu beheben, fühlt sich die Regierung aber nicht: Ärzte und Krankenkassen seien in der Pflicht.

    Horrende Kosten - in unbekannter Höhe

    Insgesamt schätzt die Regierung die Zahl der chronisch Schmerzkranken in Deutschland auf fünf bis acht Millionen. Schmerzerkrankungen verursachten der Volkswirtschaft jährliche Kosten in Höhe von 20,5 bis 28,7 Milliarden Euro heißt es - je nach Rechenmodell. "Die Bundesregierung weiß überhaupt nicht, was chronischer Schmerz kostet: Welche der zwei Rechnungen ist richtig?" so Prof. Zenz. Es werde höchste Zeit, dass exakte Zahlen vorgelegt werden, "schließlich geht es hier um 20 Milliarden - so viel wie mehrere 'Gesundheitsreformen'!" Chronischer Schmerz sei die bedeutendste Erkrankung, bedeutender als Herz-Kreislauf- und alle anderen Erkrankungen.

    Ministerin kennt ihre eigene Approbationsordnung nicht

    Angesichts dieser Fakten fordert er die Regierung zum Handeln auf. "Die Bundesregierung spricht von vielen Millionen Schmerzkranken und nur 1.000 Schmerztherapeuten - und tut nichts!", kritisiert er. Auf den einzelnen Arzt bezogen sei die mangelnde Qualifikation nicht unterlassene Hilfeleistung, sondern ein Straftatbestand: "Ein Arzt kann wegen Körperverletzung angeklagt werden, wenn er keinen qualifizierten Versuch zur Schmerzlinderung macht." Die Regierung sieht ihre Zuständigkeit allein auf die Rahmengesetzgebung beschränkt. "Für die ärztliche bzw. medizinische Versorgung sind primär die Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen sowie die Länder zuständig", heißt es. In der neuen Approbationsordnung für Ärzte, die seit Oktober 2003 gilt, kommt die Schmerztherapie nicht vor: "Im Gegensatz zu den Aussagen der Bundesregierung ist Schmerztherapie nicht Pflichtfach im Staatsexamen - die Ministerin kennt offensichtlich ihre eigene Approbationsordnung nicht", so Zenz.

    Ansprechpartner

    Prof. Dr. Michael Zenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), Universitätsklinik für Anaesthesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie Knappschaftskrankenhaus Langendreer, In der Schornau 23-25, 44892 Bochum, Tel 0234/299-3000, Fax 0234/299-3009, E-Mail: zenz@anaesthesia.de

    Weiterführende Links

    Antwort der Bundesregierung: http://dip.bundestag.de/btd/15/022/1502295.pdf
    Leitlinienübersicht: http://www.dgss.org/Leitlinien%20.html
    Weiterbildung Spezielle Schmerztherapie: http://www.dgss.org/index.html?Service.html~FrameDAAF


    Weitere Informationen:

    http://dip.bundestag.de/btd/15/022/1502295.pdf
    http://www.dgss.org/Leitlinien%20.html
    http://www.dgss.org/Leitlinien%20.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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