idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.06.2020 16:34

Ein Neandertaler aus der Tschagyrskaja-Höhle

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

    Bisher hatten Forschende die Genome von zwei Neandertalern in einer hohen Qualität sequenziert. Einer dieser beiden Neandertaler stammte aus der Vindjia-Höhle im heutigen Kroatien, der andere aus der Denisova-Höhle im sibirischen Altai-Gebirge. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat nun das Genom eines dritten Neandertalers in einer hohen Qualität sequenziert, dessen Überreste in der etwa 106 Kilometer von der Denisova-Höhle entfernten Tschagyrskaja-Höhle gefunden worden waren.

    Die Forschenden extrahierten DNA aus Knochenpulver und sequenzierten diese in einer hohen Qualität. Sie zeigen, dass die Knochen von einer Neandertaler-Frau stammen, die vor 60.000 bis 80.000 Jahren lebte, und dass sie und andere sibirische Neandertaler in kleinen Gruppen von weniger als 60 Individuen zusammenlebten. Der Vergleich mit anderen Neandertalergenomen ergab, dass die Neandertaler-Frau aus der Tschagyrskaja-Höhle enger mit dem kroatischen als mit dem sibirischen Neandertaler, der etwa 40,000 Jahre vor ihr lebte, verwandt war. Die Neandertaler-Populationen aus Westeuropa scheinen also irgendwann diejenigen aus Sibirien ersetzt zu haben.

    „Außerdem fanden wir heraus, dass die Gene, die während der Adoleszenz im Striatum exprimiert wurden, mehr Veränderungen unterlegen waren, die eine Änderung der resultierenden Aminosäure zur Folge hatten, als das in anderen Bereichen des Gehirns der Fall war“, sagt Fabrizio Mafessoni, Erstautor der Studie. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Striatum – ein Teil des Gehirns, der verschiedene Aspekte der Kognition wie Planung, Entscheidungsfindung, Motivation und Belohnungswahrnehmung koordiniert – bei Neandertalern eine einzigartige Rolle gespielt haben könnte.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Svante Pääbo
    Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
    +49 341 3550-500
    paabo@eva.mpg.de


    Originalpublikation:

    Fabrizio Mafessoni et al.
    A high-coverage Neandertal genome from Chagyrskaya Cave
    PNAS, 16 June 2020, https://doi.org/10.1073/pnas.2004944117


    Bilder

    Forschende haben das Genom eines Neandertalers aus der Tschagyrskaja-Höhle im Altai-Gebirge in einer hohen Qualität sequenziert.
    Forschende haben das Genom eines Neandertalers aus der Tschagyrskaja-Höhle im Altai-Gebirge in einer ...

    Dr. Bence Viola, Dept. of Anthropology, U. of Toronto


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Forschende haben das Genom eines Neandertalers aus der Tschagyrskaja-Höhle im Altai-Gebirge in einer hohen Qualität sequenziert.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).