Die Meereswissenschaften sind - wie andere Naturwissenschaften auch - nach wie vor männlich dominiert und weisen einen deutlichen Mangel an Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen auf. Das EU-Projekt Baltic Gender, koordiniert vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, unterstützt und begleitet seit 2016 einen Wandel hin zu weniger Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in seinen acht Partnerinstitutionen im Ostseeraum. Auf seiner Abschlusskonferenz in dieser Woche präsentiert das Projekt einem internationalen Publikum neue Methoden und Ansätze, um dieses Ziel zu erreichen.
Mitte Mai wurde bekannt, dass die Klimaforscherin Professorin Katja Matthes im Oktober 2020 die Nachfolge von Professor Peter Herzig als Direktorin des GEOMAR antreten wird. Dann werden zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Meeresforschung Frauen an der Spitze der beiden größten Institutionen auf diesem Gebiet (GEOMAR und AWI, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung) stehen. Doch generell ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen der Meeresforschung trotz dieser Entwicklung nach wie vor gering.
Seit 2016 fördert und begleitet das vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordinierte EU-Projekt Baltic Gender einen Wandel hin zu mehr Gleichstellung der Geschlechter in seinen acht Partnerinstitutionen im Ostseeraum. Heute hält das Projekt seine Abschlusskonferenz ab - aufgrund der COVID-19-Pandemie als Webinar - und präsentiert mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa und dem Rest der Welt neue Methoden und Ansätze, um die Gleichstellung der Geschlechter voranzubringen.
„Die wichtigste Innovation von Baltic Gender ist eine neue Methodik, genannt GenderWave, die untersucht, wie die Gender-Perspektive in die Inhalte der Meeresforschung integriert werden kann“, erklärt Prof. Matthes, die dieses Projekt in den vergangenen vier Jahren koordiniert hat. „GenderWave enthält eine Liste von Fragen, die mit einführenden Texten und Beispielen ausgearbeitet wurde und die von Meeresforscherinnen und -forschern bei der Gestaltung ihrer Projekte verwendet werden kann. Ab August 2020 wird sie auch als digitale Anwendung zur Verfügung stehen. Diese füllt damit eine Lücke, denn die Forschungsförderer stufen Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung zunehmend als mitentscheidend für die Bewilligung von Projekten ein", erklärt Dr. Helena Valve, die als Senior Researcher am Finnischen Umweltinstitut die Entwicklung dieser neuen Methodik leitete.
Baltic Gender unterstützte auch strukturelle Veränderungen in den Partnerinstitutionen hin zu mehr Gleichstellung der Geschlechter. „Wir haben eine Broschüre über diese strukturellen Veränderungen in den Meereswissenschaften veröffentlicht. Sie enthält 13 Best-Practice-Beispiele für Maßnahmen und Aktivitäten, die Chancengleichheit, transparente Prozesse und faire Zusammenarbeit unterstützen“, sagt Dr. Iris Werner, Gleichstellungsbeauftragte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, deren Team die Broschüre erstellt hat.
Baltic Gender half ebenso bei der Umsetzung eines der ersten Gleichstellungspläne im Hochschulbereich in Estland und Litauen. „Das Projekt gab den Anstoß, strukturelle Veränderungen in den Abteilungen für Meeresforschung einzuleiten, die nun Eingang in die Strategie der gesamten Universität finden“, sagt Dr. Viktorija Vaitkevičienė, die Vorsitzende des Vorstands des Meeresforschungsinstituts der Universität Klaipeda (Litauen). Darüber hinaus verstärkte das Projekt Initiativen wie ein internationales Mentoring-Programm, Workshops und Schulungen zu Themen wie Führung sowie die Datenerhebung zu geschlechtersensiblen Indikatoren.
„Diese Ergebnisse aus Baltic Gender können in anderen Institutionen der Meeresforschung und sogar darüber hinaus umgesetzt werden. Die Präsentationen der Abschlusskonferenz sowie die Links zu den Produkten sind auf der Projektseite verfügbar", betont Prof. Matthes.
„Die Ergebnisse von Baltic Gender kommen mit Blick auf die UN-Dekade der Meereswissenschaften für nachhaltige Entwicklung 2021 bis 2030 genau zur richtigen Zeit", sagt Professorin Katja Matthes. „Das Projekt endet zwar im August 2020, aber wir sind überzeugt, dass die Anstöße, die es geliefert hat, weiterhin Wirkung zeigen werden. Im Baltic Gender-Konsortium haben wir mehrere Ideen, wie wir das Netzwerk aufrechterhalten und die Ergebnisse, die wir im Hinblick auf mehr Gleichstellung der Geschlechter in den Meereswissenschaften erreicht haben, ausbauen können", fügt sie hinzu.
Die Mitglieder des Baltic-Gender-Konsortiums:
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (Koordination)
Estonian Marine Institute, Universität Tartu (UT-EMI), Estland
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Fachhochschule Kiel
Universität Klaipėda, Litauen
Universität Lund, Schweden
Finnish Environment Institute SYKE, Finnland
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
http://www.geomar.de GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
https://www.baltic-gender.eu/ Die Baltic Gender Webseite
https://www.baltic-gender.eu/webinar Die Baltic Gender Abschlusskonferenz
https://www.baltic-gender.eu/outcomes Übersicht über die Baltic Gender Ergebnisse
Das Projekt Baltic Gender unterstützt und begleitet seit 2016 einen Wandel hin zu weniger Ungleichhe ...
Jan Dierking/GEOMAR
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Meer / Klima
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Das Projekt Baltic Gender unterstützt und begleitet seit 2016 einen Wandel hin zu weniger Ungleichhe ...
Jan Dierking/GEOMAR
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